TSuedlink: Tennet verlegt den ersten Kabelabschnitt bei Heeslingen

Premiere: Das erste Stromkabel kommt in die Erde. 1900 Meter Kabel sind auf die Trommel gerollt. Foto: Kratzmann
Erst haben sie gebuddelt, gespült, gebohrt - jetzt wird gezogen. Das erste 1,9 Kilometer lange Teilstück der Stromautobahn Suedlink ist Dienstagvormittag zwischen Boitzen und Osterheeslingen unter den Augen etlicher Medienvertreter eingezogen worden.
Heeslingen. Die Transformation der deutschen Stromversorgung ist eine Schnecke: Sie vollzieht sich mit zehn Metern pro Minute. Mit dieser Geschwindigkeit wird das 15 Zentimeter dicke schwarz ummantelte Höchststromkabel an diesem Vormittag in das rote Leerrohr gezogen. An dem Besenstiel dicken Stahlseil hängt ein Gewicht von 1,5 Tonnen.
Die vier Meter hohe und neun Meter lange Trommel, von der die rund 1,9 Kilometer Erdkabel abgerollt werden, steht keine 100 Meter südlich der Verbindungsstraße von Osterheeslingen nach Boitzen. Ihr darf keiner der Medienvertreter nahekommen. Dutzende behelmte Frauen und Männer in gelben Westen mit Mikrofonen in den Händen, Filmkameras auf den Schultern, Fotoapparaten vor den Bäuchen haben hinter rot-weißen Kunststoffketten Aufstellung zu nehmen und vom Kabelgraben zuzusehen.
Pumpen sorgen dafür, dass der Graben nicht geflutet wird
Sie stehen am Rande eines etwa 100 Meter langen Teilabschnitts der längsten Baustelle Deutschlands. Sie erstreckt sich von Wilster und Brunsbüttel bis Grafenrheinfeld in Bayern und Großgartach in Baden-Württemberg. 700 Kilometer liegen zwischen den Endpunkten des Suedlink. Die beiden Leitungen bestehen aus je zwei Kabelsträngen.

Im kommenden Jahr soll entlang der gesamten Strecke gebaut werden. Foto: Focke Strangmann/dpa
Die ersten 37 Kabelkilometer werden zwischen Farven und Lauenbrück in die Erde gelegt. Und davon die ersten zwei Kilometer westlich von Osterboitzen. Die Zufahrt zur Baustelle ist geschottert. Entlang des trapezförmigen Kabelgrabens führt ein Stahlplattenweg. Pumpen säumen den Weg. Sie sorgen dafür, dass der Graben nicht geflutet wird.
In Osterheeslingen werden die Kabelenden verschweißt
Der Abspulplatz bei Osterheeslingen wird mit den bis zu 100 Tonnen schweren Kabeltrommeln aus Zeven beliefert. An der Reege befindet sich das Zwischenlager für die 22 Kabelabschnitte, die in den kommenden Wochen zwischen Farven und Lauenbrück verlegt werden. Bei Osterheeslingen ist auch eine sogenannte Muffengrube angelegt. In die wird ein Muffencontainer abgelassen. In den werden die Kabelenden eingeführt und verschweißt.

Die Karte veranschaulicht den Trassenverlauf des Suedlink-Kabels zwischen Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Foto: dpa
Doch das bekommt an diesem Dienstag niemand zu sehen. Die Medienvertreter und Firmenrepräsentanten sind angereist, um den ersten Kabeleinzug zu begleiten und zu kommentieren. „Ein Feiertag für Tennet“, so ist es mehrfach zu hören. Das Leuchtturmprojekt der deutschen Energiewende nimmt in der Gemeinde Heeslingen Gestalt an.
Suedlink kann zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgen
Im nächsten Jahr wollen die mit dem Bau beauftragten Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Transnet BW entlang der gesamten Suedlink-Trasse von nördlich der Elbe bis südlich Heilbronns Gräben ausheben, Tunnel bohren, Leerrohre verlegen und Kabel einziehen lassen. 2028 soll Windstrom aus dem Norden bis zu zehn Millionen Haushalte im Süden versorgen. Die beiden parallel verlaufenden Stränge haben eine Leistung von jeweils zwei Gigawatt. Etwa 10.000 Frauen und Männer sind daran beteiligt, dass Suedlink Geschichte schreibt.

Zwei Prototypen für Erdkabel mit drei Adern liegen unter einer Hochspannungsleitung. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Schließlich ist das Gelingen der Energiewende Voraussetzung dafür, dass Deutschland die vertraglich zugesicherte Klimaneutralität im Jahr 2045 erreicht. In 20 Jahren ist indes die Hälfte der „Lebenszeit“ des Heeslinger Kabelstrangs bereits verstrichen. Die Kabelhersteller NKT und Prysmian attestieren ihren Produkten eine Haltbarkeit von 40 Jahren...

Thorsten Dietz, Direktor für Gleichstromprojekte beim Stromtrassenbetreiber Tennet. Foto: Focke Strangmann/dpa