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Biolandhof

TFamilie Dorn züchtet Highland-Rinder - und vermietet Ferienwohnung

Günter Dorn liebt seine Tiere. Deswegen ermöglicht er ihnen ein Leben, das perfekt auf ihre Bedürfnisse angepasst ist.

Günter Dorn liebt seine Tiere. Deswegen ermöglicht er ihnen ein Leben, das perfekt auf ihre Bedürfnisse angepasst ist. Foto: Kröger

110 Highlandrinder leben auf dem Biolandhof. Günter und Monika Dorn haben im Kreis Cuxhaven ihren Traum von der Zucht dieser einzigartigen Tiere und dem Betrieb von Ferienwohnungen verwirklicht.

Von Ann-Kathrin Kröger Sonntag, 16.02.2025, 07:00 Uhr

Nordleda . Die schottischen Highlands sind für ihre Berge, etliche Seen und das berühmte Monster von Loch Ness bekannt. Eine weitere Berühmtheit aus den mystischen Hochlanden sind die zotteligen Rinder mit den langen Hörnern und dem genügsamen Gemüt. Die imposanten Highland-Rinder haben es Günter Dorn angetan: „Es gibt kein schöneres Rind“, sagt der Landwirt und Winzermeister aus Nordleda.

Majestätische Tiere

Günter Dorn betreibt mit seiner Frau Monika einen Biolandhof in Nordleda. Mit ihnen leben dort 110 Highland-Rinder. Bullen und Färsen, so wird das weibliche Tier genannt, können auf riesigen Weiden, ein bisschen so wie in den Highlands, nur in norddeutsch flach, ein artgerechtes Leben führen.

Und genauso wie die Highlandrinder ihren Ursprung nicht im norddeutschen Flachland haben, so ergeht es auch Monika und Günter Dorn. Denn ursprünglich kommt das Ehepaar aus dem Schwabenland. Dort führten sie einen Generationshof mit Wein, Obst und ein paar Tieren. Im Sommer hatten sie oft Highlander von anderen Besitzern auf ihren Wiesen stehen. Schon da war Günter Dorn von den Rindern begeistert.

Die Highland-Rinder, die circa ein Stockmaß von 130 cm und ein Gewicht von 500 kg erreichen, stehen in den Wintermonaten in einem großzügigen Offenstall. Das ist eines der weiblichen Tiere, auch Färse genannt.

Die Highland-Rinder, die circa ein Stockmaß von 130 cm und ein Gewicht von 500 kg erreichen, stehen in den Wintermonaten in einem großzügigen Offenstall. Das ist eines der weiblichen Tiere, auch Färse genannt. Foto: Kröger

„Sie machen nichts, sie stehen einfach da und sehen majestätisch aus“, zeigt Dorn auf einen Wandkalender mit dem Bild eines Highlands umgeben von Nebel im mystischen Moor. Die Tiere sind bei den Dorns nicht nur draußen zu finden. Die Liebe zu den Tieren reicht bis ins Haus der Familie. Hier ein Wandkalender, dort ein Foto, Highlands als lustige Hausschuhe oder auf dem Pullover der Enkelin. Denn längst ist der Hof in Nordleda auch die Heimat von zwei ihrer Kinder mit ihren Familien geworden.

„Jetzt fahre ich heim“

Das war ganz lange Zeit anders. Den Generationshof in Süddeutschland hatte der heute 60-Jährige bereits mit 20 Jahren von seinem Vater übernommen. Mit 50 hatte Dorn damit schon 30 Jahre Erfahrung als Betriebsleiter. Die Kinder wollten den Hof nicht übernehmen. Damit war klar, es ist Zeit für eine Veränderung. Der Traum: Die Zucht der Highland-Rinder und dazu Gastgeber sein für Gäste in einer Ferienwohnung.

Die ersten Highland-Rinder hatten sie da schon, jetzt fehlte nur noch der geeignete Ort für den Zuchtbetrieb und die Ferienwohnung. Da ging der Blick gen Norden. 700 Kilometer von ihrer Heimat entfernt, wurden sie in Nordleda fündig. Statt Weinbau, Obst und Gemüse jetzt endloses Grün der Weiden und die raue Nordseeluft in der Nase. Den Generationshof zu verlassen, fiel Günter Dorn nicht schwer. Er erinnert sich noch gut daran, wie er beim Verlassen der alten Heimat zu sich gesagt hat: „Jetzt fahre ich heim“. Das Ehepaar kann nun in Nordleda einem Traum nachgehen.

Zucht und Ferienwohnung

Mit 36 Rindern starteten sie in dem ruhigen Örtchen ein neues Kapitel. Den Hof im Norden hatten sie vorher einmal besichtigt. Bei dem Besuch war Günter Dorn schnell klar geworden: „Das ist mein Hof“. Die Voraussetzungen waren perfekt.

Vier Ferienwohnungen bietet das Ehepaar mittlerweile auf ihrem Biolandhof an. Das Geschäft mit dem Urlaub läuft gut. Für viele der Gäste sind auch die Highland-Rinder ein Grund zum Kommen, für andere sind sie der exotische Teil der norddeutschen Urlaubskulisse. Auch die Zucht läuft gut. „Das Zuchtziel ist eine gleichbleibende, rassetypische Erscheinung“, so Günter Dorn. Die Hörner, der Kopf und der typische, über die Augen fallende Pony müssen stimmen. Auch bei den urigen Kraftprotzen reichen nicht nur die inneren Werte. Und damit das so bleibt, bietet Familie Dorn den Tieren optimale Bedingungen. Im Winter stehen sie in Offenställen. Von Mai bis Oktober verbringen die Tiere ihre Zeit auf den Weiden. Natur pur. Das gilt auch für die Zucht. Die Färsen werden natürlich vom Bullen gedeckt und die Kälber bleiben acht Monate bei ihren Müttern, bis sie in die Färsen- oder Bullenherde kommen. Das Gute für Züchter Dorn: Hohe Ansprüche haben die Highlander nicht. Sie sind genügsam, robust und pflegeleicht.

Die Chemie stimmt

Dass die Chemie zwischen Günter Dorn und seinen Tieren stimmt, ist nicht zu übersehen. Die Rinder haben Vertrauen und genießen die regelmäßigen Streicheleinheiten in vollen Zügen.

Seine Tiere genießen die Streicheleinheiten in vollen Zügen.

Seine Tiere genießen die Streicheleinheiten in vollen Zügen. Foto: Kröger

Auch wenn die Tiere so ursprünglich daherkommen. Günter Dorn gewöhnt sie schon früh an sich und andere Menschen. Als Kalb übt Dorn mit ihnen das Führen am Halfter. Das erleichtert den tierärztlichen und alltäglichen Umgang. Die Highland-Rinder sind schlau und haben deshalb den Bogen schnell heraus. Und mit einer leckeren Belohnung ist (fast) alles möglich. Das Führtraining dient ebenfalls der Belustigung des Dorfes, wenn das Highland-Rind, mal mehr und mal weniger motiviert, am langen Strick mit um den Hof läuft.

In der Zucht ist das Führen am Halfter auch ein Vorteil für Schauen und Wettbewerbe, die der Landwirt bald mehr angehen möchte. Seine Enkelin hat auch große Pläne und möchte mit einem der Kälber bei einer Jungtierschau starten. Bis dahin bedarf es noch ein wenig Training.

Tierwohl an erster Stelle

Tierwohl wird bei ihnen nicht nur in der Haltung großgeschrieben. Auch die Schlachtung passiert so tiergerecht wie nur möglich. Familie Dorn begleitet ihre Tiere bis zum letzten Schritt. Einen Schlachter zu finden, der diese Bedingungen schafft, war eine Herausforderung. Nun haben sie einen Familienschlachtbetrieb in Wischhafen an ihrer Seite, bei dem die Tiere in ihrem Beisein geschlachtet werden.

Günter Dorn holt die ausgewählten Färsen mit einem Hänger direkt von der Weide ab. Den Hänger kennen sie bereits vom Hof. Durch das Gewohnte kommt bei den Tieren kein Misstrauen auf. Die Färse, die zuerst freiwillig auf den Hänger steigt, kommt mit. Vor Ort wird das Tier einzeln, in Ruhe und ohne vorherigen Stress geschlachtet. Bis zur letzten Minute ist jemand bei ihnen, um ihnen Sicherheit zu geben.

Die Highland-Rinder, die circa ein Stockmaß von 130 cm und ein Gewicht von 500 kg erreichen, stehen in den Wintermonaten in einem großzügigen Offenstall. Das ist eines der weiblichen Tiere, auch Färse genannt.

Die Highland-Rinder, die circa ein Stockmaß von 130 cm und ein Gewicht von 500 kg erreichen, stehen in den Wintermonaten in einem großzügigen Offenstall. Das ist eines der weiblichen Tiere, auch Färse genannt. Foto: Kröger

„Du kannst nicht mehr an der Fleischqualität kaputt machen, als in den letzten zwei Stunden vorm Schlachten“, im Gegensatz zu den Tieren von der Familie Dorn, erleben viele Tiere Stress und Todesangst auf dem Weg zum Schlachter und im Schlachthof selbst. Stress und Angst verringern die Qualität des Fleisches enorm.

Was macht das Fleisch besonders?

Die Haltung der Highlander ist „extensiv“. Die Tiere müssen nicht besonders schnell, besonders viel Gewicht aufbauen. Anders als in der „intensiven“ Viehhaltung. Die Rinder aus dem Hochland bewegen sich viel und bekommen kein Zusatzfutter. Die natürliche Haltung der Tiere wirkt sich positiv auf die Fleischprodukte aus. Das Fleisch der Highlands ist feinfaserig, cholesterinarm und enthält wenig Fett. Es enthält einen hohen Anteil an wertvollen Proteinen.

Familie Dorn verkauft das Fleisch ihrer Tiere direkt vom Hof oder per Postversand zu festgelegten Terminen. Das 10 kg Schlachtpaket mit Knochen kostet zum Beispiel 18 Euro je Kilogramm.

Auf in die Highlands

In diesem Jahr geht es für das Ehepaar Dorn für 14 Tage in den Urlaub. Aber auch da können sie von ihrer tierischen Liebe nicht lassen. Das Ziel: Natürlich, die Highlands. Währenddessen kümmern sich die Familie und ein befreundeter Landwirt um den Hof. Für die Dorns wird dann ein Traum wahr: Highland-Rinder, das erste Mal umgeben von Moor, Seen und Nebel zu bestaunen.

Die Highlander genießen über die Wintermonate die Möglichkeit des Offenstalls.

Die Highlander genießen über die Wintermonate die Möglichkeit des Offenstalls. Foto: Kröger

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