TDiese Ärzte helfen im Landkreis Stade, wenn Kinder in Not sind

Feiern 20-jähriges Bestehen ihres Vereins: die Kinderärzte vom Bereitschaftsdienst in der Stader Kinderklinik. Foto: Strüning
Sie sind häufig Retter in der Not: die niedergelassenen Ärzte, die außerhalb der Praxiszeiten einen Bereitschaftsdienst für kranke Kinder im Stader Elbe Klinikum anbieten.
Stade. Freitagnachmittag in der Ambulanz der Stader Kinderklinik. Claudia Strunk hat um 16 Uhr den Bereitschaftsdienst angetreten, normalerweise arbeitet sie als Kinderärztin gar nicht weit vom Krankenhaus entfernt in ihrer Praxis in der Bremervörder Straße. In der Kinderklinik erwartet sie das pralle Leben.
Geklemmter Finger und akute Lungenentzündung
Eine Mutter kommt mit ihrer Tochter in die Ambulanz. Die Kleine hat sich in der Kita den Finger geklemmt. Das muss dann doch behandelt werden. Ein dreieinhalb Jahre alter Junge erreicht mit seinem Vater völlig schlapp die Sprechstunde. Er hat eine Lungenentzündung, wird wohl gleich zu den Kollegen von der Kinderklinik überwiesen und stationär aufgenommen werden müssen. Die nächste Patientin hat eine schwere Mittelohrentzündung. So geht es bis 20 Uhr, wenn die Sprechstunde freitags beendet wird.
Von 16 bis 20 Uhr besteht dieses Angebot auch mittwochs, wenn die Praxen der niedergelassenen Ärzte geschlossen sind. An Wochenenden und Feiertagen hat die Ambulanz von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Getragen wird dieses zusätzliche und deutschlandweit jenseits der großen Städte sehr seltene, wenn nicht gar einmalige Angebot vom Verein Zentraler Kinder- und Jugendärztlicher Notdienst. Der besteht seit 20 Jahren.
Vor 20 Jahren: Der erste Notdienst in der Kinderklinik
Am 2. Oktober 2004 bot der Notdienst seine erste Sprechstunde in den Räumen der Stader Kinderklinik an. Mit an Bord sind Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Hemmoor, Zeven, Bremervörde, Stade und Buxtehude. Sie teilen sich die Dienste auf, begleitet von medizinischem Fachpersonal.
Abrechnung und Organisation des Bereitschaftsdienstes der niedergelassenen Ärzte übernimmt die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die durch ihren Vorsitzenden Dr. Stefan Brune einen großen Fürsprecher dieser Zusatzleistung stellt, so die Kinderärzte unisono. Das Verhältnis untereinander und zur Klinik war nicht immer so harmonisch.
Deswegen hat die Umsetzung so lange gedauert
Zehn Jahre dauerte es, bis die gute Idee, im Landkreis Stade einen Notdienst für akut erkrankte Kinder einzurichten, in die Tat umgesetzt wurde. Bernhard Vogel, Ehrenvorsitzender des Vereins, war von Anfang an dabei und kann sich noch gut an das Hin und Her der frühen Jahre erinnern.
1994 war es Vogel mit seinem Kollegen Dr. Wolfdieter Jenett, beide aus Stade, die bei der KV in Stade den ersten Antrag auf einen kinderärztlichen Notdienst stellten. Die KV ist für die Zulassung zuständig. Der Notdienst der Hausärzte sollte entlastet, die kleinen Patienten kindgerecht behandelt werden, so der Ansatz.
Der Antrag wurde abgelehnt. Der Betrieb der Kliniken und die Arbeit der niedergelassenen Ärzte sollte nicht vermengt werden, so die Begründung.
Die Praxen sind am Tage da, um die Kinder zu versorgen, die Klinik in Stade, wenn es nachts pressiert, so das Mantra. Mit Dr. Henning Kehrberg als Leiter der Kinderklinik kam 1999 neuer Schwung in das Thema. Diesmal lehnte das Krankenhaus ab - aus Kostengründen, wie es hieß.
2003 der nächste Versuch verbunden mit dem Namen Dr. Raydt als Vorsitzender der KV Stade, und siehe da: Nach anfänglich fehlender Entschlossenheit der Kinderärzte, wie es Vogel in seiner Chronik formuliert, taten sich die Kollegen zusammen.
In der Kinderambulanz weht ein frischer Wind
Der Verein wurde gegründet, der Notdienst, der heute Bereitschaftsdienst heißt, ins Leben gerufen, und zwar in eher provisorischen Räumen der Kinderklinik und nicht in den Arztpraxen. Das Modell, dass die Erziehungsberechtigten ihre Kinder in die Klinik bringen müssen zur Behandlung, ist bis heute geblieben.
2010 wurden die Räume saniert. Heute begrüßt das kleine Holzschiff Arche Noah die Patienten im Alter zwischen 0 und 18 Jahren. Die Ambulanz ist maritim geprägt, mit Rettungsring, Segeln und Motiven von der Küste wie Strandhafer und Leuchtturm. Im Wartezimmer ist Spielzeug, die Stühle sind kunterbunt.
Medizinische Hilfe außerhalb der Praxiszeiten
14 Ärzte teilen sich den Bereitschaftsdienst, dazu gesellen sich drei Fachangestellte. An normalen Tagen werden 60 bis 80 Patienten behandelt, in Infektionszeiten deutlich mehr. „Das ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Petra Janssen aus Bremervörde, die Vorsitzende des Vereins.
Wessen Kind außerhalb der Praxiszeiten medizinische Hilfe braucht, wählt 04141/660866, bei lebensbedrohlichen Situationen 112.