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Kneipenszene

TFiddler’s in Stade schließt - das können auch 3000 Unterschriften nicht ändern

Ein Schild weist vor dem Fiddler's im Zeughaus auf den letzten Öffnungstag des Irish Pub hin.

Ein Schild weist vor dem Fiddler's im Zeughaus auf den letzten Öffnungstag des Irish Pubs hin. Foto: Anping Richter

Kirsten Quell schließt ihren Irish Pub: Diese Nachricht hatte viele Stader schockiert. Stammgäste starteten sogar eine Petition, um das Fiddler’s im Zeughaus zu erhalten. Doch die Sparkasse Stade-Altes Land hat andere Pläne für ihre Immobilie.

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Von Anping Richter
Montag, 29.01.2024, 19:13 Uhr

Stade. Das Fiddler’s wird eine schmerzhafte Lücke hinterlassen. Das ist den Kommentaren der Unterzeichner der Petition zu entnehmen: Weil das Fiddler’s von Nachtschwärmern aller Altersstufen gerne besucht wird, weil es eine tolle Auftrittsmöglichkeit für Bands bietet, weil es zur Belebung der Innenstadt beiträgt. „Stade würde die Seele fehlen ohne das Fiddler’s“, schreibt Patrick Kordt. Der Stader Geschäftsmann ist einer der aktuell 3242 Unterzeichner.

Er betreibt den „Radhafen“, einen Fahrrad- und E-Bike-Verleih am Stadthafen. Auf die Frage „Wo kann ich in Stade abends noch hingehen?“ habe er oft das Fiddler’s empfohlen, das groß und für Gruppen gut geeignet sei, sagt Kordt. Für den Tourismus sei die Schließung schlecht: „Es ist ein starkes Stück, dass die Sparkasse, die sich regionale Verbundenheit auf die Fahnen schreibt, das nicht sieht.“

Kirsten „Kirsche“ Quell hatte Anfang Dezember bekanntgegeben, dass sie den Irish Pub nach mehr als 20 Jahren nicht weiter betreiben möchte. Als Gründe nannte sie die Corona-Zeit, die ihre Spuren hinterlassen habe, ebenso wie die problematische soziale Situation auf dem Pferdemarkt rund um das Zeughaus. Außerdem betreibt Quell inzwischen auch das Restaurant „Eysten“ in Deinste. Sie suchte das Gespräch mit der Sparkasse Stade-Altes Land und kündigte ihren Mietvertrag. Zum 1. März ist Schluss.

Interessentin würde das Fiddler’s gerne weiterführen

Kirsten Quell hätte den Laden gerne in gute Hände weitergegeben. Es gibt eine Interessentin, die das Inventar, den Namen und das Konzept gerne eins zu eins übernommen hätte, wie sie auf Nachfrage bestätigte. Quell hätte ihr für den Übergang zur Seite gestanden, damit alles weitergehen kann wie bisher. Doch eine andere Mieterin will die Sparkasse nicht.

„Frau Quell hat gekündigt. Wir sind Eigentümer und haben Eigenbedarf“, erklärt Michael Senf, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Stade-Altes Land. Den Vorwurf, die Sparkasse fühle sich nicht verantwortlich für die Innenstadt, weist er entschieden zurück: „Wir geben 20.000 Euro pro Jahr zur Finanzierung des Stader Stadtgutscheins und haben auch kräftig in die Förderung des Projekts Ankerplatz investiert - um nur zwei Beispiele zu nennen.“ Der Entscheidung, die Kneipe im Zeughaus zu diesem Zeitpunkt nicht wieder zu vermieteten, liege eine schwierige Gemengelage zugrunde.

Kirsten "Kirsche" Quell mit einem Mitarbeiter bei der Arbeit im Fiddler's Green in Stade im Dezember 2023.

„Kirsche“ Quell mit einem Mitarbeiter bei der Arbeit im Fiddler's Green. Am Donnerstag, 29. Februar, wird sie in ihrem Irish Pub das letzte Guinness zapfen. Foto: Anping Richter

Sparkasse führt Sicherheits- und Sozialprobleme an

Ein Problem ist, dass viele sich auf dem Pferdemarkt nicht sicher fühlen. Die Sparkasse beschäftigt einen Sicherheitsdienst, der den Raum zwischen dem Hauptgebäude und dem Zeughaus im Blick behält, wo ebenfalls Büros der Sparkasse untergebracht sind. Es gebe Beschwerden wegen der Lautstärke, so dass die Tür des Fiddler’s zum Neuen Pferdemarkt ab 21 Uhr zu bleiben muss. Auch die Trinker vom Pferdemarkt machen Probleme. Besonders in der Passage im Zeughaus, die der Zugang zum Fiddler’s und den Sparkassen-Mitarbeiterbüros ist. Immer wieder gebe es Versuche, sich dort aufzuhalten - und unappetitliche Hinterlassenschaften, berichtet Senf.

Im zweiten Halbjahr 2024 soll das Hauptgebäude umgebaut, saniert und neu konzipiert werden, und zwar im laufenden Betrieb, sagt Senf. Bis der Umbau beginnt, werden die Räume des Fiddler’s einige Monate leerstehen. Doch danach, sagt Senf, bieten sie eine während der Bauphase sehr willkommene Flexibilität, beispielsweise, um dort Material zu lagern.

Sparkasse will Jorker Abteilungen nach Stade verlegen

Wie das TAGEBLATT bereits berichtete, gibt es schon länger Pläne, das Nebengebäude des Jorker Sparkassengebäudes abzugeben. Die Abteilungen, die dort ihre Büros haben, sollen nach Stade verlegt werden, bestätigt Michael Senf. Das Nebengebäude in Jork könnte umgebaut und vermietet werden. Für die Zukunft sei es aber nicht ausgeschlossen, die Räume des Fiddler’s wieder als Kneipe zu nutzen. Das hänge davon ab, was aus dem Zeughaus und seinem Umfeld im Rahmen der Altstadtsanierung werde. Die Sparkasse sei darüber seit mehr als drei Jahren mit der Hansestadt Stade im Gespräch. Es sei ein laufender Prozess. „Ergebnisoffen“, versichert Senf. Bis es mit der Altstadtsanierung und damit auch einer Neugestaltung des Pferdemarkts losgeht, dürften allerdings noch ein bis zwei Jahre vergehen.

Wie angekündigt wird Kirsten Quell also am Donnerstag, 29. Februar, ein letztes Mal die Türen des Fiddler’s zum Kneipenquiz öffnen. Danach beginnt der Ausverkauf des Inventars. Wer Interesse an der Zapf- oder Kühlanlage hat, darf sich aber gerne schon vorher melden.

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