Zähl Pixel
Kriminalität

TFredenbeck: Ausbruch aus Psychiatrie weckt böse Erinnerungen an 2019

Der Tatort in Fredenbeck wurde 2019 weiträumig abgesperrt.

Der Tatort in Fredenbeck wurde 2019 weiträumig abgesperrt. Foto: Beneke

Ein Mann flieht aus einer Klinik in Osnabrück - und sorgt damit im Kreis Stade für Schlagzeilen. Denn der 35-Jährige ist einer der Gründe, warum Fredenbeck vor sechs Jahren bundesweit Beachtung fand.

author
Von Karsten Wisser
Sonntag, 21.09.2025, 00:05 Uhr

Fredenbeck. Dass die Nachricht von der Flucht des 35-Jährigen so schnell den Landkreis Stade erreicht hat, ist der Polizei-Bürokratie geschuldet. Die Kriminalakten des als psychisch krank eingestuften Manns aus dem Sudan, der jetzt aus einer Psychiatrie in Osnabrück geflohen ist, liegen noch immer in Stade. Die Polizeiinspektion ermittelte 2019 gegen den heute 35 Jahre alten Flüchtling. Er hatte im November jenen Jahres einen Landsmann in Fredenbeck umgebracht.

Aufgrund seiner medizinischen Einstufung ist der Mann seitdem in der Psychiatrie untergebracht. Weil die Akten in Stade sind, ist die Stader und nicht die Osnabrücker Polizei-Pressestelle für die öffentliche Fahndung zuständig. Die Presseagenturen hatten die Fahndung bundesweit aufgegriffen.

Wie konnte der Täter in Osnabrück ausbrechen?

Dass der Mann am Dienstagmorgen in Osnabrück ausbrechen konnte, war offenbar ein Zufall. Die Polizei ist mit Einzelheiten zur Flucht zurückhaltend. Es gab aber wohl keine Gewaltanwendung, keine geplante Flucht und keinen geklauten Schlüssel. Der Insasse hat einfach eine sich zufällig bietende Gelegenheit genutzt. Die „Bild-Zeitung“ spekuliert, dass eine Tür versehentlich offen stand, was jedoch nicht bestätigt ist.

Der Hinweis, dass der Fall aus formalen Gründen in Stade bearbeitet wird, ist noch aus einem zweiten Grund wichtig: Es gibt laut der Polizei Stade keine Hinweise darauf, dass der Täter nach Fredenbeck oder in den Landkreis Stade zurückwill.

Tat in Fredenbeck: Opfer starb an den Verletzungen

Im November 2019 hatten sich Täter und Opfer zunächst in der Flüchtlingsunterkunft am ehemaligen Fredenbecker Hotel gestritten. Der jetzt Gesuchte stach mit einem Küchenmesser auf sein 47 Jahre altes Opfer ein, das dabei tödlich verletzt wurde.

Das Opfer schaffte es, aus der Unterkunft zu fliehen. Erst schleppte sich der Mann zur geschlossenen Post-Filiale und dann zum benachbarten Rewe-Markt. Dort brach der Mann zusammen. Er konnte noch einmal reanimiert werden, verstarb aber kurz darauf im Stader Elbe Klinikum.

Das ehemalige Hotel Fredenbeck und die benachbarte Flüchtlingsunterkunft waren einige Jahre von meist männlichen Flüchtlingen belegt.

Das ehemalige Hotel Fredenbeck und die benachbarte Flüchtlingsunterkunft waren einige Jahre von meist männlichen Flüchtlingen belegt. Foto: Beneke

„Die Polizei bittet um Hinweise zum Aufenthalt des 35-Jährigen“, teilte der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Matthias Bekermann, mit. „Es ist aufgrund einer Erkrankung nicht auszuschließen, dass von dem Mann eine Gefahr ausgeht“, so Bekermann weiter. Dieser Hinweis ist aber eher für Osnabrück als für den Landkreis Stade wichtig.

Polizei schätzt den Mann als gefährlich ein

Die Polizei rät dringend dazu, den Mann beim Antreffen nicht anzusprechen. „Zur Person sollte Abstand gehalten werden“, so Stades Polizeisprecher. Wer auf den Vermissten trifft, sollte sofort die Polizei über den Notruf 110 verständigen.

Dass die Polizei den Entflohenen als gefährlich einstuft, zeigt auch, dass sie mit seinem Bild an die Öffentlichkeit geht. Dafür gibt es hohe gesetzliche Hürden. Ein Staatsanwalt muss dafür einen Antrag bei einem Richter stellen und der zustimmen.

2019: Zwei Tötungsdelikte in Fredenbeck

Die jetzt wieder öffentlich gewordene Tat war das zweite Tötungsdelikt in der Fredenbecker Flüchtlingsunterkunft an der Dinghorner Straße im Jahr 2019. Ein 23-jähriger Bewohner hatte dort wenige Monate zuvor einen gleichaltrigen Mitbewohner aus der Unterkunft ebenfalls mit einem Messer tödlich verletzt. Er wurde zu einer lebenslangen Haft verurteilt.

Ein Jahr später brannte es im ehemaligen Hotel, auch dabei starb einer der Bewohner. Inzwischen ist der Komplex abgerissen und das Grundstück neu bebaut worden.

Die Polizei bittet Menschen, die den Mann gesehen haben, dies unter der Rufnummer 04141/ 1020 bei der zuständigen Polizei in Stade zu melden.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Themen

Weitere Artikel