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Gastronomie

TGasthaus Seefahrer an der Oste: Windbeutel, Fluss-Idylle und Punkrock

Seefahrer in Achthöfen

Seefahrer in Achthöfen Foto: Klempow

Der Seefahrer liegt abgeschieden am Ostedeich. Aber das macht den Charme aus. Maike Thamsen und Klaus Eisner holen das Leben mit Konzerten ins Haus - auch mit Punkrock.

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Von Grit Klempow
Donnerstag, 28.08.2025, 15:50 Uhr

Osten. Das Gasthaus liegt idyllisch. Oder weit ab vom Schuss. Zwischen Osten und Oberndorf thront es auf dem Deich: das Hotel Seefahrer in Achthöfenerdeich. Von achtern aus dem Biergarten klingen die Beatles - Oldies sind der Soundtrack dieses Sommerabends mit Livemusik.

Open-Air-Konzert mit Jan de Grooth am Seefahrer.

Open-Air-Konzert mit Jan de Grooth am Seefahrer. Foto: Klempow

Wie belebt man ein solches Haus, das „irgendwo im Nirgendwo“ liegt, wie die Betreiber Maike Thamsen und Klaus Eisner selbst liebevoll sagen? „Wir haben 2020 angefangen, in der Corona-Zeit“, sagt Maike Thamsen. Nach 13 Pächtern in knapp 20 Jahren zuvor. Überraschend: „Es lief super in den ersten Monaten.“

Bootsdinner auf der Oste

Wo andernorts bei Wohnmobil-Dinnern mit Abstand gespeist wurde, gab es beim Seefahrer ein Bootsdinner. Boote auf der Oste, Gegrilltes an Land und Musik in der Luft. Klaus Eisner ist selbst Musiker, war auch Kulturmanager und hat als Tontechniker auf Europa-Tourneen gearbeitet und als Bassist in verschiedenen Bands gespielt.

Klaus Eisner geht für die Band mit dem Hut rum, der in diesem Fall ein Weinkühler ist. Martin Peters aus Oberndorf hat mit seinem Boot am Steg festgemacht und gibt gerne einen Obolus für die Musik.

Klaus Eisner geht für die Band mit dem Hut rum, der in diesem Fall ein Weinkühler ist. Martin Peters aus Oberndorf hat mit seinem Boot am Steg festgemacht und gibt gerne einen Obolus für die Musik. Foto: Klempow

Zuletzt hatten die beiden eine Musikkneipe in Haan. Aber: „Ich bin gebürtige Hamburgerin und habe 19 Jahre im Rheinland gelebt. Ich wollte zurück in den Norden“, sagt Maike Thamsen.

Blick von der Oste auf den Seefahrer.

Blick von der Oste auf den Seefahrer. Foto: Klempow

Klaus Eisner wollte ans Wasser. Die Musik haben sie mitgenommen. „So sind wir hier gelandet - mehr Wasser geht ja kaum“, sagt sie und blickt auf den Fluss. Das Wasser spiegelt glatt und still die Abendsonne. Im Biergarten lauschen zwei Dutzend Menschen Jan de Grooth und seiner Band auf der Bühne.

Konzerte für den Spaß

Wirtschaftlich sind die Hut-Konzerte nicht. „Rentiert haben sie sich eigentlich nie, aber mit dem Hotel subventionieren wir das“, sagt Maike Thamsen. Sie akzeptieren, dass für den Betrieb am Ende eines Konzertes oft „ein Plus-Minus-Null“ steht. „Aber es macht eben Spaß“, sagt Klaus Eisner.

Die Livemusik gibt es mittlerweile donnerstags. Denn die verträgt sich nicht mit dem Hotelbetrieb übers Wochenende. Gruppen entdecken den Seefahrer auf Buchungsportalen und toben sich hier am Wochenende aus.

Seefahrer-Duo: Maike Thamsen und Klaus Eisner.

Seefahrer-Duo: Maike Thamsen und Klaus Eisner. Foto: Klempow

Junggesellenabschiede oder Familien buchen Zimmer und können auch den Gastraum, Wintergarten und die Küche nutzen. Karaoke ist beliebt.

„Aber wir hatten auch schon eine Gruppe, die früher alle zusammen im Musikinternat waren“, sagt Klaus Eisner und grinst. Denen holte er auch noch das Schlagzeug aus dem Keller.

Schauspieler kommen zu Lesungen

Im Gastraum hängt über der Bühne mit Licht- und Tontechnik ein Starclub-Schild. An der Wand gegenüber haben sich alle verewigt, die in den letzten Jahren das Haus mit Musik und Leben gefüllt haben. Schauspieler, internationale Musiker, die nur hierher ins Nirgendwo finden, weil Klaus Eisner sie aus alten Zeiten kennt.

Abendsonne und Livemusik beim Seefahrer.

Abendsonne und Livemusik beim Seefahrer. Foto: Klempow

Die Konzerte sorgen für Leben in der Bude. Regional bekannte Künstlerinnen und Musiker bringen ihr Stammpublikum oft gleich mit. So wie Mense aus Oederquart. „Der macht unser spezielles Kneipenquiz. Super macht er das“, sagt Klaus Eisner.

Hotelzimmer renoviert

Er zeigt auf die Außenwand. „Ich bin hier auch zum Handwerker geworden.“ Seit die Gaststube neu gedämmt ist, bleibt sie im Winter auch warm. Die Hotelzimmer hat das Ehepaar renoviert. Bemalte Türen oder Möbel aus den letzten Jahrzehnten sind zum Teil geblieben.

Den Anleger am Seefahrer nutzen Sportbootfahrer auf der Oste.

Den Anleger am Seefahrer nutzen Sportbootfahrer auf der Oste. Foto: Klempow

Das Haus selbst ist uralt, war Krämerladen und ab 1800 Sitz der Achthöfener Werft. Der Schiffbau erlebte Höhen und Tiefen, Ewer wurden hier gebaut und zuletzt Schuten für die Zementfabrik in Hemmoor. Nach rund 150 Jahren machte Familie Würfel in den 1960ern aus dem Wohnhaus der Werft das Hotel Seefahrer.

Hotel Seefahrer bleibt ein Abenteuer

Es zu beleben, „bleibt ein Abenteuer und eine Herausforderung“, sagt Klaus Eisner. Zwar gibt es Wohnmobilplätze am Haus, die Deutsche Fährstraße führt am Deich entlang und Fahrradfahrer sind hier unterwegs - aber ein Restaurantbetrieb lohnt sich nicht. Die Tagesgastronomie haben sie deshalb eingestellt.

Seefahrer, Achthöfener Deich

Seefahrer, Achthöfener Deich Foto: Klempow

Maike Thamsens Spezialität gibt es stattdessen auch im Paket mit Livemusik: „Windbeutelkonzerte“, immer mal am Sonntagnachmittag. Zum Beispiel am 21. September: Zur Kaffeezeit gibt‘s Irish Folk von Foggy Tuesday und dazu die hausgemachten Sturmsäcke - „richtige Windbeutel-Oschis“.

Bis zum Jahresende stehen noch elf Termine auf dem Seefahrer-Kalender. Auch der Tag des offenen Ateliers am 7. September ist dabei, bei dem Maike Thamsen in ihr Mal-Atelier und in die Galerie des Seefahrers einlädt.

Punkrock von Pommes und Pizza

Vorher lässt der Seefahrer es am 30. August ab 16 Uhr beim OsteDeichRock-Festival mit Punkrock von Pommes und Pizza, Spacerock von Astra Jaguar Waverock von Kpt.Plasto richtig krachen. „Wir wollen auch eine Bühne für Bands bieten, die ein bisschen lauter sind“, sagt Klaus Eisner. Im Oktober und November folgen Lesungen, Schlagerfete, Mitsingkonzert, Kino oder Ü50-Party.

Die Band macht kurz Pause. Die Oste verharrt im Tidewechsel. Die Sonne senkt sich mit warmen Goldton. Wer will, taucht die Füße am Steg in den Fluss. Mehr Freiluft-Idylle geht nicht. Klaus Eisner greift sich seinen Bass und geht mit auf die Bühne, für Livemusik am Wasser und Leben in der Bude am Ostedeich.

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Der Gastraum im Seefahrer mit Bühne und Platz für private Feiern.

Der Gastraum im Seefahrer mit Bühne und Platz für private Feiern. Foto: Klempow

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