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24-Stunden-Reportage

TSmash Burger: So kommt der Trend bei den Stadern an

Mit einer Metallplatte werden die Fleischkugeln zu Patties "gesmasht".

Mit einer Metallplatte werden die Fleischkugeln zu Patties "gesmasht". Foto: Buchmann

Kugeln aus Hackfleisch formen, auf den Grill legen und dann zerquetschen: So macht Keyvan Riemer die angesagten Smash Burger. Seit März betreibt der Hamburger einen eigenen Burgerladen in der Stader Innenstadt, den es dort so noch nicht gab.

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Von Steffen Buchmann
Dienstag, 16.07.2024, 17:55 Uhr

Stade. Es ist 20 Uhr, die Stader Innenstadt leert sich langsam. Ein Vater schiebt entspannt einen Kinderwagen über das Kopfsteinpflaster in der Großen Schmiedestraße. Vorbei an Läden für Kinderbekleidung und Eiscafés, bei denen die Lichter schon erloschen sind. Vor dem K1 Smash Burger stehen die Zeichen ebenfalls auf Feierabend. Ein Mitarbeiter wischt energisch die schwarzen Holztische ab, ein anderer faltet die großen Sonnenschirme zusammen. Doch wer an der Glastür in der Fachwerkfassade vorbeigeht, schnuppert die verlockend-fettige Gewissheit: Auf dem Grill brutzelt es noch.

Seit März 2024 betreibt Keyvan Riemer in der Großen Schmiedestraße den Laden "K1 Smash Burger".

Seit März 2024 betreibt Keyvan Riemer in der Großen Schmiedestraße den Laden "K1 Smash Burger". Foto: Buchmann

Keyvan Riemer schaut kurz vor Feierabend noch mal nach dem Rechten. Das Tagesgeschäft ist durch, auf den schwarzen Metallstühlen oder den knallorangen Polsterbänken vor den schweren Holztischen sitzt niemand mehr. Ein Kunde hat sich für den Heimweg noch einen Double Smash Burger mit Pommes bestellt, den Mitarbeiter Mohamed sorgsam in eine braune Papiertüte packt. Ein „Guten Appetit“, ein „Dankeschön“, zwei „Tschüss“. Dann beherrschen wieder Tupac Shakur, Snoop Dogg und Missy Elliott den Laden.

Ein Laden mit dem Style der Bronx

„Wir wollten einen Laden mit Wiedererkennungswert haben“, sagt Keyvan Riemer. Für seinen ersten eigenen Burgerladen hat sich der 48-Jährige vom Style des Oldschool-Hip-Hop inspirieren lassen. Den langen Edelstahltresen mit Glasschutz ziert daher auf der Vorderseite ein handgemalter U-Bahn-Waggon mit orangenen Schiebetüren. Die Hip-Hop-Ikonen an den Wänden sind vor typisch amerikanischen Häuserblöcken platziert, wie sie etwa in der New Yorker Bronx zu finden sind. Passend dazu untermalt eine Mischung aus Rap und R’n’B aus in der Decke versenkten Boxen die Szenerie. Die Spotify-Playlist für den Burgerladen hat Riemer selbst angelegt. Rund 14 Stunden chillige Beats von Aaliyah bis Warren G.

Der Innenraum ist mit Motiven aus der Hip Hop-Szene gestaltet. Dazu läuft passende Musik aus den Lautsprechern.

Der Innenraum ist mit Motiven aus der Hip Hop-Szene gestaltet. Dazu läuft passende Musik aus den Lautsprechern. Foto: Buchmann

Seit dem 14. März 2024 versorgen Keyvan Riemer und sein Team die Stader mit Smash Burgern. Aber was unterscheidet einen Smash Burger von einem regulären Hamburger? „Beim Smash Burger wird das Fleisch mit einer Metallplatte gesmasht, also zerdrückt“, erklärt Riemer. Dadurch entstehen flache Fleischfladen, mit verschiedenen Belägen und Soßen auf einem Burgerbrötchen angerichtet. In Deutschland sind die Burger aktuell im Trend, herübergeschwappt aus dem Burger-Mutterland USA.

Lüftung sorgt bei Eröffnung für Ärger

Gastronomische Erfahrung hat Keyvan Riemer reichlich. Schon als Kind hat der Wahlhamburger gerne gekocht, eine spätere Kochausbildung brach er jedoch ab. Stattdessen lernte er das Handwerk des Systemgastronomen bei Vapiano und sammelte 14 Jahre Erfahrung bei Systemgastro-Größen wie What‘s Beef, Opposti und Ciao Bella. „Ich wollte meinen Laden erst in Hamburg eröffnen, doch das ist derzeit unbezahlbar“, sagt Riemer. Deshalb habe er sich im Umland umgeschaut und sei so auf den Laden in der Großen Schmiedestraße gestoßen.

Am Tresen mit der U-Bahn können Kunden ihre Bestellung aufgeben und bei der Zubereitung zuschauen.

Am Tresen mit der U-Bahn können Kunden ihre Bestellung aufgeben und bei der Zubereitung zuschauen. Foto: Buchmann

Im vergangenen Sommer fingen Riemer und seine Familie mit dem Renovieren, Streichen und Geräte installieren an. Im Dezember 2023 sollte dann K1 Smash Burger eröffnen. Der Name sei übrigens eine Anspielung auf seinen Vornamen Keyvan, die Ladenidee habe er gemeinsam mit seiner Familie entwickelt. Doch ein technisches Problem ließ die Eröffnungspläne vorerst platzen. „Bei einem Testlauf haben wir gemerkt, dass die Lüftung es nicht schafft“, sagt Riemer. Also musste im Winter die gesamte Lüftungsanlage noch mal raus. 250.000 Euro investierte der Gastronom insgesamt in sein „Baby“.

12 Kilogramm Bio-Rindfleisch landen täglich auf dem Grill

Keyvan Riemer geht durch eine weiße Tür neben Missy Elliotts Kopf. Vorbei an den Toiletten, direkt zu einem Lagerraum mit einer großen Kühlkammer. Dort kontrolliert der Betreiber, ob genügend Flaschen mit Spezialsoße da sind. Aus einer Kühltruhe wuchtet er einen großen Kunststoffbeutel auf den Tisch: 15 Kilogramm Hohe Rippe vom Rind.

„Für unsere Burger nutzen wir nur Bio-Fleisch“, sagt Riemer. Von einem Bio-Fleischer aus Frankfurt am Main beziehe er sein Rindfleisch, für seine Chicken Wings und frittierten Hähnchenstreifen setze er auf Kikok-Maishähnchen. Preislich bewegen sich die Burger zwischen 8,90 Euro und 13,90 Euro. Für 5,90 Euro mehr können Kunden auf ein Menü mit Pommes und einem Softgetränk aufstocken.

Um 21 Uhr schließt der Burgerladen, zuvor werden die Sonnenschirme zusammengefaltet.

Um 21 Uhr schließt der Burgerladen, zuvor werden die Sonnenschirme zusammengefaltet. Foto: Buchmann

Das Patty-Fleisch wolfen die Mitarbeiter jeden Tag selbst. Täglich würden so 12 Kilogramm Rindfleisch zu Burgern verarbeitet, sagt Riemer. Das reiche für gut 85 Pattys. Eine Besonderheit stellen die Burgerbrötchen dar. „Die Buns habe ich zusammen mit dem Holzofenbäcker aus Sauensiek entwickelt“, sagt Riemer. Er wollte ein spezielles Brötchen zwischen Brioche und Kartoffelbrötchen für seine Burger nutzen - vollständig vegan.

Stader nehmen Burgertrend gut an

Ein Konzept, das sich durch die ganze Speisekarte zieht. „Bis auf die Parmesan-Mayo und die Käsesoße sind alle unsere Soßen vegan“, sagt Riemer. Vegane Burger stehen auch auf dem Menü, von Pattys aus Roter Bete und Zucchini bis zu frittierten Portobello-Pilzen. Die veganen Pattys landen jedoch nicht auf dem Grill. „Wir trennen Fleisch und Veganes hier konsequent“, sagt Riemer. Dafür gebe es zwei separate Fritteusen, die laut angebrachtem Klebeschild für alles genutzt werden, was vegan ist.

Im Lager prüft Keyvan Riemer regelmäßig den Bestand an Soßen und anderen Produkten.

Im Lager prüft Keyvan Riemer regelmäßig den Bestand an Soßen und anderen Produkten. Foto: Buchmann

Und wie kommt das Burgerkonzept bei den Stadern an? „Es läuft gut“, sagt Riemer. Obwohl viele nicht wüssten, was Smash Burger sind, seien sie neugierig. Durchschnittlich 70 Prozent der Gäste seien Einheimische, der Rest Touristen. „Es kommen auch viele Jugendliche und Schüler zu uns“, sagt Riemer. Das sei auch ein Ziel seines Ladens gewesen. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem die jungen Leute chillen und abhängen können“, sagt Riemer. So etwas habe bisher in Stade gefehlt, war sein Eindruck.

Aus Fleischkugeln wird ein Smash Burger

Mit einer großen Metallbürste kratzt Mohamed Fleischfetzen und festgebackenes Fett vom Grill, Kollegen wischen Tische ab und fahren den Geschirrwagen in die Spülküche. Der 26-Jährige aus Syrien kennt Keyvan Riemer schon viele Jahre, kennengelernt haben sie sich bei Opposti in Elmshorn. In Stade ist Mohamed leitender Angestellter. „Das heißt, er darf alles entscheiden, wenn ich nicht da bin“, sagt Riemer.

Smash Burger in Stade

Foto: Buchmann

Mitarbeiter Mohamed fängt mit dem Frittieren der Pommes an.
Mitarbeiter Mohamed fängt mit dem Frittieren der Pommes an. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Für ihre Burger setzen die Betreiber auf Bio-Rindfleisch.
Für ihre Burger setzen die Betreiber auf Bio-Rindfleisch. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Mit einer Metallplatte werden die Burgerpatties "gesmasht".
Mit einer Metallplatte werden die Burgerpatties "gesmasht". Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Würze darf auch nicht fehlen.
Würze darf auch nicht fehlen. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Die Burgerbrötchen hat Keyvan Riemer zusammen mit einem regionalen Bäcker entwic...
Die Burgerbrötchen hat Keyvan Riemer zusammen mit einem regionalen Bäcker entwickelt. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Mohamed bereitet schon mal den Salat für die Burger vor.
Mohamed bereitet schon mal den Salat für die Burger vor. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Neben Tomate und Gürkchen kommt auch eine Spezialsoße auf den Burger.
Neben Tomate und Gürkchen kommt auch eine Spezialsoße auf den Burger. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Der Smash Burger ist fertig.
Der Smash Burger ist fertig. Foto: Buchmann

Foto: Buchmann

Wer vor Ort isst, bekommt seinen Burger auf Porzellan mit Messer und Gabel servi...
Wer vor Ort isst, bekommt seinen Burger auf Porzellan mit Messer und Gabel serviert. Foto: Buchmann

Als eine Bestellung für einen Double Smash Burger mit Pommes reinkommt, reagiert Mohamed blitzschnell. Ein Paar frische Gummihandschuhe übergezogen, wirft er eine Handvoll vorgeschnittener Kartoffelstifte in einen Gitterkorb und versenkt ihn unter lautem Brutzeln in der Fritteuse. Neben dem Grill holt Mohamed zwei kleine Fleischkugeln aus einer Schublade. Er platziert sie auf dem heißen Grill, schnappt sich eine handgroße Metallplatte mit Griff und presst eine der Kugel mit sanftem Druck hauchdünn.

„Für den perfekten Smash Burger muss das Verhältnis zwischen Fleisch und Fett stimmen“, sagt der erfahrene Mitarbeiter, während er die zweite Kugel zerdrückt. Noch Salz und Pfeffer auf die knusprigen Fleischkacheln, anschließend drapiert mit geschmolzenem Käse und Schmorzwiebeln. Mohamed hat in der Zwischenzeit bereits eine Pappschachtel mit dem aufgetoasteten Burgerbrötchen vorbereitet, inklusive Salat, Tomate, Gurkenscheiben und Spezialsoße. Zum Schluss noch ein Holzspieß durch das krosse Brötchendach und die Pommes in einen Pappbehälter. Guten Appetit.

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