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U18-Wahlen

TEinmalig im Landkreis: Horneburger Kinder wählen den Bundestag

Max (11) wirft stolz seinen Stimmzettel in die Wahlurne ein.

Max (11) wirft stolz seinen Stimmzettel in die Wahlurne ein. Foto: Buchmann

Im Jugendzentrum Speedy gibt es aktuell ein Kinder-Wahllokal. Die Idee: Kindern mehr politische Teilhabe zu ermöglichen. Was die Erstwähler davon halten.

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Von Steffen Buchmann
Mittwoch, 12.02.2025, 07:55 Uhr

Horneburg. Im Wahllokal im Horneburger Jugendzentrum gelten klare Regeln. „Leise sein“, „nicht zu den anderen gucken“ und „2 Personen im Wahl-Lokal“. Eine Regel sticht hervor: „Handy verboten“ - das Wort verboten füllt fast ein Drittel des festgeklebten DIN-A4-Blattes.

Während die Erwachsenen noch bis zum 23. Februar warten müssen, um an die Wahlurne zu treten, dürfen Kinder bereits jetzt ihre Stimmen zur Bundestagswahl abgeben. Im Jugendzentrum Speedy hat seit dem 8. Februar ein U18-Wahllokal geöffnet - das einzige im ganzen Landkreis. Das Ziel der Aktion: Jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Interessen zu zeigen und ihre Stimme abzugeben.

Kinder beschäftigen sich spielerisch mit Politik

Gut 1700 solcher U18-Wahllokale gibt es in ganz Deutschland, davon 116 in Niedersachsen und eines vor Ort. Die Teilnahme ist für Kinder freiwillig. 14 Kinder haben schon gewählt, bis Donnerstagabend ist das Wahllokal im Speedy noch geöffnet.

Auf den Wahlzetteln stehen alle Parteien, die auch zur Bundestagswahl antreten. Die abgegebenen Stimmzettel sind nicht gültig, wahlberechtigt ist man in Deutschland erst ab 18 Jahren. Ausgezählt werden sie trotzdem. „Die Aktion soll den Jugendlichen zeigen, wie wichtig Wahlen sind“, sagt Jugendpflegerin Luisa Hinz.

Die Kinder und Jugendlichen des Horneburger Jugendzentrums haben das Wahllokal selbst gestaltet.

Die Kinder und Jugendlichen des Horneburger Jugendzentrums haben das Wahllokal selbst gestaltet. Foto: Buchmann

Im Vorfeld führte das Speedy-Team Gespräche mit ihren Erstwählern, denn ein U18-Wahllokal gab es zuvor in Horneburg noch nie. Mit Hilfe einer Broschüre haben die Jugendlichen sich mit jugendgerechten Themen auseinandergesetzt - auch spielerisch, sagt Hinz. Es gab auch grundlegende Fragen zu klären. „Viele wussten gar nicht, was ein Wahllokal ist.“

Viele Fragen an Kommunalpolitiker

Viele Kinder packen mit an und gestalteten ihr Wahllokal nach ihren Vorstellungen. Ein markanter Unterschied zur Erwachsenen-Version: An den Wahlkabinen kleben kleine Logos aller teilnehmenden Parteien, was wegen Wahlwerbung eigentlich nicht zulässig wäre. Zum Wählen darf jedes Kind unter 18 Jahren kommen, egal woher. „Die Jugendlichen führen in einer Excel-Liste sogar ihr eigenes Wählerverzeichnis“, sagt Luisa Hinz stolz.

Wie bei den Großen: das Wahllokal im Jugendzentrum Speedy.

Wie bei den Großen: das Wahllokal im Jugendzentrum Speedy. Foto: Buchmann

Zur Eröffnung veranstaltete die Jugendpflege ein Gespräch zwischen Lokalpolitikern und Kinder-Wählern. Sechs Vertreter aus dem Samtgemeinderat Horneburg kamen am Sonnabend ins Speedy, um 15 Erstwählern zwischen 7 und 18 Jahren Rede und Antwort zu stehen.

Viele Themen kamen zur Sprache: Ob Politiker ein Beruf ist, was gegen Mobbing im Jugendraum gemacht werden kann oder was passiert, wenn es zu großen Katastrophen wie einer Flut kommt. Aber auch der zunehmende Rechtsextremismus interessierte die Jüngsten. „Das geht nicht an den Kindern vorbei“, weiß Luisa Hinz. Über Plattformen wie Tiktok kämen sie immer wieder mit politischen Videos in Berührung.

Jugendpflegerin Luisa Hinz gibt nach der Anmeldung den Stimmzettel für Max aus.

Jugendpflegerin Luisa Hinz gibt nach der Anmeldung den Stimmzettel für Max aus. Foto: Buchmann

Max (11), Sjard (11) und Vincent (7) aus Horneburg haben auch schon gewählt. „Ich interessiere mich eigentlich nicht für Politik“, sagt Max. Die Aktion findet er aber gut. Sjard bekommt viel Politisches über seine Mutter mit, auf Tiktok hat er auch schon Videos der AfD gesehen. Er findet es toll, dass Kinder im Speedy wählen können. „Da fühle ich mich richtig mächtig“, sagt Sjard. Beide finden, dass man schon früher wählen können sollte. Sjard würde gerne mit 16 wählen, Max fände es schon ab 12 Jahren gut.

Auch Vincent berichtet stolz, wie er in der Wahlkabine sein Kreuz gemacht hat. Den Siebenjährigen beschäftigt aktuell sein Schulhof in Horneburg. „Viele Bäume sind jetzt weg“, sagt er. Das mache ihn traurig, denn er hat bei warmem Wetter gerne in deren Schatten gespielt.

Das U18-Wahllokal im Jugendzentrum Speedy ist noch am 12. Februar (15 bis 19 Uhr) und 13. Februar (15 bis 17 Uhr) geöffnet. Jedes Kind bis 18 Jahren, unabhängig von Herkunft oder Wohnort, darf teilnehmen. Mehr Infos auf www.jusgho.de.

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