TFund einer alten Siedlung verzögert Bauarbeiten in Gewerbegebiet
Archäologin Eva Ristau aus Kiel untersucht die Überreste eines alten Germanen-Brunnens. Foto: Iven
Eine neue Waschanlage und eine Lagerhalle will der Unternehmer Nico Flathmann im Gewerbegebiet Schiffdorf errichten. Doch nun haben ihn die Archäologen erst mal ausgebremst.
Schiffdorf. Zumindest für den Bremerhavener Unternehmer Nico Flathmann war die Überraschung groß, als auf seinem neuen Grundstück im Schiffdorfer Gewerbegebiet die Überreste einer knapp 1.500 Jahre alten Germanen-Siedlung entdeckt wurden.
Unternehmer Nico Flathmann expandiert nach Schiffdorf
„Das hat mir vorher niemand gesagt“, sagt der umtriebige Unternehmer, der in Bremerhaven das Schnellboot-Unternehmen Ribtide und das Restaurant Pier 6 betreibt und nun mit weiteren Projekten nach Schiffdorf expandieren möchte.
Die Nordsee-Zeitung hatte bereits im Sommer 2023 über Funde der alten Germanen am Schiffdorfer Fernsehturm berichtet. Beim Bau einer neuen Halle für den Bootsausstatter Odin waren Hinweise auf eine alte Siedlung entdeckt worden. Damals hatte es sogar öffentliche Führungen zu der Ausgrabungsstelle gegeben.
Bevor Nico Flathmann nun mit seinem geplanten Bau einer Waschanlage und 1.500 Quadratmeter großen Lagerhallen beginnen kann, müssen zunächst die Archäologen den Boden untersuchen und sämtliche Funde dokumentieren. Der Unternehmer nimmt es gelassen, auch wenn er die Kosten für die archäologischen Untersuchungen übernehmen muss. „Ich finde es spannend, mir vorzustellen, dass hier schon vor mehr als 1.000 Jahren Menschen gelebt haben“, sagt er.
Kreisrunde Verfärbungen deuten auf ehemalige Häuser hin
Doch was genau wurde eigentlich auf dem Grundstück gefunden? „Wir haben Hinweise auf etwa vier Häuser aus der römischen Kaiserzeit entdeckt“, sagt die Kieler Archäologin Eva Ristau. Wobei heute nur noch Dutzende kreisrunde Verfärbungen im Boden sichtbar sind. Dort haben die damaligen Bewohner Holzstämme in geraden Linien als Pfähle in die Erde gerammt, die ihre Häuser stützen.
Die Siedlung stammt aus dem vierten bis sechsten Jahrhundert. „Wir sprechen von der römischen Kaiserzeit, auch wenn die Römer gar nicht bis nach Norddeutschland vorgedrungen sind“, erläutert die Archäologin.
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Da Menschen in der Region damals vermutlich jenseits von Runen noch keine Schrift kannten, ist nur wenig über sie bekannt. Von den Römern seien alle Stämme nördlich ihres Einflussgebietes vereinfacht als Germanen bezeichnet worden, so die Archäologin.
„Bisher gehen wir davon aus, dass die Häuser zu den anderen alten Gebäuden im Gewerbegebiet gehören“, sagt sie. Die Ausgrabungen haben allerdings gerade erst begonnen. Genaueres könne in ein paar Wochen gesagt werden. Erst danach kann mit dem Bau der Lagerhalle begonnen werden, der im Frühjahr abgeschlossen sein soll.
Warum baut Nico Flathmann eine Lagerhalle?
Nico Flathmann hatte in Bremerhaven fast vier Jahre lang nach einem kleineren Lager für sein Schnellboot gesucht, mit dem er Besucher über die Weser fährt. Doch gerade bei Hallen im Bereich von etwa 150 Quadratmetern war er in der Seestadt nicht fündig geworden. So entwickelte er schließlich die Idee, ein eigenes Lager in seiner alten Heimat Schiffdorf zu errichten.
„Bei meiner Suche habe ich festgestellt, dass ich nicht der Einzige mit dem Problem bin“, sagt Flathmann, der nebenbei auch noch als Teil des Comedy-Duos „Männer, die aufs Wasser starren“ bekannt geworden ist. Und so hat er bereits eine Reihe potenzieller Mieter an der Hand.
Ergänzt werden soll die Lagerhalle um eine Waschanlage, in der Autobesitzer ihre Fahrzeuge selbst reinigen können. „So etwas fehlt noch in Schiffdorf“, ist Nico Flathmann überzeugt. Wobei Flathmann mit vier geschlossenen Waschplätzen plant und einem offenen, der auch ausreichend Platz für Wohnwagen oder Boote bietet.