TDiese Nachricht macht Mut: Neue Firma im Chemie-Park Stade

Direkt an der Elbe liegt der Chemie-Park mit den Werken von Dow, AOS oder Olin. Mit dem neuen Energiehafen, dem LNG-Terminal und Prime Lithium würde sich die Zusammensetzung stark verändern. Foto: Martin Elsen
In den Chemie-Park kommt Bewegung: Neben dem Bau des Hafens und des LNG-Terminals plant jetzt ein Lithium-Hersteller, seine Produktion in Stade aufzunehmen. Es geht dabei auch um die Zukunft der E-Akkus - und die Konkurrenz zu China.
Stade. Die Prime Lithium AG ist ein relativ junges Unternehmen und ein Ableger der Deutschen Rohstoff AG mit Sitz in Mannheim. Die handelt vor allem mit Öl und Gas. Prime Lithium erforscht seit Juli des Jahres in Stade in einem Labor auf dem Dow-Gelände, inwieweit auch in Deutschland Chemikalien für den Batterieantrieb von Autos hergestellt werden können. Dieser Markt wird von China beherrscht.
Das Prime-Lithium-Team besteht derzeit aus etwa 20 Mitarbeitern, teilt ein Unternehmenssprecher auf TAGEBLATT-Nachfrage mit. Verschiedene Industrieexperten unterstützten das Projekt zusätzlich. „Wir sind ein wachsendes Team. Und wir suchen weitere Mitarbeiter gerade für unser Forschungs- und Entwicklungszentrum im Chemiepark Stade, insbesondere Chemiker, Verfahrenstechniker und Laboranten“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Prime Lithium setzt also am Standort Stade auf Expansion.
Prime Lithium: Erst Labor, dann Pilotanlage
Für weitere Pläne hat sich das Unternehmen eine Fläche von 22 Hektar im von Dow betriebenen Chemie-Park reserviert. Das Industriegelände auf Bützflethersand hat einen Umfang von etwa 550 Hektar.
Zunächst werde in Stade an sehr anspruchsvollen Fragestellungen geforscht, so das Unternehmen. Die Erkenntnisse flössen in das Design der Pilotanlage ein. 2025 soll diese Anlage aufgebaut und ab 2026 intensiv genutzt werden. Die Pilotanlage soll Erkenntnisse für den Betrieb der Großanlage liefern. 2027/2028 können dann die Entscheidungen für dem Bau der Großanlage getroffen werden, welche 2030 angefahren werden könnte. Sollte es so kommen, wäre das ein großer Gewinn für den Standort.
Da es sich um ein „sehr ambitioniertes und komplexes Vorhaben“ handele, könne das Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben zu Investitionen und zukünftigen Arbeitsplätzen machen. Jetzt seien erst mal die Forscher und Ingenieure gefordert. Der weitere Zeitplan hänge vom Fortschritt der Genehmigungsverfahren, den Ergebnissen der Optimierungsarbeiten sowie der Finanzierung ab. Die Gesellschafter der Prime Lithium planen, mittelfristig weitere Investoren aufzunehmen sowie Fördermittel einzuwerben.
Diese Gründe sprechen für Stade als Lithium-Standort
Der Unternehmenssprecher sagt aber auch: „Das ist eine wichtige und gute Entscheidung für den Standort Stade. Und es ist eine gute Nachricht für eine hochmoderne, eigenständige Lithiumversorgung für in Deutschland herzustellende Batterien und für die Zukunft der neuen Elektromobilität in Deutschland.“
Aber wieso in Stade? Offenbar hat sich der Chemie-Park auf Bützflethersand im Duell mit Brunsbüttel durchgesetzt. Nach Ansicht des Prime-Lithium-Managements gibt es nur wenige Standorte in Deutschland, die ähnlich gute Voraussetzungen bieten, um eine Produktionsanlage zur großtechnischen und nachhaltigen Herstellung von Lithiumhydroxid zu errichten.
Die beiden Standorte, Brunsbüttel und Stade, beide mit Seehafenanschluss, seien die klaren Finalisten eines intern geführten Wettbewerbs gewesen. Es war ein „Kopf an Kopf“-Rennen, so Prime Lithium. Für Stade sprachen am Ende Vorteile wie etwa die Verfügbarkeit wichtiger Basisstoffe wie die Natronlauge per Pipeline aus der Dow-Produktion.
Auch die Möglichkeit der Ansiedlung auf der Kernfläche des Chemieverbundes war ein Plus für Stade. Prime Lithium sehe zudem Synergien mit dem hier bereits arbeitenden Forschungslabor und Vorteile durch den bestehenden Bebauungsplan. Jan-Philipp Weitz, CEO Deutsche Rohstoff AG: „Die Reservierungsvereinbarung in Stade ist ein Meilenstein und bietet aufgrund des Verbunds sowie der Lage signifikante Wettbewerbsvorteile.“
Vorteil in Stade: Grüne Gase und grüner Strom
Die Option auf eine grüne Energieversorgung wird auch genannt. Dazu zählen der angedachte Import von später grünem Ammoniak über den Seehafen und der 380-kV-Anschluss, der regenerativ gewonnenen Offshore-Strom bietet. Nicht zu vergessen: der Hafen am seeschifftiefen Wasser der Elbe. Prime Energy wird voraussichtlich Rohstoffe aus Australien in Stade verarbeiten.
Die Prime Lithium AG ist ein 88-prozentiges Tochterunternehmen der Deutsche Rohstoff AG, die 2021 die Gesellschaft gründete, um „sich in der schnell wachsenden Batteriewertschöpfungskette in Deutschland zu positionieren“.
Lithium sei der wichtigste Rohstoff für moderne Hochleistungsbatterien für die Elektromobilität. In den vergangenen zwei Jahren arbeitete ein Team der Deutsche Rohstoff zusammen mit externen Experten daran, geeignete Verfahren zur Verarbeitung von Lithium-Vorprodukten zu identifizieren und eine mögliche Umsetzung in Deutschland zu prüfen.
Energiewende
Wasserstoff-Achse zwischen Stade und Sydney geknüpft
Der Prime-Lithium-Chef war einst Manager bei Bayer
Als Chef der Prime Lithium AG konnte Dr. Axel C. Heitmann gewonnen werden. Er hat laut Unternehmensangaben mehrere Jahrzehnte Erfahrung als Top-Manager im Bayer-Konzern gesammelt und von 2004 bis 2014 die Lanxess AG erfolgreich in den DAX geführt. Er hat zwölf Prozent der Anteile der Prime Lithium übernommen und ist damit, neben der Deutschen Rohstoff AG, einziger Aktionär der Gesellschaft.
Kurzfristiges Ziel der Prime Lithium stelle die verfahrenstechnische Optimierung der Lithiumverarbeitung dar, woran bereits auf dem Gelände des Stader Chemieparks gearbeitet wird. Das langfristige Ziel ist es, Batteriechemikalien von höchster Reinheit und Qualität zu produzieren.