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TErst Abstieg, dann Titel: Carl-Philipp Piens Achterbahnfahrt beim ASC

Trainer Carl-Philipp Pien sieht sich eher als Taktiker und arbeitet noch an seiner Motivationsstärke.

Trainer Carl-Philipp Pien sieht sich eher als Taktiker und arbeitet noch an seiner Motivationsstärke. Foto: Bröhan

Hinter Carl-Philipp Pien liegt eine ereignisreiche Saison. Der Trainer des ASC Cranz-Estebrügge steigt erst ab - und feiert dann eine Meisterschaft. Die neue Saison kann wieder kompliziert werden.

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Von Jan Bröhan
Donnerstag, 18.07.2024, 13:47 Uhr

Estebrügge. Der 25 Jahre alte Carl-Philipp Pien hat als Fußballtrainer noch viel vor. In der abgelaufenen Saison hat er seine B-Lizenz gemacht. Er sieht sich noch Jahrzehnte, wie er sagt, als Trainer. Er ist ehrgeizig, will so hoch wie möglich trainieren, und weiß, woran er selbst arbeiten muss.

Die abgelaufene Saison hatte an vielen Spieltagen sowohl Tiefpunkte als auch Erfolgserlebnisse. Pien hat viel gelernt. Auf Abstiegskampf hätte er aber gern verzichtet.

„Ich war froh, dass ich die Mädels hatte“, sagt er und lächelt. Während die Niederlagen der Männer wurmten, bauten ihn die Siege der Frauen wieder auf.

Pien geht nun in die vierte Saison mit der FSG 3 Meilen Altes Land - eine Frauenspielgemeinschaft, zu der auch der ASC gehört.

Sein ehrgeiziges Ziel war es, es in fünf Jahren bis in die Landesliga zu schaffen. „Jetzt sind wir in der Bezirksliga, das ist auch gut“, sagt Pien. Zwei Aufstiege. Dabei wird es mit der Frauenmannschaft voraussichtlich bleiben.

In Zukunft will er sich auf Männerfußball konzentrieren

Pien macht noch diese Saison mit den Frauen. Dann will er sich auf den Männerfußball fokussieren. Das Ziel ist klar: Der Aufsteiger muss sich in der höheren Liga schnell zurechtfinden. Testspiele gegen Bezirksligisten wurden in der vergangenen Saison verloren.

„Ich habe die Mannschaft schon vorgewarnt, dass sie auch mal zwei, drei Spiele in Folge verlieren können“, sagt Pien. In den vergangenen Jahren war die Mannschaft erfolgsverwöhnt. Klar ist auch: Pien will die Mannschaft mit dem Klassenerhalt übergeben.

Der Abstieg mit der zweiten Herrenmannschaft in die 2. Kreisklasse war letztlich nicht zu verhindern. Der Umbruch im Verein plus das Verletzungspech waren zu groß. Die erste Mannschaft war freiwillig in die Kreisliga gegangen, viele Spieler der Zweiten gingen in die Erste.

Die vierte Mannschaft des ASC wurde nicht mehr gemeldet. „Wir konnten keine Konstanz entwickeln“, sagt Pien. Die Niederlagen haben ihn viel beschäftigt. „Das war eine komische Situation“, sagt er, weil ihn die Erfolge der Frauen immer wieder schnell aufmunterten.

In dieser Saison könnte es andersherum laufen. Pien wolle mit den Herren schon oben mitspielen. „Aber das größte Ziel ist erst mal, eine Mannschaft zu formen.“ Der Umbruch ist noch nicht abgeschlossen.

Der Zeitaufwand ist derzeit immens

Pien ist Trainer von zwei Mannschaften und ist zudem im ASC-Vorstand. Pro Woche sei er gut 20 Stunden auf dem Fußballplatz, für die Vereinsarbeit insgesamt komme er auf 30 Stunden. „Ich weiß noch nicht, ob ich mich bei der nächsten Wahl noch einmal aufstellen lasse“, sagt Pien bezüglich der Vorstandsarbeit. Da passt es, dass seine Freundin ab der kommenden Saison auch für den ASC spielt und sie sich so zusätzlich auf dem Fußballplatz sehen.

Der 25-Jährige möchte sich als Trainer weiterentwickeln. Ursprünglich kommt Pien aus Neuenfelde. Bei der SV Este 06/70 war er mit 14 Jahren viel verletzt und half daher seinem Trainer. „Er sagte schon damals, ich solle einen Trainerschein machen“, erzählt Pien. Als Jugendlicher probierte er aber erst mal viel aus, spielte unter anderem noch drei Jahre Football in Harburg.

Über einen Freund landete er dann wieder beim Fußball und beim ASC. Und als die Frauen einen Trainer suchten, ergriff Pien seine Chance und machte auch gleich seinen ersten Trainerschein. Das neue Punktesystem des DFB kritisiert er. „Ich werde nie die A-Lizenz machen können“, sagt er. Der B-Lizenz-Inhaber wird sich aber auf Fortbildungen stürzen. „Alles was geht.“

Motivation, Stärken und Schwächen

Pien sagt selbst, dass er „eher der ruhige Typ“ sei. Da habe es gut gepasst, dass er seine Trainerlaufbahn mit den Frauen begann. Seine Art und sein Ton kamen an. „Das Zwischenmenschliche muss bei Frauenteams mehr passen als bei Männern“, sagt Pien.

Bei den Männern musste er lernen, mehr aus sich herauszukommen. Den Motivator muss er, der Taktiker, noch entwickeln. „Daran arbeite ich und hole mir auch immer Feedback“, sagt Pien.

Bei der Frage, was ihn denn so an dem Trainerjob reize, wird der ruhige Pien munter. „Ich habe ganz viele Ideen, weiß, wie ich Fußball spielen lassen möchte – und kann das vermitteln“, sagt er. Ihm gefalle auch, welche Energien man von der Seitenlinie entwickeln und transportieren kann. „Mir macht das alles einfach Spaß.“

Die neue Saison wird ihn sicherlich wieder fordern und weiter formen. Auf eine Erfahrung möchte er aber gern verzichten: „Ich will auf jeden Fall eine Saison ohne Abstiege.“ Was dafür spricht: „Die Mädels sind disziplinierter. Das möchte ich bei den Herren auch noch reinbringen.“

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