TErst Drochterser Powerplay - dann vermisst Trainer Ioannou die Zielstrebigkeit

Stürmer Moritz Göttel war ein absoluter Aktivposten. Er erzielte das 1:0 und ließ kurz darauf noch einen Pfostenkracher folgen. Foto: Struwe
Die SV Drochtersen/Assel spielt im ersten Saisonspiel größtenteils mitreißenden Fußball, vergibt aber eine Großchance zu viel und muss gegen Holstein Kiel II am Ende ein enttäuschendes 1:1 - durch ein „bitteres“ Gegentor schlucken.
Drochtersen. In das erste Saisonspiel schickt Trainer Oliver Ioannou folgende Startelf ins Kehdinger Stadion, er setzt auf Offensive: Torhüter Patrick Siefkes, Nikola Serra, Liam Giwah, Tjorve Mohr, Nico von der Reith, Jannes Elfers, davor im zentralen Mittelfeld Matti Steinmann, Miguel Fernandes, Dennis Rosin sowie die Doppelspitze mit Willi Reincke und Moritz Göttel.
Die Drochterser geben sofort Gas. Übliches Beschnuppern mit dem Gegner ist nicht angesagt. Es geht nur nach vorn. In der sechsten Minute gewinnt D/A den Ball im eigenen Strafraum, Matti Steinmann flankt sofort auf den rechts durchstartenden Reincke, der flankt wiederum nach wenigen Metern auf Göttel. Das geht schnell, das bekommt Szenenapplaus, auch wenn der finale Flankenball in den Händen von Kiels Keeper landet.
Fußball-Regionalliga
T One-Man-Show? Nicht mit D/A-Spieler Matti Steinmann
D/A spielt schnörkellos. D/A sucht den direkten Weg zum gegnerischen Tor. D/A agiert mit langen Bällen, oft präzise, ansonsten ist sofort der zweite Ballgewinn gefordert. D/A presst früh und das meist erfolgreich.
In der 20. Minute setzt Göttel einen Kopfball knapp neben den Kasten. Von da an braucht es ganze 14 Minuten, ehe es Holstein Kiel wieder in die Drochterser Spielhälfte schafft. Die Gäste werden vom Drochterser Powerplay eingeschnürt.
D/A Holstein Kiel II
Nur: Es fehlt an den klaren Chancen
In der 25. Minute bekommt Rosin so eine seltene Chance. Er zielt aufs lange Eck. Zwei Meter zu hoch. Das kann er besser.
In der 27. Minute wieder so ein feiner, öffnender Seitenwechsel von Rosin auf Elfers, der passt auf Fernandes, dessen Abschluss geblockt wird. Die Kieler haben immer einen entscheidenden Fuß dazwischen. So auch in der 30. Minute, als Göttel Rosin ins Spiel bringt.
Kiel findet nicht statt. In der 41. Minute muss das 1:0 fallen. Göttel erobert den Ball von Kiels Torhüter einige Meter rechts vom Tor entfernt auf Höhe der Torauslinie – und versucht den Ball kompliziert ins Tor zu schlenzen. Fernandes steht aber frei und einschussbereit zentral im Strafraum und Steinmann kommt einschussbereit herangeeilt. Das wären die zwei wesentlich besseren – und sicherlich auch erfolgsbringenden Optionen gewesen.
So geht es torlos in die Pause. „Wir hätten schon mit einer Führung in die Pause gehen müssen“, befindet Ioannou. Die Führung folgt dann aber sofort.
Wiederanpfiff, gleich eine Ecke für D/A – und das verdiente 1:0 (46.). Der Kopfball von Nico von der Reith landet bei Göttel, der goldrichtig am Pfosten steht.
D/A nimmt das Gas aus dem Spiel
In der 54. lässt Göttel einen Pfostenkracher folgen. In der 56. ist Fernandes durch und vergibt überhastet. In der 57. passt Rosin auf Göttel, obwohl er abschließen kann und Göttel verpasst es ebenso, den direkten Abschluss zu suchen. Das ist Chancenwucher im Minutentakt.
Dann wird das Spiel offener, Kiel hat zwei gute Chancen, D/A ist nicht mehr so dominant. D/A-Trainer Ioannou kritisiert nach dem Spiel: „Wir müssen uns selbst den Vorwurf machen, dass wir ab der 60. Minute angefangen haben, zu ballorientiert zu spielen - statt weiter zielstrebig nach vorne. Dadurch haben wir den Gegner stärker gemacht.“
Im Spiel spiegelt sich dies in der 67. Minute wider, da fordert Ioannou lautstark, dass die Spieler bei einem Kieler Torabstoß „oben bleiben“ sollen. Nach dem Ballgewinn fordert er „Druck, Druck, Druck“.
Chancenwucher rächt sich noch
In der 81. hat Maximilian Geißen das 2:0 auf dem Fuß, eine Großchance. Und dann fällt das 1:1 nach einem Standard durch Kiels Kapitän Kulikas. Das ist ernüchternd. „Es ist bitter, den Ausgleich nach einem Einwurf und dann auch noch nach einem abgefälschten Ball zu bekommen“, hadert Ioannou.
Die Kieler haben dann sogar noch die Chance auf den Siegtreffer. In der 91. Minute muss D/A-Torhüter sein ganzes Können beweisen. In der 95. Minute ist Abpfiff und die Drochterser Enttäuschung natürlich groß, während Kiel einen Punktgewinn feiert.
Holstein-Trainer Willi Weiße sagt sodann auch: „Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein.“ In der ersten Halbzeit sei seine Mannschaft zu passiv gewesen. „Das war teilweise Powerplay von D/A, das wir aber gut wegverteidigt haben.“ Nach dem Seitenwechsel habe Kiel das Gesicht gezeigt, das er sehen wollte und damit das Spiel offener gestaltet.
„Wir wollten drei Punkte hier behalten“, so Ioannou, das habe nicht geklappt, das sei enttäuschend. „Aber wir müssen jetzt positiv bleiben.“
Für D/A folgen in der Liga nun zwei schwierige Auswärtsspiele. Am kommenden Freitag geht es nach Flensburg. Am Sonntag, 11. August, wartet der SV Meppen.
Die Statistik
Tore: 1:0 (46.) Göttel, 1:1 (83.) Kulikas
SV Drochtersen/Assel: Siefkes, Serra, Giwah, Mohr, von der Reith, Elfers, Steinmann, Fernandes (65. Geißen), Rosin (88. Bär), Göttel, Reincke (71. Hyseni, 83. Sattler)
Holstein Kiel II: Dogan, Meyer, Aliu, Seidel, Breitenbücher, Gumpert, Hack, Meier, Kulikas, Zimmer, Kaus (65. Sohn)
Schiedsrichter: Jarno Wienefeld (Hamburg), Assistenten: Dominik Kopmann (Hamburg), Florian Schwarze (Hamburg)
Zuschauer: 802
Nächstes Spiel: SC Weiche Flensburg - D/A (Fr., 2. August, 19.30 Uhr)

Maximilian Geißen ist nach seinem Wadenbeinbruch wieder da und wurde im ersten Ligaspiel eingewechselt. Hier vergab er gerade seine Großchance. Foto: Struwe