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TEin „Buxtehuder Jung“ ist zurück und feiert BSV-Comeback

Der 37-jährige Ghadi Hamze feierte nach 16 Jahren sein Comeback im BSV-Trikot.

Der 37-jährige Ghadi Hamze feierte nach 16 Jahren sein Comeback im BSV-Trikot. Foto: Schwartz

Der Jahresabschluss ist im Jahnstadion geglückt. Der BSV gewann das Spitzenspiel gegen den Tabellenführer. Abgerundet wurde der Erfolg durch ein besonderes Comeback.

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Von Jan Bröhan
Mittwoch, 11.12.2024, 15:05 Uhr

Buxtehude. Der Buxtehuder SV überwintert in der Kreisliga Hamburg 2 auf dem zweiten Platz. Punktgleich mit Tabellenführer TSV Buchholz 08 II. Zwei späte Tore von Herman Mulweme und Philipp Waschkau machten den 4:2-Sieg - und damit den erhofften Jahresabschluss - perfekt.

Gefühlt, so Trainer Salim Aichaoui, stürmten 100 Leute auf den heimischen Kunstrasenplatz im Jahnstadion, nachdem Mulweme das 3:2 kurz vor Spielende geköpft hatte. Das ist freilich übertrieben. Aber beim BSV herrscht wieder Aufbruchstimmung.

Vor wenigen Wochen wollten schon weit mehr als 100 Zuschauer das Spitzenspiel gegen Finkenwerder sehen. Nun waren auch wieder zahlreiche ehemalige BSV-Größen da. Aichaoui mag diese Verbundenheit.

Auch Martin König schaute mal vorbei. Der hatte Aichaoui und Co-Trainer Hasan Ramazanoglu einst bei der TuS Güldenstern Stade trainiert und hat die jetzigen Trainernovizen geprägt, wie Aichaoui vor seiner jetzigen Debütsaison als Trainer sagte.

Ein weiterer alter Weggefährte gibt Comeback

Einer, der einst mit Aichaoui und Ramazanoglu zusammen aus der Jugend in die Buxtehuder Oberligamannschaft strebte, gab im letzten Spiel des Jahres sein BSV-Comeback.

Der 37-jährige Ghadi Hamze war wegen eines Formfehlers ein halbes Jahr gesperrt. Nun war er für knapp 80 Minuten auf dem Feld. Die Siegtreffer feierte er von der Bank aus. Es werde noch ein bisschen dauern, bis er richtig fit ist, so Hamze. Vor allem müsse er ein paar Kilos loswerden, sagt er und lacht. Aber da sei er ehrgeizig genug.

Hamze gehörte als einer der damaligen Talente zu den auffälligsten Spielern während der Oberligasaison 2006/07. Es war eine legendäre BSV-Saison. Nach der Vorrunde hatte die Mannschaft von Trainer Wolfgang Nitschke magere 14 Punkte. Der Abstieg schien besiegelt.

Doch in der Rückrunde startete der BSV mit Linksaußen Hamze durch und marschierte letztlich mit 46 Punkten noch auf Platz 9. „Mach deine Seite dicht“, sei die Ansage damals von Nitschke gewesen, so Hamze. Nitschke mit seiner „rauen Art“ habe ihn geprägt. Als Fußballer zog es ihn nach seiner BSV-Zeit aber ins Zentrum, er wollte das Spiel mehr leiten.

Den „Buxtehuder Jung“ zieht es aber erstmal fort

Den Wehrdienst verweigerte Hamze. „Wir sind eine Flüchtlingsfamilie aus dem Libanon“, sagt er. Stattdessen ging er 2008 nach Thailand und gab Waisenkindern Sportunterricht. Er blieb länger als geplant, ein knappes Jahr.

Es folgten 14 Jahre in Berlin, wo er anfangs BWL studierte. Durch eine Initiativbewerbung arbeitete er neben dem Studium auch für die HSV-Fußballschule. „Den Umgang mit Kindern fand ich spannend und es hat mir viel gebracht“, so Hamze. Zudem spielte er noch einige Jahre für diverse Berliner Oberligisten.

Nach dem Studium arbeitete Hamze in einem Innovationszentrum, war in der Techbranche tätig. Vor zehn Jahren lernte er in seinem damaligen Job seinen heutigen Geschäftspartner kennen. Der stammt auch aus dem Landkreis Stade. Vor sechs Jahren machten sich die beiden mit einer eigenen Unternehmensberatungsfirma selbstständig.

Als Vater kehrt er in seine Heimat zurück

Seit knapp zwei Jahren ist Hamze wieder da, wo er aufgewachsen ist und wo seine Familie lebt. „Ich bin ein Buxtehuder Jung“, sagt er und lacht. Die beiden BSV-Trainer Aichaoui und Ramazanoglu kenne er, seit er fünf Jahre alt war.

„Für mich war immer klar, dass ich zurückkomme, wenn ich selbst Vater bin“, sagt Hamze. Er hat zwei kleine Söhne.

Einer seiner drei Brüder lockte ihn vergangene Saison zur SG Buxtehude-Altkloster. Nach einem Muskelbündelriss hatte Hamze fünf Jahre lang so gut wie kein Fußball mehr gespielt. Die Selbstständigkeit erforderte zudem viel Zeit.

Nun ist er zurück im BSV-Dress. Aichaoui habe ihn „viel besabbelt“. „Ich will die Jungs mit meiner Erfahrung besser machen“, sagt der langjährige Oberligaspieler. Er möchte helfen, den BSV „Stück für Stück wieder zu etablieren“.

Seine persönlicher Anspruch dabei sei klar: „Ich will vom Naturell her natürlich aufsteigen.“ Der Sieg gegen den Tabellenführer habe bewiesen, dass das möglich ist.

Der Trainer will nicht zu viel Druck aufbauen

Aichaoui hebt die „überragende Mentalität“ von Hamze hervor. „Er ist aber natürlich noch nicht fit“, sagt der Trainer. Seine Mannschaft hat für die Winterpause einen Vorbereitungsplan auf die schon am 6. Januar beginnende Vorbereitung bekommen. Die Spieler sollen Kilometer machen. „Das kontrollieren wir auch“, sagt Aichaoui.

In die eigentliche Vorbereitung sollen die Spieler möglichst fit starten. Aichaoui will dann den Fokus aufs Taktische und Spielerische legen. In der Rückrunde wünscht er sich mehr Tempo und Bewegung im BSV-Spiel.

In der Rückrunde sollen noch mehr junge Spieler integriert werden. Aichaoui möchte nicht viel über einen möglichen Aufstieg reden. Das baue in der Mannschaft unnötigen Druck auf.

Aber natürlich weiß er, dass sich gerade seine alten Weggefährten und jetzigen Routiniers diesen Druck selbst machen. Mit Hamze hat der BSV nun noch einen mehr an Bord.

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