TDoppelter Zugausfall bei der EVB: Wenn der Arbeitsweg zur Odyssee wird

Niko Suhrmann fährt jeden Tag mit dem Zug von Wremen nach Bremerhaven zur Arbeit. Am 19. August musste er auf zwei Züge vergeblich warten. Foto: Leuschner
Zugausfälle sind Alltag. Besonders ärgerlich ist es für Bahnfahrer, wenn gleich zwei aufeinanderfolgende Züge ausfallen. Das sagt die EVB zu dem Fall eines jungen Mannes.
Landkreis Cuxhaven. Eigentlich ist es ein ganz normaler Montagmorgen. Niko Suhrmann läuft zum Wremer Bahnhof. Um 7.08 Uhr will er den Zug der EVB erreichen. Er arbeitet er in einer Behindertenwerkstatt der Elbe-Weser-Werkstätten. Doch der Zug kommt nicht.
Suhrmann geht die wenigen hundert Meter in sein Elternhaus zurück. Eine gute halbe Stunde später läuft er erneut los, um den Zug um 8.08 Uhr zu erwischen. Doch auch der fällt mit dem elektronischen Hinweis „wegen interner Störung der Betriebsabläufe“ aus.
Arbeitgeber zeigt Verständnis für Verkehrsprobleme
Niko Suhrmann kennt das schon, denn die Züge der EVB, die stündlich zwischen Bremerhaven und Cuxhaven verkehren, würden häufiger mal ausfallen. „Ich rufe dann in der Werkstatt an und sage, dass ich einen Zug später nehme.“ Sein Arbeitgeber habe dafür auch immer Verständnis.
Niko Suhrmann hat eine autistische Behinderung. Er ist stolz, dass er den Arbeitsweg nach Bremerhaven und zurück nach Hause mit dem Zug eigenständig bewältigen kann. Die Arbeit in den Elbe-Weser-Werkstätten gehöre fest zu seinem Alltag, erklärt Nikos Vater Dieter Suhrmann. „Ich gehe gern zur Arbeit“, sagt der 23-Jährige, „die Arbeit macht mir Spaß.“
„So kann die Verkehrswende nicht funktionieren“
Dieter Suhrmann ärgert sich mindestens so sehr wie sein Sohn über die Zugausfälle. „Die Züge fallen häufiger aus“, sagt der pensionierte Lehrer. Dass allerdings gleich zwei nacheinander nicht fahren würden, habe ihn besonders geärgert.
Und das Problem betreffe ja nicht nur seinen Sohn, sondern auch Schüler, Arbeitnehmer oder Urlauber, die dann Anschlusszüge versäumen. „Alle reden von der Verkehrswende, aber so kann das nicht funktionieren."

Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb) bedient mit ihren Zügen unter anderem die Strecke Bremerhaven – Cuxhaven. Foto: Leuschner
Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) in Zeven erklären den Ausfall von zwei aufeinanderfolgenden Zügen am 19. August 2024 mit morgendlichen, äußerst kurzfristigen Krankmeldungen zweier Triebfahrzeugführer, die nicht mehr aufgefangen werden konnten.
Krankheitsbedingte Ausfälle „nicht komplett vermeidbar“
„Leider sind solche Ausfälle nicht gänzlich zu vermeiden, erst recht nicht, wenn sie wie in diesen Fällen äußerst kurzfristig erfolgen“, sagt EVB-Sprecherin Andrea Stein. Zugausfälle in den Morgenstunden ließen sich auch schwer mit Bussen kompensieren, da die verfügbaren Busunternehmen mit den zahlreichen Schulanfahrten ausgelastet seinen. „Dennoch ist es unserer Leitstelle gelungen, einen Busnotverkehr für den zweiten ausgefallenen Zug zu organisieren.“
Aufgefangen werden könnten Personalausfälle aber nur, wenn die Krankmeldung rechtzeitig erfolgt. Denn der Kollege, der den Ersatz stellt, müsse informiert werden und den Weg zwischen Wohn- und Arbeitsort zurücklegen, erläutert Stein. Allein dies nehme eine gewisse Zeit in Anspruch und sei nicht innerhalb weniger Minuten zu leisten.
Es könnten aber auch nicht alle Kollegen, die im Moment der Krankmeldung vermeintlich dienstfrei haben, angerufen werden, da die gesetzlichen Vorgaben zu Ruhezeiten zwingend eingehalten werden müssten.
EVB bildet Quereinsteiger zu Lokführern aus
Stein weist auch darauf hin, dass die EVB wie alle anderen Unternehmen in Deutschland mit einem Fach- und Arbeitskräftemangel zu kämpfen habe. Um dem Trend zu begegnen, seien Anfang August 40 neue Mitarbeiter eingestellt worden. Darunter befänden sich auch 12 Quereinsteiger, die bei der EVB eine zwölfmonatige Ausbildung absolvieren, um anschließend als Lokführer bei der EVB zu arbeiten.