TFeuerwehrversammlung: Zwei Lebensretter bekommen besondere Auszeichnung
Helfen auch in Lebensgefahr: Kreisbrandmeister Henning Klensang (links) und Landrat Kai Seefried nehmen Stephan Reitz (Zweiter von links) und Ricard Globuschütz in ihre Mitte. 250 Führungskräfte der Feuerwehren erheben sich zu ihren Ehren. Foto: Vasel
Es war eine Heldentat: Stephan Reitz und Ricard Globuschütz haben einen Menschen gerettet, während sie selbst in Lebensgefahr schwebten. Das ist die Geschichte dahinter.
Agathenburg. Es ist der 19. Mai 2025: Im Keller seines Wohnhauses ist ein Stader nach einem Sturz auf der Treppe unglücklich mit Arm und Schulter hinter der Erdgasleitung eingeklemmt - unmittelbar am Hausanschluss. Den Feuerwehrleuten aus den Reihen der Ortsfeuerwehr Stade und den Notfallsanitätern des Deutschen Roten Kreuzes gelingt es nicht, die Absperr-Armatur zu schließen, weil der Körper diese blockiert. Auch das Lockern der Rohrschellen und der Einsatz von Holzkeilen bleiben erfolglos.
Die Uhr tickt. Der Kreislauf des Unfallopfers wird immer instabiler, es droht bereits eine Mangeldurchblutung. Mit dem Spreizer versucht Feuerwehrmann Ricard Globuschütz etwas Platz zwischen der Leitung und der Wand zu schaffen, um den Mann zu befreien. Ein Rohrleitungsteil bricht. Die Messgeräte schlagen an. Gas strömt unkontrolliert aus.
Für den Verletzten und die Rettungskräfte besteht akute Lebensgefahr. Jederzeit könnte das Wohnhaus in der Harsefelder Straße explodieren. Alle Einsatzkräfte müssen sofort raus aus dem Keller und dem Haus.
Das Grundstück wird geräumt. Zurück bleiben Feuerwehrmann Ricard Globuschütz und der DRK-Notfallsanitäter Stephan Reitz. Gemeinsam setzen sie die Rettung fort und befreien den Bewohner. Er kommt ins Elbe Klinikum und überlebt.
Innenministerin Daniela Behrens würdigt Lebensretter
„In eigener, akuter Lebensgefahr haben Ricard Globuschütz und Stephan Reitz am 19. Mai 2025 wesentlich zum Einsatzerfolg und zur Lebensrettung des Unfallopfers beigetragen“, unterstrich Kreisbrandmeister Henning Klensang bei der Kreisfeuerwehrversammlung am Samstag in Agathenburg. Der Stader Ortsbrandmeister Stephan Woitera schlug die Lebensretter für eine der höchsten Auszeichnungen des Feuerwehrwesens vor - unterstützt von Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney und Klensang.

Lebensretter: Ricard Globuschütz. Foto: Braun
Gemeinsam mit Landrat Kai Seefried (CDU) zeichnete der Kreisbrandmeister die beiden Lebensretter bei der Dienstversammlung der Gemeinde- und Ortsbrandmeister aus. Knapp 250 Führungskräfte aus den Reihen der 92 Ortsfeuerwehren und der drei Werkfeuerwehren im Kreis Stade erhoben sich und applaudierten.

Lebensretter: Stephan Reitz. Foto: Braun
Im Namen der Niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens (SPD) heftete Klensang ihnen das Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber (Globuschütz) beziehungsweise die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille (Reitz) an die Brust. Diese Auszeichnungen werden an die Einsatzkräfte verliehen, die ein „besonders mutiges Verhalten“ an den Tag gelegt und „Menschen aus Lebensgefahr“ gerettet haben, und dabei selbst während des Einsatzes ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. DRK-Notfallsanitäter Reitz erhielt die Ehrenmedaille, weil das Ehrenkreuz laut Richtlinie nur an Feuerwehrleute verliehen werden kann.
Energiezug der Kreisfeuerwehr ist einsatzbereit
Diese Ehrung war der Höhepunkt der Versammlung. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung des neuen Fachzugs Energie und Technik der Kreisfeuerwehr durch Zugführer Jens Westphal. 65 Feuerwehrleute bringen sich ein - unter ihnen viele Elektriker und Lkw-Fahrer. Westphal, aktiv in der Ortsfeuerwehr Dollern, und sein Stellvertreter Dennis Buck von der Ortsfeuerwehr Estorf sind beide Elektrotechnik-Meister.

Der Energiezug der Kreisfeuerwehr bei der Übung. Foto: Kreisfeuerwehr
Die einsatzbereite Spezialeinheit wird nicht nur bei einem großflächigen Stromausfall nach Hacker-Angriff, Energie-Mangellage, Sturmflut, Schnee-Katastrophe oder im Verteidigungsfall zum Einsatz kommen - sie soll auch zur Unterstützung und Beratung der Einsatzleiter bei komplexen Schadenlagen mit Elektrogefahren alarmiert werden. Das könnte ein Feuer in einem Umspannwerk, in einer Solaranlage oder einem Trafo in einer Industrieanlage sein.

Führen den Energiezug: Zugführer Jens Westphal (rechts) und Stellvertreter Dennis Buck. Foto: Vasel
Bei einem Stromausfall muss der Fachzug die Einsatzbereitschaft und die Steuerungsmöglichkeiten von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sicherstellen. Ein Schwerpunkt ist die Notstromversorgung der Funkmasten der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), damit weiterhin die Kommunikation aufrechterhalten wird. Doch auch Katastrophenschutzzentrum sowie die Elbe Kliniken und Dialysezentren in Stade und Buxtehude müssten mit mobilen Notstromaggregaten versorgt werden.
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Katastrophenschutz
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Damit nicht genug: Auch Sandsackfüllmaschine und eine mobile Tankstelle umfasst die Ausstattung. Zum Fuhrpark gehören zwei Transporter, zwei Gerätewagen Logistik, zwei Wechsellader für containergroße Mini-Kraftwerke sowie Lichtmasten- und Elektrotechnik. Zudem gibt es knapp 40 Stromaggregate und Speziallöscher für Akku-Brände.
Klensang und Seefried sehen den Katastrophenschutz im Landkreis Stade gut aufgestellt. Neben einem Blackout haben sie auch die Sturmflut im Blick. Der Kreis hat einen mobilen Deich beschafft. Länge: bis zu 1000 Meter. Die Sandsackfüllmaschine ist geordert.
Geplant ist die Aufstellung einer Hochwasserschutzeinheit. Intensiviert werde die Kooperation mit der Bundeswehr, der Operationsplan Deutschland sieht für den Krisen- und Verteidigungsfall eine Verzahnung militärischer und ziviler Strukturen vor.

Führungsteam der Kreisfeuerwehr (von links): Die stellvertretenden Kreisbrandmeister Marcus Hinrichs und Thorsten Hellwege, Landrat Kai Seefried, Danny Waltersdorf, Sebastian Hinsen und Kreisbrandmeister Henning Klensang. Die Abschnittsleiter Waltersdorf (Nord) und Hinsen (Süd) halten ihre Ernennung zu Ehrenbeamten in Händen. Foto: Vasel
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