TEin Wolfsmanagement mit Ober- und Untergrenze muss her

TAGEBLATT-Redakteurin Miriam Fehlbus kommentiert das Wolfsmanagement in Niedersachsen. Foto: Archiv
18 Jahre nach den ersten Hinweisen auf die Rückkehr des Wolfes gibt es in Deutschland noch immer keine Bestandsgrenzen. Das ist Teil der Problematik und ein Grund für die sehr emotional geführte Diskussion. Es muss sich endlich etwas ändern.
Harsefeld. Die Rückkehr des Wolfs ist fern von Städten und anderen dichtbesiedelten Gebieten ein riesiges Thema. Wer das nicht wahrhaben will, ignoriert reale Ängste. Eine Wolfssichtung, keine 200 Meter von der eigenen Schafweide oder vom Waldkindergarten entfernt, ist etwas ganz anderes, als eine Beobachtung dieser schönen und kraftvollen Tiere im Tierpark. Dass sie irgendwo da draußen in den Wäldern sind, hatte einige Zeit lang etwas Geheimnisvolles. Dass sie in so großer Zahl da sind wie jetzt, bedroht die artgerechte Haltung von Weidetieren. Und sie schadet der Aufenthaltsqualität im Freien.
Regulierung des Wolfsbestandes notwendig
Jede Umfrage ist nur so gut, wie die Auswahl der Befragten. Vielleicht haben sich bestimmte Gruppen an den Stand der CDU gewagt. Aber die Tendenz reicht für die Erkenntnis, dass Niedersachsen ein besseres Wolfsmanagement braucht. An einer Stelle der Forderungen aus Harsefeld zuckt der Nichtjäger zusammen: die Gleichbehandlung des Wolfs mit allen anderen wilden Tieren, deren Bestand reguliert wird. Für die gesellschaftliche Anerkennung wird die Festlegung von nachvollziehbaren Bestandsgrenzen in diesem Fall besonders wichtig sein.
Schweden wird oft als mögliches Vorbild genannt. Das liegt auch daran, dass es hier nicht nur um „Problemwölfe“ geht, wenn über Zahlen diskutiert wird. Schweden und Norwegen haben einen Referenzwert für den Erhaltungszustand. 300 Tiere werden laut wissenschaftlicher Forschungen und Umweltschutzbehörde benötigt, um den Bestand zu sichern, dazu mindestens ein zugewandertes Tier pro Fünfjahreszeitraum, um Inzucht zu vermeiden. In Niedersachsen gibt es nach Schätzungen über 500 Wölfe.
Abschussquoten statt Einzelfälle
Vor ziemlich genau einem Jahr wurden in Schweden 75 Wölfe zum Abschuss freigegeben. Es wurden knapp 60 geschossen, 33 gleich in den ersten Tagen. Die Tiere ziehen sich zurück, wenn ihnen Gefahr droht. Von den Menschen auf den Dörfern in Niedersachsen geht derzeit aber keine Gefahr aus. Wem das bewusst wird, der bekommt ein mulmiges Gefühl, wenn er in der Feldmark oder im Wald unterwegs ist.
18 Jahre nach den ersten Hinweisen auf die Rückkehr des Wolfes in Niedersachsen muss das Thema endlich ehrlich auf den Tisch. Es geht nicht um einzelne Wolfsentnahmen, sondern um einen Plan mit umsetzbarer Ober- und Untergrenze.