Zähl Pixel
Baudenkmal

TDrohender Verfall: In der Drochterser Kirche bröselt der Putz

Auf den ersten Blick präsentiert sich der adventlich dekorierte Innenraum der Drochterser Kirche hell und hübsch.

Auf den ersten Blick präsentiert sich der adventlich dekorierte Innenraum der Drochterser Kirche hell und hübsch. Foto: Knappe

An der Drochterser Kirche St. Johannis und Catharinen hat der Zahn der Zeit genagt. Die Ortskirche will etwas unternehmen.

author
Von Katja Knappe
Montag, 15.12.2025, 15:50 Uhr

Drochtersen. Bodenständig präsentiert sich die 1780 erbaute rechteckige Backstein-Saalkirche mit ihren rundbogigen Sprossenfenstern von außen. Im Innenraum dominieren seit vielen Jahren helle Anstriche, es gibt eine dreiseitige Empore, einen Altarraum mit mittiger Kanzel und eine prachtvolle romantische Orgel im Barockgewand. „St. Johannis und Catharinen“ lautet der Name der Drochterser Kirche, benannt nach Schutzheiligen, die rund 460 Besuchern Platz bietet.

Putz bröselt und Risse klaffen

Der adventlich dekorierte Kircheninnenraum des denkmalgeschützten Bauwerks präsentiert sich auf den ersten Blick freundlich, hell und hübsch - doch schon der zweite Blick offenbart, dass hier der Zahn der Zeit tüchtig genagt hat. An Seitenwänden und in Fensternischen gibt es gelbe Ausblühungen im Kalkputz, die auf Feuchtigkeit hindeuten. Putz und Farbanstrich bröseln an vielen Stellen, immer mehr Risse klaffen. „1988 ist die Kirche innen zuletzt renoviert worden“, berichtet Heinrich Ahrens, Vorsitzender des Ortskirchenvorstands.

Auch im Außenbereich des Kirchengebäudes gibt es Schäden. Hier soll der Sockelbereich neu verfugt werden, um das Gebäude besser gegen Feuchtigkeit zu schützen. Hierfür wurden nach Angaben des Ortskirchenvorstands von der evangelischen Landeskirche bereits im Herbst 2024 Mittel bewilligt, rund 270.000 Euro. Vom Kirchenkreis Stade wurde zudem eine Förderung für die Instandsetzung dreier Kirchentüren bewilligt.

Für Innenrenovierung gibt es wohl kein Fördergeld

Doch auf die Umsetzung der Gesamtmaßnahmen für die Außenrenovierung warten die Drochterser Schäflein noch immer - das zuständige Amt für Bau- und Kunstpflege sei personell überfordert, bedauern Heinrich Ahrens und Pastor Jan-Peter Schulze.

Immerhin, auch wenn es dauert - für Außensanierung und auch für die Aufarbeitung dreier Kirchen-Außentüren gab es Förder-Bewilligungen. Für den Innenbereich der Kirche sieht das allerdings anders aus. „Grundsätzlich kann man für die Innen-Restaurierung kein Geld von außen erwarten“, bedauert Pastor Schulze.

Ortskirche hofft auf Kostenschätzung in 2026

Jetzt will die Ortskirchengemeinde die Sache selbst in die Hand nehmen und ab 2026 vehement vorantreiben, damit etwas passiert. „Im Grunde müsste erstmal ein Gutachten her“, meint Pastor Schulze. Man werde versuchen, in 2026 vom zuständigen Amt für Bau- und Kunstpflege eine Kostenschätzung zu bekommen, sagt Ahrens. Das Amt muss zumindest fachlich vorgeben, was überhaupt zu tun ist und welche Baustoffe zu verwenden sind.

Alte Muster und Malerei unter Anstrichen verborgen

Bereits vor einigen Jahren seien schon einmal abschnittsweise Farben getestet worden, erzählt Ahrens. Passiert ist dann aber letztlich nichts. Erschwerend für die Innenraumrenovierung könnte werden, dass bei zurückliegenden früheren Sanierungen zumindest teilweise Zementputz verwendet wurde. Der verträgt sich häufig nicht mit dem Altmaterial, das in der Regel aus Backstein und atmungsaktiven Kalkputzen besteht.

Auf eine Restaurierung bis zum Urzustand wagen Ahrens und Schulze aus Kostengründen aktuell allerdings kaum zu hoffen. Doch es ist bekannt - und das zeigen auch alte Fotografien - dass unter dem hellen Deckenanstrich Malereien verborgen sein dürften, die möglicherweise noch aus der Bauzeit der Kirche stammen.

Ohne Spenden und Sponsoren wird es nicht gehen

Jetzt geht es der Ortskirchengemeinde erstmal darum, auf den drohenden Verfall im Herzen von St. Johannis und Catharinen aufmerksam zu machen und Spenden für eine Renovierung einzuwerben - denn ohne Spenden und Sponsoren wird es nicht gehen.

Bereits im Vorjahr und in diesem Jahr wurde ein Teil des freiwilligen Kirchgelds - eine Spendensammlung bei den Gemeindemitgliedern - für die künftige Innenraumrenovierung gesammelt. Auch der Erlös vom Punschverkauf auf dem Weihnachtsmarkt in Drochtersen und dem Adventscafé ist für das Innere von St. Johannis und Catharinen bestimmt: Die ersten Tropfen auf den heißen Stein.

Lesen Sie auch

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Wer genauer hinschaut, wie Heinrich Ahrens vom Ortskirchenvorstand, sieht rasch: Überall gibt es im Drochterser Kirch-Innenraum Schäden. Putz bröselt, Risse klaffen, Ausblühungen weisen auf Feuchtigkeit hin.

Wer genauer hinschaut, wie Heinrich Ahrens vom Ortskirchenvorstand, sieht rasch: Überall gibt es im Drochterser Kirch-Innenraum Schäden. Putz bröselt, Risse klaffen, Ausblühungen weisen auf Feuchtigkeit hin. Foto: Knappe

Die Schäden lassen sich nicht mehr übersehen.

Die Schäden lassen sich nicht mehr übersehen. Foto: Knappe

Auf alten Fotografien ist zu erkennen, dass unter der aktuellen hellen Deckenfarbe noch historische Muster und Malereien verborgen sein dürften.

Auf alten Fotografien ist zu erkennen, dass unter der aktuellen hellen Deckenfarbe noch historische Muster und Malereien verborgen sein dürften. Foto: Knappe

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel