TFalsche Personalkosten: Neues Millionen-Loch im Buxtehuder Haushalt

Ein Drittel des Buxtehuder Haushalts sind Personalkosten. Bei 134 Millionen Euro gehen 42 Millionen Euro an die Beschäftigten. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Die Buxtehuder Verwaltung hat sich gewaltig verrechnet, ein Grüner mit Manager-Erfahrung findet die Unstimmigkeiten. So reagiert die Politik auf den teuren Rechenfehler.
Buxtehude. Die Finanzprobleme der Stadt Buxtehude werden größer. Bei der Erstellung des Haushaltsentwurfs für das Jahr 2025 ist der Verwaltung ein Fehler bei den Personalkosten unterlaufen. 1,15 Millionen Euro sind im Etat nicht berücksichtigt worden.
„Wir sind alle sehr zerknirscht“, sagte der für die Finanzen verantwortliche Erste Stadtrat Ralf Dessel. Er entschuldigte sich bei der Politik für die Panne.
Grünen-Ratsherr findet den Millionen-Fehler
Als Erstem aufgefallen sind die Unstimmigkeiten dem Ratsherrn Michael Langebartels von Bündnis 90/Die Grünen. Er habe die größeren Posten im Personalbereich miteinander verglichen und sei auf die Abweichungen gestoßen. Abweichungen, die sich inhaltlich nicht erklären ließen, so Langebartels gegenüber dem TAGEBLATT. „Das habe ich in meiner beruflichen Laufbahn auch immer so gehandhabt“, sagte der ehemalige Airbus-Mitarbeiter.

Michael Langebartels hat 30 Jahre lang für Airbus gearbeitet. Unter anderem war er zehn Jahre Leiter für die Leitwerk-Montage in Stade. Foto: Wisser
Laut Ralf Dessel hatte die Verwaltung zu diesem Zeitpunkt ebenfalls erste Unstimmigkeiten festgestellt. Die Gründe für den Rechenfehler sind jetzt erkannt. Alleine 800.000 Euro fehlen, weil Personalkosten falsch übertragen wurden.
Falsche Übertragung der Personalkosten für neue Stellen
2024 gab es mehrere neue Stellen. Da diese aber erst im Laufe des Jahres gesetzt worden sind, waren die Gehälter im Haushalt für 2024 nur anteilig eingerechnet. Der Fehler war, dass für 2025 wieder nur die anteiligen Ansätze übernommen worden sind, obwohl die Mitarbeiter für das ganze Jahr bezahlt werden müssen.
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Hintergrund ist, dass ein erfahrener Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen ist. Er habe die Zahlen bisher immer händisch in Excel-Tabellen berechnet, so Ralf Dessel. Der Versuch, diese Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen und mit einem neuen Programm zu vereinfachen, habe auch zu den Fehlern geführt.
Ein Drittel des Etats sind Personalkosten
Der Haushalt soll für 2025 ein Gesamtvolumen von 134 Millionen Euro haben. Davon sind gut 42 Millionen Euro Personalkosten. In der Stadtverwaltung arbeiten mehr als 820 Beschäftigte.
Die plötzlich aufgetauchten Mehrkosten sind ein durchlaufender Posten und belasten die Folgejahre. Das erhöht den Sparzwang. Anfang nächsten Jahres wollen sich Politik und Verwaltung ohnehin zusammensetzen. Ziel sollte es sein, drei bis vier Millionen Euro laufender Kosten einzusparen. Jetzt werden es eher fünf Millionen Euro pro Jahr. Buxtehude muss sparen, damit die Stadt handlungsfähig bleibt.
Politik kritisiert und verteidigt die Stadtverwaltung
Die Politik reagierte unterschiedlich auf den Fehler. „Wir reden hier bisher nur über den Entwurf“, verteidigte Nick Freudenthal die Verwaltung. Der Vorsitzende des Finanzausschusses und SPD-Fraktionsvorsitzende erinnerte daran, dass noch kein „Schrott“ zur Kommunalaufsicht nach Stade geschickt worden sei.
CDU-Ratsherr Matthias Schneider sagte dagegen, dass er eine höhere Qualität bei der Haushaltserstellung erwartet hätte.
Keine Zustimmung für den Etat vom Finanzexperten
Michael Langebartels benannte den Fehler als einen von mehreren Gründen, weshalb er dem Haushalt in diesem Jahr nicht zustimmen kann. „Er gibt im Entwurf keinen Euro für eine Grundschule, von der wir alle wissen, dass wir sie bauen müssen“, so Langebartels. Der Grünen-Ratsherr erwartet außerdem, dass die Verwaltung ein Rationalisierungs- und Effektivitätssteigerungs-Programm startet.So sollen die Kosten gesenkt werden.
Es gebe jetzt die Chance, durch die Ruhestandswelle der geburtenstarken Jahrgänge, das Personal zu reduzieren. Er habe solche Wellen bei Airbus einige Male mitgemacht. „Aber man muss das an der Spitze wollen“, sagt Langebartels. Er sitzt seit 2021 im Rat der Stadt. Er habe seine berufliche Expertise einbringen wollen, das sei offenbar nicht gewollt. Seine erste Wahlperiode wird auch seine letzte sein: „Ich habe keine Lust mehr, mich ständig zu ärgern.“

Ein Drittel des Buxtehuder Haushalts sind Personalkosten. Bei 134 Millionen Euro gehen 42 Millionen Euro an die Beschäftigten. Foto: Monika Skolimowska/dpa