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Kunstkudder

TEr bewohnt die Schute im Stader Hansehafen

Künstler Martin Karl Kufieta steht oben an Deck des bunt bemalten Kunstkudders an der Reling

Martin Karl Kufieta ist der erste Stipendiat auf dem Kunstkudder. Während seines Gastaufenthalts will der Künstler ein Objekt schaffen, das im Hansehafen einen neuen Ort der Begegnung schafft. Foto: Weselmann

Der Kunstkudder hat gerade einen kreativen Gast an Bord. Was der Kunststipendiat auf der Schute macht und welches Geschenk er Stade hinterlassen möchte.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 19.10.2024, 11:13 Uhr

Stade. Noch bis Ende Oktober dient das bunte Hausboot im Stader Hansehafen Martin Karl Kufieta als temporäres Zuhause. Er ist der erste Stipendiat des Artist-in-Residence-Programms. Das hat die Hansestadt gemeinsam mit den Museen Stade und der Wohnstätte wieder neu aufgelegt. Es bietet jungen Künstlern aus dem Bereich Bildende Kunst und Literatur die Möglichkeit zu einem zweimonatigen Arbeits-, Inspirations- und Rechercheaufenthalt. Für seine Zeit in Stade hat sich der 32-Jährige einiges vorgenommen.

Stipendiat schafft neue Kommunikationsräume

Seine künstlerische Arbeit ist inspiriert von der Idee, Menschen zusammenbringen. „Die große Stärke der Kunst ist es, Kommunikationsräume zu schaffen, die sonst gar nicht da wären“, sagt er. Das meint Martin Karl Kufieta nicht nur im örtlichen Sinne: „Kunst stößt auf Themen, die im Alltag oft vergessen werden, aber gesellschaftlich von großer Bedeutung sind.“

Martin Karl Kufieta hat an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg in der Klasse für freie Kunst/Schmuck und Gerät studiert. Das dortige Studium schloss er 2022 als Meisterschüler bei Professor Suska Mackert ab. Kufieta hat schon an vielen Orten von Göteborg über Kopenhagen bis Berlin gelebt und gearbeitet. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes genauso wie Resident Artist in Kiew und Andalusien.

Kufietas Werk zielt auf soziale Interaktion

Mit seinen Werken schafft der gebürtig aus Regensburg stammende Künstler temporäre Räume der Zusammenkunft und sozialer Interaktion. Die von ihm gestalteten „Begegnungszonen“ eröffnen neue Konstellationen des Miteinanders. Ziel ist es, Diskussionen anzustoßen und frische Impulse zu geben.

Dafür initiiert Kufieta oftmals Situationen, in denen man gemeinsam sitzen, essen oder sich unterhalten kann. Er selbst nimmt dabei die Rolle des Gastgebers ein und fungiert so als Bindeglied zwischen den teilnehmenden Personen.

Lesung im Kioskmodul, davor Publikum auf Holzbänken

Künstler Martin Karl Kufieta ist mit einem alten, von ihm restaurierten Kioskmodul über Land gereist, um Kulturprojekten von Kunst bis Konzert an verschiedenen Orten eine Bühne zu geben. Foto: Kufieta

Kufieta sucht immer neue Orte für seine Kunst. So ist er beispielsweise mit seinem mobilen Kulturkiosk unterwegs. Dafür hat er ein historisches Kioskmodul restauriert. Der modulare K67-Kiosk wurde 1966 vom slowenischen Designer Saša J. Mächtig entworfen. Mit dem Kioskmodul auf den Autoanhänger ist er durch das Vogtland getourt, um damit Kulturprojekten eine besondere Bühne zu geben.

Der Künstler arbeitet an einer neuen Sitzgelegenheit

Neben performativen Begegnungen fordert Kufieta auch mit dem Entwurf ungewöhnlicher Sitzgelegenheiten zum Zusammenkommen auf. Eine solche baut er gerade für Stade. „Ich hinterlasse gerne etwas - als Gastgeschenk“, so der Stipendiat.

Während des Stipendienaufenthalts 2019 in Kiew beispielsweise schuf er ein Angebot zum Verweilen vor einer Ruine neben dem Kulturhaus. Er hatte bemerkt, dass dort immer wieder Leute während des Telefonierens stehen blieben. Mit seiner Hinterlassenschaft wollte er einen Impuls schaffen, den öffentlichen Raum einladender zu gestalten.

Der leere Ponton im Hafen hat ihn inspiriert

In Stade hat er ebenfalls einen konkreten Ort im Sinn. Vom Kunstkudder aus ist ihm ein leerer Ponton ins Auge gefallen, der nicht durch die Gastro genutzt wird. Für die Plattform im Wasser des Hansehafens entwirft er nun eine flexible Sitzgelegenheit, die nach seiner Zeit auf dem Kunstkudder für Stade bleibt.

Der leere Ponton bei der Treppe am Wasser West im alten Hansehafen

Martin Karl Kufieta schafft ein Objekt, das den leeren Ponton im Hansehafen zu einem Ort der Begegnung macht. Foto: Weselmann

Der Kunstkudder hat ihn sofort begeistert, auch wenn es für ihn erst einmal ungewohnt war, so auf dem Präsentierteller zu wohnen. „Das weckt sofort die kindliche Idee vom Kapitän auf Zeit“, sagt er. Als Künstler fühle er sich super aufgenommen und wertgeschätzt in seiner Arbeit. Und für das Ponton-Projekt bekam er sofort Unterstützung von der Firma Lindemann, die ihn mit dem nötigen Material ausgestattet hat.

Sitzgelegenheit mit vier fest an einem runden Tisch angebrachten Plätzen, die ähnlich einer Wippe funktioniert

Auf dieser von Martin Karl Kufieta entworfenen Sitzgelegenheit müssen zumindest zwei Menschen Platz nehmen, damit sie benutzbar ist. Foto: Kufieta

Von der Idee ähnelt das Projekt einem anderen Begegnungsobjekt, das er 2021 entwickelt hat. Diese an ein Kinderspielgerät erinnernde Sitzrunde funktioniert ähnlich einer Wippe. Es müssen mindestens zwei Platz nehmen, um sie nutzen zu können.

Bei dieser Sitzgruppe geht es nur miteinander

Die Sitzfläche für den Ponton derweil ist inspiriert von einem Zollstock. Das Objekt soll aus zehn miteinander verbundenen Gliedern bestehen. Diese sind variabel umbaubar, allerdings nicht von jemandem allein zu bewegen. So ist auch hier das Miteinander gefordert. „Ich glaube fest daran, dass es mehr solcher Momente braucht, wo wir einander Hilfestellung geben, um gemeinsam etwas zu erreichen“, betont der Künstler.

Nähere Infos zum Stipendium finden sich unter www.museen-stade.de/kunstkudder.

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