T„Das halbe Dorf sucht mit“ – Bislang keine Spur von Arian

Zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr Burweg durchsuchen ein Regenrückhaltebecken. Foto: Hillyer-Funke/Feuerwehr
„Es ist dramatisch“, sagt die Polizei. Die Anteilnahme an der Suche nach dem verschwundenen autistischen Jungen in Bremervörde-Elm ist groß, zahlreiche Bürger melden sich freiwillig. Die Feuerwehr Burweg durchsuchte am Nachmittag ein Regenrückhaltebecken.
Bremervörde. Hunderte Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem vermissten sechs Jahre alten Arian in Bremervörde-Elm im Landkreis Rotenburg. Auch das Deutsche Rote Kreuz, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und zahlreiche Freiwillige beteiligen sich an der Suche. Im Einsatz waren zudem ein Hubschrauber, Flächensuchhunde, Personenspürhunde, Drohnen und ein Sonarboot.
Tornado-Flugzeug erstellt Luftaufnahmen mit Wärmebildkamera
Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers vom Abend sollte das Suchgebiet nach Norden ausgeweitet werden. Ein Tornado-Flugzeug sollte zudem noch am Abend das Gebiet überfliegen und Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellen.
Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, ist der Junge Autist und reagiert nicht auf Ansprache. „Die ganze Geschichte ist dramatisch“, sagte Heiner van der Werp, Sprecher der Polizeiinspektion Rotenburg, mit Verweis auf Temperaturen teils unter null Grad Celsius in der Nacht zum Dienstag.
„Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet“, berichtete van der Werp. „Das mag der Hintergrund sein.“ Der Vater hatte die Polizei informiert. Die Großsuche sei sofort in Gang gesetzt worden.
Hunderte Einsatzkräfte suchen nach vermisstem Sechsjährigen in Bremervörde
Dem Sprecher zufolge war allein die Feuerwehr in der Nacht mit mehr als 300 Einsatzkräften unterwegs. Bis Dienstagmorgen seien insgesamt 405 Kräfte im Einsatz, erläuterte Stadtbrandmeister Nils Schwarz: „Praktisch ist der ganze Nordkreis mit den Wehren der Stadt Bremervörde, der Gemeinde Gnarrenburg sowie der Samtgemeinden Selsingen und Geestequelle im Einsatz.“ Die Ortswehren aus der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten unterstützen die Kameraden im Nachbarkreis. Auch DLRG-Kräfte aus Horneburg und Stade waren im Einsatz.

Mehr als 400 Einsatzkräfte waren bis Dienstagmittag an der Suche nach Arian (6) beteiligt. Foto: Sina Schuldt/dpa
Sie durchsuchten das Gebiet rund um das Zuhause des Jungen. In der Nähe liegt ein größeres Waldstück.Die Einsatzleitung legte mit Blick auf eine große Lagekarte fest, welche Gebiete in welcher Reihenfolge abgesucht wurden, wie der Sprecher der Stadtfeuerwehr Bremervörde, Bastian Kynast, berichtete. „Um sicherzustellen, damit wirklich jeder Fleck durchsucht wird“, erklärte er.
Der Fall gehe ihm nahe. „Natürlich muss man professionell bleiben, aber das ist schon gewaltig“, sagte Kynast, der in der Nacht Teil der kommunalen Einsatzleitung war.

Die Einsatzleitung im Feuerwehrgerätehaus Elm koordiniert die Vermisstensuche. Foto: T. Schmidt
Autistischer Sechsjähriger ist möglicherweise verängstigt und hat sich versteckt
Ein so junges autistisches Kind sei wahrscheinlich verängstigt und schwer auffindbar. Möglicherweise habe sich der Junge versteckt. Die niedrigen Temperaturen in der Nacht nannte er eine Gefahr. „Knapp unter dem Gefrierpunkt ist es kritisch“, so der Feuerwehrsprecher. Dass so viele Menschen aus dem Ort seit dem Abend mitsuchten, nannte er überwältigend.
Suche nach vermisstem Arian geht weiter
„Das halbe Dorf sucht mit“, sagte auch der Polizeisprecher. „Es sind viele Leute auf den Beinen.“ Ihm zufolge waren am Dienstag zeitweise rund 500 Einsatzkräfte und zahlreiche Menschen aus dem Ort unterwegs, um das Kind zu finden. „Bislang haben wir ihn nicht entdecken können“, sagte Polizeisprecher van der Werp. „Wir versuchen alles, was wir auf die Beine stellen können.“
Die Beamten halten es für möglich, dass sich Arian in einem Schuppen oder ähnlichen Versteck aufhält – und bittet die Einwohner von Elm, entsprechende Möglichkeiten auf dem eigenen Grundstück abzusuchen. Wer auf seinem Grundstück eine private Überwachungskamera installiert hat, solle das Videomaterial überprüfen.
Die Polizei setzt darüber hinaus soziale Netzwerke bei der Suche ein; ein Aufruf der Polizei wird hundertfach in den sozialen Netzwerken geteilt.
Suche nach Arian: Weg ins Rapsfeld gerät in den Fokus
In der Nähe des Wohnhauses des Jungen standen am Dienstag zahlreiche Einsatzwagen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Bei kaltem und teils sonnigem Wetter suchten die Einsatzkräfte, Hunde, Helferinnen und Helfer das weitläufige Gelände ab. Vom Wohnviertel aus führt eine kleine unbefestigte Straße an einem Rapsfeld vorbei zu einem Waldgebiet. Ob das Kind diesen Weg genommen hat, war unklar. Dem Feuerwehrsprecher zufolge zeigten Polizeihunde an einigen Stellen etwas an, doch das Kind wurde bislang nicht gefunden.
Am frühen Nachmittag durchsuchte die Feuerwehr Burweg ein Regenrückhaltebecken sowie einen Schuppen in Absprache mit der Polizei, wie Rolf Hillyer-Funke, Pressebeauftragter der Feuerwehren der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten berichtet. Mit Watthosen ausgerüstete Einsatzkräfte durchsuchten den Angaben nach das durch eine Einzäunung abgesicherte Becken, jedoch ohne Erfolg.
Die Polizei richtete ein Hinweistelefon (0 47 61/74 89-135) ein und bat die Bevölkerung um Mithilfe. Sie veröffentlichte dazu ein Bild des Kindes. Nach den Angaben der Polizei kann sich der Junge sprachlich nicht ausdrücken. Er hat dunkelblonde Haare und trug zuletzt einen orangefarbenen, längeren Pullover, eine schwarze Jogginghose mit Drachenmuster und Socken. (bz/tip)