Zähl Pixel
Krise

TDörfer werden ihr Bauland nicht mehr los

Noch ist das Baugebiet Heringskoop eine grüne Wiese. Aber Uwe Blohm (rechts), Bürgermeister der Gemeinde Nordleda, und Verwaltungsvertreter Sönke Westphal hoffen auf den Titan-Effekt.

Noch ist das Baugebiet Heringskoop eine grüne Wiese. Aber Uwe Blohm (rechts), Bürgermeister der Gemeinde Nordleda, und Verwaltungsvertreter Sönke Westphal hoffen auf den Titan-Effekt. Foto: Mangels

Hohe Zinsen und stark gestiegene Preise führen gerade dazu, dass viele Familien ihre Hausbaupläne fallen lassen. Das trifft kleinere Gemeinden - wie ein Beispiel aus dem Kreis Cuxhaven belegt.

Von Christian Mangels Dienstag, 06.08.2024, 11:44 Uhr

Nordleda. Der Wind weht durchs kniehohe Gras, trübe Wolken ziehen über das Baugebiet Heringskoop, und weit und breit kein Mensch. Kein Haus, keine Mauer. Nicht mal eine Baumaschine. Es braucht viel Vorstellungskraft, um sich auf der Grünfläche neben der Landesstraße 118 ein lebendiges Wohnviertel auszumalen.

Der Rat der Gemeinde Nordleda hatte den Bebauungsplan für die rund 14.000 Quadratmeter große Fläche mit ihren 13 Bauplätzen vor drei Jahren mit großen Ambitionen auf den Weg gebracht. Ein Stückchen vom Wachstum in der sieben Kilometer entfernten Medemstadt Otterndorf abzubekommen, das war der große Traum.

Zunächst schien der Plan aufzugehen: „Wir hatten eine Liste mit 29 Interessenten“, erzählt Bürgermeister Uwe Blohm (CDU). Doch dann kamen Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise und Konjunktursorgen - und alle Bewerber sprangen ab. „Die Baupreisentwicklung und die Zinsen lassen zurzeit vielfach den Traum vom Eigenheim platzen“, versucht sich Sönke Westphal, Verwaltungsvertreter der Gemeinde Nordleda, an einer Erklärung. Aktuell gebe es keinen einzigen Bauwilligen für das Baugebiet Heringskoop.

Immer mehr Bauwillige ziehen die Reißleine

Nordleda steht mit dieser Entwicklung nicht allein da. Deutschlandweit ziehen immer mehr Bauwillige die Reißleine, wie eine Umfrage des Instituts Allensbach zeigt. Drei Viertel der Deutschen haben demnach zwar nach wie vor den Wunsch, im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung zu leben, aber nur noch gut jeder Zweite (53 Prozent) glaubt, dass es sich lohnt, ein Eigenheim zu kaufen beziehungsweise zu bauen. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 74 Prozent.

Auch in der Samtgemeinde Land Hadeln hat sich eine gewisse Baumüdigkeit breit gemacht. Neben Nordleda haben auch Steinau und andere Gemeinden Probleme, ihr Bauland loszuwerden. Selbst im Vorzeigebaugebiet Am Medembogen in Otterndorf ist der ganz große Ansturm abgeebbt. „Es ist eine Verlangsamung zu erkennen“, sagt Sönke Westphal.

Nordledas Bürgermeister Uwe Blohm lässt sich von solchen Befunden nicht entmutigen. Unermüdlich versucht er, Interessenten von den Vorzügen der Gemeinde Nordleda im Allgemeinen und des Baugebiets Heringskoop im Speziellen zu überzeugen. Die Autobahn sei nahe, die Vereinsstruktur im Dorf lebendig und überhaupt sei es „traumhaft schön“ in Nordleda. Um junge Familien anzulocken, gewährt die Gemeinde beim Bauplatzverkauf sogar für jedes im Haushalt lebende Kind einen Nachlass von zwei Euro pro Quadratmeter.

Vielleicht bringt ja Titan Wind Energy den ersehnten Bauboom auf dem Land. Uwe Blohm und Sönke Westphal setzen große Stücke auf das chinesische Unternehmen, das in der Stadt Cuxhaven künftig Fundamente für Windräder auf See herstellen will. Mehr als 600 Arbeitsplätze sollen dabei entstehen. „Vielleicht können wir davon ein bisschen profitieren“, sagt Blohm, „denn diese Menschen müssen ja irgendwo wohnen.“

Weitere Artikel