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Fachkräfte

TFast jeder dritte Pflege-Azubi in Bremen bricht Ausbildung ab

Ein Pfleger hält die Hand einer Seniorin.

Die Not ist groß. Bis 2030 werden in Bremen mehrere Hundert Pflegefachkräfte zusätzlich gebraucht. Doch wo sollen diese herkommen?

Von Denise von der Ahé Donnerstag, 22.08.2024, 09:56 Uhr

Bremen/Bremerhaven. Fast jeder dritte Pflege-Azubi bricht die Ausbildung in Bremerhaven und Bremen ab. Dabei ist die Not groß: Das kleinste Bundesland braucht dringend mehr Pflegekräfte.

Gesundheits- und Pflegesenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) machte in der Bürgerschaftsdebatte am Mittwoch deutlich, wie ernst die Lage ist: „Ob wir den Mangel angesichts der demografischen Entwicklung auffangen können, ist fraglich. Das sage ich hier ganz ehrlich.“

Trotzdem gebe es positive Entwicklungen: „Wir haben eine Art Mosaik geschaffen, um dem Mangel die Stirn zu bieten“, sagte Bernhard. Die Zahl der Ausbildungsplätze in den Pflegeschulen ist in den vergangenen Jahren gestiegen, sie werden nicht mal alle nachgefragt. Das Problem liegt eher darin, genug junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern.

Andere Erwartung an den Beruf

Positiv hob Bernhard die neue Beratungsstelle „Bleib dran an der Pflege“ hervor, die das Ressort gemeinsam mit der Arbeitnehmerkammer etabliert hat. Das Angebot richtet sich an Auszubildende in der Pflege, die ihre Ausbildung abbrechen wollen.

„Die Abbruchquote ist eines der größten Probleme“, sagte Bernhard. Als Gründe nennt der Senat Belastungen in der Praxis, eine generell andere Erwartung an das Berufsbild, die finanzielle, familiäre oder gesundheitliche Situation, alternative Berufsentscheidungen, sprachliche oder Lern-Schwierigkeiten. „Oft sind es private und soziale Probleme“, betonte Bernhard.

Wie der Pflegeberuf attraktiver werden soll

Um den Beruf attraktiver zu machen, sei die Akademisierung der Pflege ein wichtiger Schritt. Es gehe nicht nur um die Bezahlung, sondern auch um mehr Kompetenzzuwachs, Selbstbewusstsein, Respekt und Anerkennung, betonte Bernhard.

Im Land Bremen wird die Ausbildung zur Pflegefachkraft aktuell an zehn Pflegeschulen angeboten - in Bremerhaven an der Pflegeakademie am Klinikum Reinkenheide, an der Akademie für Pflegeberufe und Management (apm) und an der Ursula-Kaltenstein-Akademie der AWO. 2020 bildete die Pflegeschule von Ameos am Standort Mitte in Bremerhaven aus, seit 2021 in Geestland.

Nur 563 Plätze konnten besetzt werden

Nach Angaben des Bremer Senats planten 2023 alle Pflegeschulen im kleinsten Bundesland mit 624 Vollzeit-Ausbildungsplätzen, besetzt werden konnten aber nur 563 Plätze. In der Pflegeschule in Reinkenheide konnten demnach 35 von 50 Plätzen besetzt werden, an der apm und der AWO-Akademie gab es hingegen mehr Nachfrage als geplante Plätze.

Die Bürgerschaftsabgeordneten debattierten über die Senatsantwort auf eine Anfrage der Regierungsfraktionen SPD, Grüne und Linke. „In der Antwort auf unsere Große Anfrage wird deutlich, dass wir vor allem in drei Dingen Handlungsbedarf haben“, sagte Maja Tegeler (Die Linke). Es gehe darum, den Pflegeberuf für junge Leute attraktiver zu machen, die Abbruchquote zu reduzieren und mehr Lehrkräfte für die Ausbildung zu gewinnen. Es gebe bereits tolle Projekte im Land Bremen wie „Ich pflege wieder, wenn …“, die ausgebaut werden müssten.

Mehr Wertschätzung ist nötig

Aus Sicht von Andre Folkert Minne von Bündnis Deutschland reichen die Maßnahmen der Landesregierung nicht aus. „Auch bei der öffentlichen Wertschätzung ist noch Luft nach oben“, sagte er.

Rainer Bensch von der CDU befürchtet, dass Pflege aufgrund vieler Finanzierungsvorbehalte im Senat nicht den Stellenwert hat, den sie in Bremerhaven und Bremen benötigt.

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