TEinzelhandel in Ahlerstedt: Soll es in der Gemeinde einen Discounter geben?

Gute Aussichten für den Edeka-Markt: Das neue Einzelhandelskonzept befürwortet eine Erweiterung. Foto: Ahrens
Wie kann sich der Einzelhandel in Ahlerstedt in den kommenden Jahren entwickeln? Das wurde jetzt mit einem neuen Konzept beleuchtet. Für einige Händler vor Ort gibt es Potenziale - aber für andere sieht die Zukunft weniger rosig aus - zumindest Stand jetzt.
Ahlerstedt. Ein Discounter für Ahlerstedt? Oder ein Drogeriemarkt? Die Ideen und Gerüchte rund um das Einzelhandelsangebot in der Gemeinde flammen immer wieder auf. Ahlerstedt ist ein Grundzentrum - und die Möglichkeiten sind dadurch begrenzt. Die Potenziale bisheriger Anbieter wie Edeka oder Rewe und mögliche Neuansiedlungen wurden jetzt im neuen Einzelhandelskonzept der Kommune thematisiert.
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Ahlerstedt wächst. Seit 2018 steigt die Einwohnerzahl in der Gemeinde kontinuierlich - und so wird es laut Prognose bis 2030 noch weitergehen. Auch in Sachen Kaufkraft sieht es gut aus: Das Einzelhandelskonzept des Beratungsunternehmens Dr. Lademann & Partner zeigt auf, dass die Ahlerstedter Kaufkraft im Index bei 104,2 liegt. Der bundesweite Schnitt liegt bei 100, der Landkreis bei 103,8, gibt Boris Böhm in seiner Präsentation im Ausschuss für Dorfentwicklung an. Doch es gibt eine entscheidende Einschränkung.
Ahlerstedt muss als Grundzentrum täglichen Bedarf abdecken
Die Kaufkraft von Ahlerstedts Bewohnern bleibt nicht nur in der Gemeinde. Alles, was keine Güter des täglichen Bedarfs sind, verlagert sich auf umliegende Mittel- und Oberzentren wie Stade oder Hamburg und Bremen - oder den Online-Handel. „Ahlerstedt ist eine kleine Gemeinde, es ist raumordnerisch gewollt, dass Kaufkraft abfließt“, so Böhm. Als Grundzentrum hat Ahlerstedt den Auftrag, seine eigenen Einwohner mit Lebensmitteln und anderen Produkten des allgemeinen Bedarfs zu versorgen.
„Und wir sollen auch nicht in anderen Grundzentren abgrasen“, sagt Bürgermeister Uwe Arndt. Mit Harsefeld gibt es sogar noch ein weiteres Grundzentrum in der Samtgemeinde. Trotzdem kommen nach Ahlerstedt laut Analyse auch Einwohner anderer Gemeinden zum Einkaufen, vor allem aus Wohnste und Brest. Schätzungsweise etwa 7200 Einwohner umfasse das aktuelle Marktgebiet.
Neue Formate über Lebensmittel hinaus nicht realistisch
Für alles, was über den täglichen Bedarf hinaus geht, sieht Böhm in Ahlerstedt wenig Chancen - vor allem zur Neuansiedlung. Mit dem Modehaus Meibohm hat das vergleichsweise kleine Grundzentrum sogar schon ein Bekleidungsgeschäft. Kleinteilige Einzelhandelsformate seien in Ahlerstedt darüber hinaus „eine kaum realistische Entwicklungsoption“. Böhm empfiehlt, bestehende Angebote zu sichern und allenfalls leere Ladenflächen im Ort zu reaktivieren.

Mit dem Modehaus Meibohm hat Ahlerstedt als kleines Grundzentrum sogar ein Modegeschäft. Foto: Ahrens
Ahlerstedts Fokus liegt auf den Lebensmitteln. Hier sei auch die Konkurrenz durch den Online-Handel so gut wie gar nicht gegeben. Doch es existiert Nachholbedarf, zeigen die Zahlen der Kommunalberatung. Die Kaufkraft vor Ort könne in diesem Bereich noch besser gebunden werden.
Das Hauptmanko der Gemeinde: Es gibt zwar mit Rewe und Edeka zwei Vollsortimenter, aber keinen Discounter. Damit liegt die Verkaufsfläche pro 1000 Einwohner im Bundesschnitt, aber es fehle die Mischung. Aus Sicht der Analyse hält Böhm einen Discounter für sinnvoll.
Rewe muss dringend investieren
Das könnte allerdings schwierig für den ansässigen Rewe werden: Das Konzept attestiert dem Markt dringenden Investitionsbedarf. Theoretisch würde es Ahlerstedts Kauftkraft hergeben, auch Rewe neben Edeka und einem Discounter zu halten, so Böhm. Dafür seien Ausbau und Renovierung aber unbedingt nötig.

Der Rewe-Markt in Ahlerstedt. Foto: Ahrens
„Eine Drogerie ist zwar Wunsch in der Gemeinde, aber aus unserer Sicht hat das keine realistische Perspektive“, sagt Böhm. Etwa 15.000 Bürger brauche ein Drogeriemarkt in einem Marktgebiet. In Ahlerstedt gibt es aber nur die Hälfte. In einem Grundzentrum muss der Einzelhandel außerdem nachweisen, dass 70 Prozent der Menschen aus dem eigenen Gemeindegebiet kommen.
Edeka-Erweiterung als Alternative für Discounter
In seinem Konzept empfiehlt Böhm eine andere Vorgehensweise: Eine Erweiterung des Edeka-Marktes von aktuell 1500 auf dann 2100 Quadratmeter könnte das Angebot auch in Richtung Drogerie verbreitern. Auf der aktuellen Verkaufsfläche fehle dafür aber der Platz. Verbraucher bevorzugten außerdem Standorte, an denen sowohl ein Vollsortimenter als auch ein Discounter vorhanden ist.
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„Alles ist auf den Ortskern fokussiert, und das ist genau richtig so“, lobt der Berater die bisherige Entwicklung des Einzelhandels in Ahlerstedt. Das Konzept des Beratungsbüros kann für künftige Vorstöße von Bauleitplanungen des Einzelhandels genutzt werden - denn der Verweis darauf verkürze die Argumentation in den Anträgen.