TEWE erzielt Rekordgewinn – Den Ärger hatten die Kunden

Stefan Dohler, EWE-Vorstandsvorsitzender, ist mit der operativen Geschäftsentwicklung für das Jahr 2023 sehr zufrieden. Foto: Lars Penning
Die Oldenburger, drittgrößter Energieanbieter im Landkreis Stade, haben 2023 einen operativen Rekordgewinn von über einer Milliarde Euro erzielt. Wo dieser herkommt und wie der Konzern seinen Kundenservice verbessern will.
Oldenburg. Der Oldenburger Energiekonzern EWE hat im vergangenen Jahr von hohen Preisen für Strom und Gas auf dem Energiemarkt profitiert. Den Umsatz steigerte EWE im Vorjahresvergleich um 16,3 Prozent auf etwa zehn Milliarden Euro (2022: 8,6 Milliarden). Zudem verzeichnet der Energiekonzern den höchsten operativen Gewinn in der Unternehmensgeschichte, wie EWE am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mitteilte.
Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives Ebit) steigerte sich im Vorjahresvergleich um 54,6 Prozent auf eine Milliarde Euro. Der Anstieg erkläre sich aus dem Handelsgeschäft, bedingt durch Sondereffekte, wie zum Beispiel das zeitweise Vermieten ihrer Gasspeicher an andere Marktteilnehmer. Diese Effekte konnten das etwas schwächere Netzgeschäft ausgleichen, Kunden und Kundinnen von EWE wären sparsam gewesen, hinzu kam der milde Winter.
Höhere Preise für Strom und Gas
EWE hatte zum 1. April die Preise für Strom und Gas angehoben und dies unter anderem mit gestiegenen Netzentgelten, höherem CO₂-Preis und der Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz begründet. „Wir wollen uns an der Energiekrise nicht bereichern, sondern geben Preisschwankungen möglichst schnell an unsere Kunden weiter“, sagte der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler. „Ein Großteil dessen, was wir an Gewinnen erwirtschaften, investieren wir in die Zukunft.“
Entschädigung von zwei Millionen Euro
Das Unternehmen ist im vergangenen Jahr zunehmend unter Druck geraten, da mehr als 100.000 Kunden und Kundinnen monatelang auf ihre Abrechnung sowie Auszahlungen vorhandener Guthaben warten mussten, zum Teil länger als ein halbes Jahr. EWE kündigte daraufhin an, Entschädigungen zu zahlen. Die „Entschuldigungszahlungen“ belaufen sich mittlerweile auf mehr als zwei Millionen Euro. Der EWE-Vorstandsvorsitzende betonte, dass sie zusätzlich investiert haben, zum Beispiel wurden 400 bis 500 neue Mitarbeiter im Kundenservice akquiriert. EWE beschäftigt insgesamt rund 10.800 Mitarbeiter.
Investitionen in norddeutsche Wasserstoffwirtschaft
Der Energiekonzern investierte im vergangenen Jahr 1,15 Milliarden Euro in klimaneutrale Technologien, Produkte und Dienstleistungen, knapp 50 Prozent mehr als im Vorjahr. EWE plant unter anderem Elektrolyseure in Bremen und Emden sowie den Bau und Umstellung von mehreren Pipeline-Abschnitten für den Anschluss an ein europaweites Wasserstofftransportnetz. Zum Beispiel soll die seit einem Monat in Betrieb genommene Flüssigerdgas-Pipeline von Wilhelmshaven nach Jemgum (Landkreis Leer) voraussichtlich ab 2028 Wasserstoff transportieren. Zurzeit testet das Unternehmen in einer seiner Kavernen in Brandenburg die Speicherung von Wasserstoff, um auf den Markt vorbereitet zu sein.
Kunden und Kundinnen sparen im Verbrauch
Unterm Strich fiel allerdings ein Verlust (Periodenergebnis) von 541,9 Millionen Euro an - deutlich unter dem Vorjahresplus von 425,2 Millionen Euro. „Diese Schwankungen haben wir aber in den vergangene Jahren immer wieder erlebt“, sagte EWE Finanzvorstand Wolfgang Münchner. Ein stark negativer Netto-Überhang der Bewertungseffekte im Bereich der Derivate und ein hohes Zinsniveau seien Gründe. Für das aktuelle Jahr erwartet EWE ein bis zu 45 Prozent geringeres operatives Ebit als 2023. Das Ausmaß der Preisschwankungen am Energiemarkt werde sich weiter reduzieren. Die Erträge aus dem Handel würden 2024 nicht erreicht werden können.