TEx-D/A-Trainer Frithjof Hansen jetzt rechte Hand von Timo Schultz

Frithjof Hansen ist seit dem vergangenen Winter Co-Trainer beim VfL Osnabrück. Foto: kolbert-press
Im Mai erlebt Fußballtrainer Frithjof Hansen beim VfL Osnabrück einen Umbruch. Der Drittligist entlässt seinen Chef und den Co-Trainer. Hansens Job war nie in Gefahr.
Osnabrück. Frithjof Hansen verbindet sein Mobiltelefon schnell noch mit der Freisprechanlage seines Autos und nimmt sich dann Zeit für ein Telefonat. Der Co-Trainer des Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück hat gerade Feierabend gemacht und ist auf dem Weg nach Hause. Fußball gucken.
Stunden zuvor leitet Hansen einige Übungen des Ende Mai in die Schlagzeilen geratenen Traditionsvereins. Der VfL war in der Vorsaison aus der zweiten in die dritte Liga abgestiegen und sicherte sich dort erst mit einer Energieleistung in der Rückrunde den Klassenerhalt. Der VfL Osnabrück entließ Cheftrainer Marco Antwerpen und Co-Trainer Frank Döpper. Unter Antwerpen arbeitete Hansen, der zuvor die U19 betreute, seit dem Winter als Co-Trainer bei den Profis.
So trainiert Hansen die Profis
Hansen erzählt am Telefon von der Trainingseinheit, die er gerade hinter sich hat. Die Spieler trainieren „Spielen und Gehen“. Sie sollen die freien Räume suchen. Sie spielen „steil, klatsch“. „Vertikal vor horizontal.“ Vor dem abschließenden Elf-gegen-elf gibt es eine „Tiefgangeinheit“. Der VfL probt die Bälle hinter die letzte Kette. Hansen ist in seinem Element, wenn er die Übungen erklärt. Aber Ende Mai war er sich auch nicht hundertprozentig sicher, ob und in welcher Funktion er beim VfL Osnabrück künftig arbeiten wird.
Frithjof Hansen trainierte von Juli 2022 bis Oktober 2023 die Regionalligamannschaft der SV Drochtersen/Assel. Ende August 2023 stand er erstmals kurz vor der Entlassung bei D/A. Wenige Wochen später kam schließlich die Trennung. Er kennt also das Gefühl.
Wie war die Stimmung nach dem Rauswurf des Cheftrainers und dessen Co-Kollegen beim VfL Osnabrück? „Erst mal waren wir froh, die Klasse gehalten zu haben. Dass sich der Verein entschieden hat, sich neu aufzustellen, ist halt so im Fußballgeschäft“, sagt Hansen. Er sagt, der Verein habe ihn frühzeitig informiert, dass er weiter mit ihm arbeite, dass Hansen Co-Trainer bleibe. Dennoch nahm Hansen „gemischte Gefühle“ mit in den Urlaub.
Ex-D/A-Coach mag Philosophie von Timo Schultz
Was passiert jetzt? Welcher Trainer kommt? Welcher Direktor Fußball? So nennt der VfL den Sportdirektor-Posten. „Ich hatte viele Fragezeichen im Urlaub“, sagt Hansen. Noch während sich Hansen am Gardasee erholte, hat die Vereinsführung eine zentrale Frage beantwortet.
Der VfL Osnabrück verpflichtete mit Timo Schultz einen neuen Cheftrainer, der in der 2. Bundesliga schon St. Pauli und den 1. FC Köln in der 1. Liga trainierte. „Nach dem Urlaub haben wir uns das erste Mal persönlich getroffen“, sagt Hansen. Hansen mag die Philosophie von Schultz. Nach vorne spielen, mutig sein, offensiv denken, die Defensive nicht vernachlässigen. „Von einem Trainer auf dem Level kann man viel mitnehmen“, sagt Hansen.
Harte Arbeit im Trainingslager in Tirol
Unter Timo Schultz trainierte Hansen die Profis während der Vorbereitung eine Woche im Trainingslager in Tirol in Österreich. Dabei haben sich die beiden genauer kennengelernt. „Die Hotelbar haben wir nur von weitem gesehen“, sagt Hansen. Dafür habe das Trainerteam naturgemäß viele Stunden auf dem Platz und in einem Büro zugebracht, dass der Hotelier für den VfL eingerichtet hatte.
Die Tage waren vollgepackt. „Quality-Time am Morgen“, sagt Hansen. Dann Meetings, Training, Regenerationen und Behandlungen. Die ersten Tage der Saisonvorbereitung waren lang. „Das Arbeitsstundenkonto war schnell voll. Aber es macht Spaß“, sagt Hansen.

Timo Schultz hat den Cheftrainerposten beim VfL Osnabrück übernommen. Einst trainierte er St. Pauli und Köln. Foto: Guido Kirchner/dpa
Der 29-Jährige behielt unter Timo Schultz viel seines alten Arbeitspaketes. Trainingsorganisation, Dokumentationen, Videoanalysen, Einzel- und Gruppencoaching, Verhalten bei offensiven und defensiven Standardsituationen.
Hansen kennt „die Wucht der Zuschauer“
„Ich habe mich gefreut, dass der Verein mir vertraut“, sagt Hansen. Vor allem im letzten halben Jahr habe er sich weiterentwickelt. Das wolle er fortsetzen. Das Profigeschäft hat er verinnerlicht. Drucksituationen durch die Wucht der Zuschauer lernte er kennen. „Jetzt kann ich an der Seite von Timo viel lernen“, sagt Hansen. Das letzte halbe Jahr hat Hansen aber auch gezeigt, dass es schwer ist, im Fußball Pläne zu machen.
In der 3. Liga warten Hansen und der VfL Osnabrück nach zwei Spieltagen aktuell auf den ersten Sieg. Zum Saisonauftakt trennte sich der VfL von Alemannia Aachen 0:0. Danach verlor das Team 1:3 bei 1860 München.
Seine Zeit bei D/A habe ihn für das Profigeschäft zum Teil vorbereitet. Doch der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Hansen entwickelt sich täglich weiter. Er saugt bei den Profis jetzt alles auf. Der VfL sei eine gute Station, um sich weiterzuentwickeln. „Genau wie sich Spieler entwickeln, muss auch ich mich als Trainer entwickeln, um erfolgreich zu werden“, sagt er.
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