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Tarifkonflikt

TFeuerwehrleute bei Airbus in Stade streiken weiter – Firma holt Streikbrecher

Entschlossen: Feuerwehrleute und Notfallsanitäter fordern vor dem Airbus-Werk in Stade Lohngerechtigkeit. Sie sind bei einer Fremdfirma, der dänischen Falck, angestellt.

Entschlossen: Feuerwehrleute und Notfallsanitäter fordern vor dem Airbus-Werk in Stade Lohngerechtigkeit. Sie sind bei einer Fremdfirma, der dänischen Falck, angestellt. Foto: Anping Richter

Die Feuerwehrleute bei Airbus in Stade geben nicht auf und streiken weiter: Mit 14,85 Euro verdienen sie bei der Fremdfirma Falck für die gleiche Arbeit nur halb so viel wie ihre Airbus-Kollegen. Donnerstag wurden sogar Streikbrecher geholt.

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Von Anping Richter
Donnerstag, 16.11.2023, 17:30 Uhr

Stade. Sie haben es satt: 40 Feuerwehrleute, die im Stader Airbus-Werk arbeiten, sind am Donnerstag zum inzwischen vierten Mal dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik gefolgt. Wofür sie kämpfen: Bei dem dänischen Falck-Konzern verdienen sie mit 14,85 Euro pro Stunde nur etwa halb so viel wie ihre bei Airbus angestellten Kollegen für die gleiche Arbeit. Ebenso wichtig findet Falck-Betriebsrat Lukas Klempahn, dass sie außerdem überhaupt nicht abgesichert sind, falls sie aus Altersgründen beispielsweise nicht mehr unter Atemschutz arbeiten können. Bei den Airbus-Kollegen ist das anders, es gibt eine klare soziale Regelung. Die Falck-Mitarbeiter fordern einen Tarifvertrag, und zwar nicht nur für sich, sondern für alle Falck-Beschäftigten. Bisher ist Falck nicht an einen Tarifvertrag gebunden.

Schon im Oktober haben die Feuerwehrleute von Falck drei Mal die Arbeit niedergelegt. Zunächst schien sich eine Verhandlungslösung anzudeuten: Über den Auftraggeber Airbus ließ die Falck-Geschäftsführung mitteilen, sie sei verhandlungsbereit. Die Verdi-Tarifkommission setzte daraufhin weitere Streiks aus. Doch bei einem Gesprächstermin mit der Geschäftsführung Anfang November wurden sie enttäuscht: „Leider mussten wir feststellen, dass es sich lediglich um eine Hinhaltetaktik handelte“, sagt Gewerkschaftssekretär Nils Wolpmann.

Gewerkschaftssekretär Nils Wolpmann und Falck-Betriebsrat Lukas Klempahn erklären die Gründe für den Streik.

Gewerkschaftssekretär Nils Wolpmann und Falck-Betriebsrat Lukas Klempahn erklären die Gründe für den Streik. Foto: Anping Richter

Arbeitgeber zeigt sich unnachgiebig

Die Geschäftsführung habe mitgeteilt, dass sie Tarifverhandlungen ausschließt. Stattdessen drohte sie bei einer Fortsetzung des Streiks mit einer Aufgabe des Standortes. „Die Kolleginnen und Kollegen fühlen sich vor den Kopf gestoßen“, sagt Wolpmann. Durch die Preisexplosion stehe den Kollegen das Wasser bis zum Hals, es mangele bisher auch an grundlegenden Standards der Arbeitssicherheit für Feuerwehren. „Von der Geschäftsführung müssen wir uns dann anhören, wir würden Jachten und Privatjets fordern“, sagt er. Verdi kritisiert, dass die Falck-Geschäftsführung ihre Verhandlungsbereitschaft nur vorgeschoben habe, um sich Zeit zu verschaffen.

Interessant ist, dass das dänische Unternehmen Falck in anderen Ländern, vor allem in Dänemark, offenbar besser bezahlt und einen besseren Ruf genießt. Von einem dänischen Kollegen, der dort arbeitet, habe Nils Wolpmann gehört, dass er seinen Kollegen bei Arbeitskämpfen sage: „Wollt ihr etwa, dass es bei uns so wird wie in Deutschland?“ Falck sei mit einem Milliardenüberschuss aus der Corona-Pandemie gegangen, sagt Betriebsrat Klempahn. Dass sich der weltweit aktive Konzern eine Lohnerhöhung nicht leisten könne, sei unglaubwürdig.

Zurzeit sind nur drei hauptberufliche Feuerwehrleute im Stader Werk tatsächlich auch bei Airbus angestellt, alle drei in leitender Funktion. Die anderen 40 hauptamtlichen Feuerwehrleute sind bei Falck beschäftigt. Feuerwehrleute, die hauptberuflich in anderen Jobs im Werk beschäftigt sind, können bei Bedarf dazu alarmiert werden. Vor zwei Jahren hat Falck die Firma Securitas als Dienstleister im Stader Werk abgelöst und die hauptamtlichen Mitarbeiter übernommen. Seither sei der Lohn nur um 30 Cent erhöht worden.

Kollegen von anderen Standorten verweigern sich dem Streikbruch

Um das Druckmittel des Streiks auszuhebeln, hat die Firma Falck eine Ferienwohnung angemietet und dort Feuerwehrleute von anderen Standorten untergebracht, die heute zum Einsatz kommen sollten. Das hat offenbar nicht so geklappt wie geplant: Mehrere aus anderen Orten in Norddeutschland geholte Falck-Feuerwehrleute schlossen sich den Streikenden am Donnerstagmorgen vor dem Werkstor an und betraten das Airbus-Gelände nicht. Auch die bei Falck angestellten Notfallsanitäter gesellten sich zu ihnen, hielten die Einsatzbereitschaft im Werk aber aufrecht. „Den Kollegen bei Airbus zuliebe. Die sollen nicht unter dem Streik leiden“, erklärten sie.

Airbus-Betriebsrat äußert sich solidarisch

„Die sind Tag für Tag verantwortlich für unseren Schutz und unser Leben. Dafür so abgespeist zu werden, das geht gar nicht“, sagt der Stader Airbus-Betriebsratsvorsitzende Tamer Yüksel. In einem Gespräch mit der Airbus-Geschäftsleitung habe er dafür plädiert, dass alle Dienstleister, mit denen Airbus arbeitet, tariflich gebunden sein und sich an ein klares soziales Regelwerk halten sollten. Die Airbus-Geschäftsführung befinde sich mit Falck im Austausch.

Auch am Nachmittag wurde keine Einigung erzielt, berichtet Betriebsrat Lukas Klempahn: „Der Arbeitgeber hat sich nicht gerührt.“ Bis Redaktionsschluss in der Nacht zum Freitag dauerte der Streik an. Inzwischen sind 90 Prozent der 40 Falck-Mitarbeiter, die am Airbus-Standort Stade arbeiten, bei Verdi organisiert.

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