TEin Leben für die Feuerwehr: Eugen Kaschewski ist jetzt Ehrenbrandmeister

Eugen Kaschewski ist jetzt Ehrenortsbrandmeister in Oederquart. Foto: Susanne Helfferich
51 Jahre war Eugen Kaschewski in der Feuerwehr aktiv, 25 Jahre als Ortsbrandmeister in Oederquart. Jetzt hat er die Altersgrenze erreicht. Was er in all den Jahren erlebt hat.
Oederquart. „Ich bin in Oederquart geboren und aus dem Ort nie rausgekommen“, erzählt Eugen Kaschewski. Zweimal habe er zwar die Straßenseite, also auf die Krummendeicher Seite, gewechselt. Doch er fühlt sich als Oederquarter durch und durch. Und langweilig wurde es ihm offenkundig dort nie.
Einen großen Anteil daran hat wohl auch die örtliche Feuerwehr. „Schon als Kind haben mich die Feuerwehrautos fasziniert“, erzählt der 67-Jährige. Er schaute zu, wenn die Feuerwehrmänner beim heutigen Sportplatz übten. Mit 16 Jahren trat Kaschewski in die Ortswehr ein, in der auch seine drei Onkel aktiv waren. Das war 1974. Im selben Jahr wurde der erste Funk-Lehrgang für zivilen Bevölkerungsschutz angeboten. Und er war später über viele Jahre der Funkbeauftragte für die Samtgemeinde Nordkehdingen.
Sturmflut und Schneekatastrophe prägten ihn
Eine ereignisreiche Zeit erfuhr der junge Feuerwehrmann. Er erlebte die Sturmflut 1976 und die Schneekatastrophe von 1979 mit. Oederquart war gut gerüstet: Als Konsequenz aus der Flut von 1962 war hier - neben Himmelpforten und Horneburg - einer von drei Funk-Kommandowagen in Nordkehdingen stationiert.
„Die beiden Katastrophen haben mich geprägt“, erzählt Kaschewski, „Während der Schneekatastrophe war das Fahrzeug Tag und Nacht besetzt. Wir waren für viele Menschen die einzige Verbindung zu den Rettungskräften.“ Mehrere Tage sei Nordkehdingen von der Welt abgeschnitten, besonders betroffen sei der Bruch gewesen. Militärfahrzeuge mussten Bauernhöfe mit Futter beliefern; aber die Straße Landesbrück war unter vier Meter hohen Schneewehen verschwunden.
1995 wurde Eugen Kaschewski zum stellvertretenden Ortsbrandmeister ernannt. Bei seinem ersten Einsatz als Einsatzleiter forderte ihn ein schwerer Unfall mitten im Ort. Ein mit fünf jungen Leuten besetztes Auto fuhr in der Ortsdurchfahrt mit großer Geschwindigkeit in ein Haus - schräg gegenüber dem heutigen Gerätehaus. Zwei Menschen starben. Die 68-jährige Bewohnerin blieb unverletzt. „Es war ein schrecklicher Unfall“, erinnert sich der 67-Jährige, „man gewöhnt sich nie daran, wenn Menschen sterben.“
15-Jähriger fuhr mit gestohlenem Auto in den Tod
So war es auch ein Jahr später. Ein 15-Jähriger fuhr mit einem gestohlenen Golf-Cabrio auf der Gehrender Sietwende gegen einen Baum und starb. Sein 14-jähriger Freund, ebenfalls mit einem gestohlenen Auto unterwegs, hatte alles miterlebt. Eine große Herausforderung war 2007 ein Großfeuer auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kajedeich: Das Stall- und Wirtschaftsgebäude brannte lichterloh. Die Tiere konnten in letzter Minute gerettet werden; ebenso die Nebengebäude.
Seine Frau habe ihn über all die Jahre unterstützt, erzählt der 67-Jährige. Eine Weile habe die Familie direkt neben dem Gerätehaus gewohnt. Bei Alarm habe seine Frau schon mal das Garagentor geöffnet, während er sich anzog. Nur vier Jahre war Kaschewski Stellvertreter. Als sein Vorgänger Edgar Meyer sich 1999 in die Altersabteilung verabschiedete, wurde er Oederquarts Ortsbrandmeister. Mit seinem Job ließ sich das Ehrenamt gut verbinden; schließlich war er Jahre bei seinem Arbeitgeber Vereinigte Aluminium Werke (VAW) Stade - heute AOS - in der Werksfeuerwehr.
Mehr als 600 Einsätze als Ortsbrandmeister
Nun rückte Eugen Kaschewski selbst in die Altersabteilung. Während der letzten Sitzung des Samtgemeinderates Nordkehdingen wurde er zum Ehrenbrandmeister ernannt. Sein Nachfolger ist Sven Ramm. Mehr als 600 Einsätze hat Kaschewski als Ortsbrandmeister erlebt. Unter seiner Leitung gab es auch wesentliche Neuanschaffungen: So bekam die Ortswehr 2002 einen neuen Einsatzleitwagen und 2005 ein neues Löschfahrzeug, das bereits elf Monate nach Bestellung ausgeliefert wurde. Lieferzeiten, von denen Feuerwehrleute heute träumen. Ein großer Moment war auch die Fertigstellung des neuen Feuerwehrgerätehauses im Oktober 2017.
Von sich reden machte die Oederquarter Wehr aber nicht nur durch besondere Einsätze und Anschaffungen, sondern auch durch ihre stete Beteiligung an Feuerwehrwettkämpfen sowohl auf Bezirks- als auch auf Landesebene. Urkunden und Pokale dokumentieren im Feuerwehrgerätehaus die Erfolge, „das erfordert schon eine gewisse Fitness“, sagt Kaschewski. Wehmut spüre er noch nicht. Das nächtliche Aufstehen bei Alarmierung falle ihm schon seit einer Weile nicht mehr so leicht, „und die Einsätze sind oft nachts“. Künftig werden die Enkel für seine Fitness sorgen.

Eugen Kaschewski ist jetzt Ehrenortsbrandmeister in Oederquart. Foto: Susanne Helfferich

Während der Samtgemeinderatssitzung wurde Eugen Kaschewski (Zweiter von links) zum Ehrenortsbrandmeister ernannt. Gemeindebrandmeister Sven Nemitz, sein Nachfolger Sven Ramm und der stellvertretende Gemeindebrandmeister Martin Umland gratulierten (von links).

Eugen Kaschewski ist jetzt Ehrenortsbrandmeister in Oederquart. Foto: Susanne Helfferich