TFrieden, Wohlstand, Plastikwahn: Das bedeutet Europa für TAGEBLATT-Leser
Eine aktuelle IW-Studie zeigt: Die klare Mehrheit der Deutschen spricht sich für einen Verbleib in der EU aus. Foto: hr/EUROPA/AdobeStock
Das TAGEBLATT hatte anlässlich der EU-Wahl seine Leser in einer Online-Umfrage gefragt, was ihnen persönlich Europa bedeutet und was sie damit verbinden. Das sind die Antworten.
Landkreis. Endspurt im EU-Wahlkampf: Am Sonntag sind 161.853 Menschen im Landkreis Stade aufgerufen, ihre Stimme für die 10. Direktwahl des Europäischen Parlaments abzugeben. Wochenlang buhlten Politiker und Interessenvertreter aus 35 Parteien mittels Wahlplakaten, Flyern und Veranstaltungen um die Wählergunst.
Politische Entscheidungen aus Straßburg und Brüssel nehmen weitreichenden Einfluss auch hier vor Ort. Doch was bedeutet Europa eigentlich den Menschen im Landkreis?
Freies Reisen und gelebte Demokratie
Die Europäische Union als Staatenverbund bietet den Bürgern der 27 Mitgliedsstaaten etliche Vorteile. Für Margarete Schindler aus Steinkirchen steht Europa „für junge Leute, die frei reisen und Freunde auf dem ganzen Kontinent haben“. Sie betont besonders die Geschichte Europas, in der die Länder und ihre Bürger zusammengewachsen seien und für gemeinsame Werte wie Demokratie und Frieden einstehen.
Leserumfrage EU-Wahl
Für Andreas Paulokat aus Hollern steht Europa für „Freiheit, Vielfalt und Verantwortung“. Er sieht es als großes Privileg, als Deutscher einem größeren Zusammenschluss anzugehören, „in dem weitestgehend Demokratie gelebt wird“.
Zusammenarbeit statt Grenzen und Mauern
Ein wichtiges Thema für Jörg Anders aus Hollern-Twielenfleth ist die globale Rolle Europas, insbesondere für die Mitgliedsstaaten. Durch den Zusammenschluss der EU-Staaten sehe er die Hoffnung, „in einer globalisierten Welt mit einem kleinen Einzelstaat nicht in der Bedeutungslosigkeit unterzugehen“.
Auch Alexander Schöcke aus Jork sieht es ähnlich und betont, dass Europa für ihn „mehr als einfaches Reisen durch offene Grenzen und gemeinsame Währung“ sei. Für ihn bedeute Europa „ein Schritt weg von Kleinstaaterei und Spaltung hin zu menschlichem Miteinander“. Für Krisen betont er die Zusammenarbeit der europäischen Staaten, die mehr helfe als Grenzen und Mauern.
Kritik an europäischen Zuständen
Gerrit Steffens betont eine bestimmte Freiheit, die Menschen in Europa genießen. „Die Garantie für jede*n Einzelne*n, sich frei zu entfalten und zu sein, wer man ist“, führt der Buxtehuder aus. Zudem bedeute Europa für ihn einen Wohlstand, „der auf gegenseitiger Unterstützung und Partnerschaft beruht“.
Europawahl
T Die EU-Politik und der Zoff um Gülle und Grundwasser
Kritisch über die aktuellen Verhältnisse in Europa äußert sich hingegen Andrea Goosmann aus Heinbockel. Für sie sehe inzwischen alles gleich aus „und alle Mitgliedsländer sind im gleichen maroden Zustand“. An der europäischen Landwirtschaftspolitik bemängelt sie den Einsatz von Genmanipulation und den Einsatz von Pestiziden. Auch die „irren Transportwege“ von in Plastik verpackten Waren kreidet Goosmann an. Sie befürworte eine Auflösung der EU und Wiedereinführung der nationalen Grenzen.
Studie zeigt: Deutsche befürworten EU-Verbleib
Aus den eingegangenen nicht repräsentativen Meinungsbeiträgen der TAGEBLATT-Leser zeichnet sich ab, dass Europa für sie eine wichtige Rolle spielt. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Frühjahr 2024 untersuchte, wie die Deutschen generell zur EU eingestellt sind. Rund 80 Prozent der 5228 online Befragten gaben an, einen direkten Einfluss der Europapolitik auf ihr eigenes Leben wahrzunehmen.
Zur Frage, wie sie einen Austritt Deutschlands aus der EU sehen, sprachen sich 69 Prozent der Befragten dagegen aus. Eine merkliche Abweichung zum gesamtgesellschaftlichen Stimmungsbild stellte die IW bei Anhängern der AfD fest, von denen über 50 Prozent der Befragten einen Austritt befürworten.