T„Ein Privileg“: So führt D/A-Sportdirektor Behrmann seinen Herzensverein

Sören Behrmann bestritt 2021 sein letztes Spiel für D/A. Jetzt agiert er als hauptamtlicher Sportdirektor. Foto: Struwe
Sören Behrmann (35) ist bei D/A als Sportdirektor für so ziemlich alles zuständig. Seitdem er den Posten übernommen hat, musste er auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Wie geht er damit um?
Drochtersen. Das letzte Mal als Aktiver stand Sören Behrmann am 29. Mai 2021 auf dem Platz. Das war beim Endspiel um den Landespokal gegen den SV Meppen. Behrmann brachte D/A per Kopf mit 1:0 in Führung, musste dann aber verletzt ausgewechselt werden. D/A verlor im Elfmeterschießen. In der neuesten Folge des Podcasts „D/A sind wir zuhaus“ erzählt Behrmann, dass es ihm auch heute noch in den Füßen kribbelt.

D/A-Sportdirektor Sören Behrmann (rechts) ist Gast bei TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin im Podcast "D/A sind wir zuhaus". Foto: Rambow (nomo)
Vor allem an Freitagabenden. „Da hat man richtig Bock“, sagt Behrmann. Unter Flutlicht vor dieser Kulisse. Beim Auswärtsspiel beim VfB Lübeck vor einigen Tagen zeigte Behrmann, dass er am Ball immer noch ein Guter ist. In der Nachspielzeit drosch er den Ball von der Reservebank aus aufs Spielfeld. Ein präziser Pass. Der Schiedsrichter fand die Aktion nicht so witzig und schickte Behrmann mit einer Roten Karte auf die Tribüne.
Rote Karte gegen Lübeck ein Missverständnis
Als Innenverteidiger erhielt Behrmann nie glatt Rot. Immerhin spielte die Drochterser Vereinslegende weit mehr als 200 Mal für die erste Mannschaft. Behrmann sagt heute, die Aktion in Lübeck sei ein Missverständnis gewesen. Die Sperre hat er abgesessen. Gegen Teutonia Ottensen am Freitag, 14. März, ab 19.30 Uhr im Kehdinger Stadion darf Behrmann wieder auf der Bank sitzen.
Jetzt genießt er es, bei D/A Sportdirektor zu sein. Er brenne für diesen Job. Mittlerweile sein Hauptjob. Lange arbeitete er in einem Stader Autohaus und erledigte den Posten des Sportdirektors in seiner Freizeit. 60 bis 70 Anrufe jeden Tag, unzählige Textnachrichten, Gespräche mit Beratern, die sich beschwerten, dass ihre Spieler nicht spielten. Arbeit fast rund um die Uhr. „Manchmal hätte ich mein Handy gerne weggeschmissen“, sagt Behrmann.
Profi-Trainer Enrico Maaßen grüßt aus der Schweiz
Behrmann musste die Reißleine ziehen. Jetzt sei er dankbar, dass er bei Drochtersen/Assel arbeiten darf, dass Vereinspräsident Rigo Gooßen ihm vertraue. Das sei nicht selbstverständlich.
Ex-D/A-Trainer Enrico Maaßen, der nach Drochtersen Karriere machte, über Rödinghausen und Dortmund II bis zum FC Augsburg als Trainer in die Bundesliga aufstieg und aktuell den Erstligisten St. Gallen in der Schweiz trainiert, schickte Behrmann zum Podcast eine Botschaft via Sprachnachricht. „Sören soll Rigo immer die Stirn bieten. Er mag das.“ Behrmann solle „weiter so willenskräftig und durchsetzungsstark bleiben, mit dem nötigen Gefühl für die Mitmenschen“.

Ex-D/A-Coach Enrico Maaßen trainiert heute in der Schweiz den FC St. Gallen. Im Podcast hat eine Grußbotschaft gesendet. Foto: Tom Weller/dpa
Präsident Gooßen ist bei D/A der mächtigste Mann. Er ist der, der sprichwörtlich die Musik bezahlt. Aber Gooßen gab in den vergangenen Jahren auch immer mehr Verantwortung ab, eben an Leute wie Sören Behrmann. „Wir haben ein Vertrauensverhältnis und diskutieren auch viel. Nur so wird man erfolgreicher“, sagt Behrmann.
Sportdirektor bei D/A ist Mädchen für alles
Ein hauptamtlicher Sportdirektor bei D/A ist eine Art Mädchen für alles. Behrmann ist mitverantwortlich für die Spielertransfers, für die Verträge. Er kümmert sich um die neue Soccerhalle, die eigene Physiotherapiepraxis, hat sich um den Neubau des Vereinsheims gekümmert, macht Sponsorenakquise und Spielerscouting. Behrmann muss auch unpopuläre Entscheidungen treffen.

Sören Behrmann (links) und Thomas Johrden agierten einst als Duo in der Innenverteidigung. Heute ist die Freude groß, wenn sie sich im Stadion wiedersehen. Foto: Berlin
Es ist nicht einfach, zum Beispiel einen Trainer freizustellen oder einem Spieler zu sagen, dass D/A nicht mehr mit ihm plant. Behrmann erklärt die Grundregel: „Der Verein steht immer an erster Stelle.“ Entscheidungen würden im Kreis der Verantwortlichen lange im Vorfeld diskutiert. Unangenehme Gespräche gehören zum Job dazu.
Behrmann lernt von Präsident Gooßen
Behrmann bereitet sich akribisch auf die Gespräche vor. Seine Freundin Yara Beyl erzählt, dass Behrmann dabei sehr menschlich und charmant sei. Vielleicht ist das der Hauptgrund, warum Spieler oder Trainer nach dem Aus bei D/A nicht schreiend weglaufen.
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„Schlechte Nachrichten kann man nicht gut rüberbringen.“ Sören Behrmann zitiert Rigo Gooßen. Vom Präsidenten, sagt Behrmann, habe er viel gelernt, viel „aufgesaugt“. Er filtert für sich das Beste raus.
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Zur Profikarriere hat es bei Sören Behrmann nicht gereicht. Er hatte den Fuß in der Tür. Und brach ihn sich dabei. Nach einer schweren Verletzung verschwand Behrmann von den Zetteln der Scouts. Der Traum platzte. Jetzt verdient er sein Geld doch mit dem Fußball. „Ein Privileg“, sagt Behrmann.
Sören Behrmann veredelt die Vorlagen
- Das Mutigste, das ich je getan habe war,... dass ich als 16-Jähriger nach Braunschweig gegangen war.
- Einen Tag würde ich gern mit dieser historischen Persönlichkeit verbringen: Bastian Schweinsteiger.
- Mein Lieblingsspruch ist: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!
- Dieser Moment in meinem Leben hat mich am meisten geprägt: Das Pokal-Halbfinale in Oldenburg war sehr besonders für mich und als Bayern-Fan natürlich das Spiel gegen Bayern.
- Diesem Menschen wollte ich immer schon mal Danke sagen: Ich muss vielen Menschen Danke sagen, besonders meiner Familie, meinen Eltern, meinen beiden Brüdern und natürlich meiner Freundin.
- Diesen Film muss man gesehen haben: Am liebsten gucke ich Fußball.
- Diesen Podcast höre ich regelmäßig: Unseren D/A-Podcast natürlich.
- Es bringt mich auf die Palme, wenn... ich verliere und wenn meine Freundin meine Socken aus meinem Schrank klaut.
- Ich bringe andere auf die Palme, wenn... ich sehr emotional bin und zu laut auf der Bank. Da muss ich mich vielleicht ein bisschen zurückhalten.
- Glück bedeutet für mich: Gesund zu sein ist das Wichtigste. Wenn meine Mitmenschen gesund sind und Drochtersen/Assel Erfolg hat.