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Medizin

TGegen Ärztemangel: Wie Medizinstudenten Landärzte entlasten

Christian Niebuhr studiert Medizin im 5. Jahr in Hannover und hat in der Landarztpraxis zum Felde in Selsingen sein Blockpraktikum absolviert.

Christian Niebuhr studiert Medizin im 5. Jahr in Hannover und hat in der Landarztpraxis zum Felde in Selsingen sein Blockpraktikum absolviert. Foto: Matthiesen

Auf dem Land herrscht Ärztemangel, vor allem Hausarztpraxen finden oft keinen Nachfolger. Gemeinden bieten daher in Zusammenarbeit mit Landärzten Blockpraktika für Medizinstudierende an.

Von Ernst Matthiesen Donnerstag, 27.11.2025, 15:50 Uhr

Selsingen. „Wir wollen den zukünftigen Medizinern die Arbeit als Landarzt näherbringen und sie dafür begeistern“, erklärt der Selsinger Arzt Ulf-Johannes zum Felde, der mit seiner Praxis an diesem Programm schon lange teilnimmt. Das Projekt läuft unter dem Titel „Landpartie“ und Selsingen, Sittensen, Tarmstedt, Geestequelle, Zeven und Bremervörde beteiligen sich daran.

So wird der Selsinger Landarzt in seinem beruflichen Alltag für zwei Wochen vom Medizinstudenten Christian Niebuhr begleitet. „Ich komme selbst vom Land und finde es wirklich sehr spannend, in die Arbeit eines Landarztes hineinschnuppern zu können“, meint der 23-Jährige, der im fünften Jahr Humanmedizin in Hannover studiert. Seine Unterkunft sowie die Verpflegung übernimmt die Kommune.

Medizinstudent im Praktikum in Selsingen hilft aktiv mit

Auch einige Ausflüge in die Umgebung sind in dem Praktikum integriert, genauso wie ein Treffen aller Blockpraktikanten mit den hiesigen Bürgermeistern und den teilnehmenden Ärzten der Landpartie. „Ich habe es mit der Selsinger Praxis bei Ulf zum Felde gut getroffen. Ich darf nicht nur mitlaufen und beobachten, sondern auch selbst aktiv werden, zum Beispiel EKGs erstellen, Anamnese machen und Spritzen setzen“, freut sich der Medizinstudent.

Ob er später als Landarzt tätig werden will, das weiß er bislang nicht. Schließlich ist er erst in drei Jahren mit dem Studium fertig und möchte anschließend seinen Facharzt in der Orthopädie machen, um Sportmediziner zu werden. „Aber ich muss schon sagen, als Arzt selbstständig arbeiten zu können und nicht in einen Klinikalltag eingebunden zu sein, das fasziniert mich schon“, bekennt Christian Niebuhr.

Student erlebt Patienten in Selsingen als individuelle Personen

Er sieht aber auch die Vorteile, die eine große Klinik bieten könnte – immerhin trifft man dort auf mehr Patienten und unterschiedlichste Krankheitsbilder und lernt dadurch wesentlich mehr. „In der Selsinger Praxis begeistert mich wiederum, quasi die ganzen Lebensgeschichten der Patienten kennenzulernen und sie als individuelle Personen zu erleben – so etwas ist in einer Klinik meistens gar nicht möglich“, so der 23-Jährige.

Zum anderen gefällt ihm auch die freie Zeiteinteilung eines Landarztes, der nicht so streng im Zeitkorsett eingebunden ist wie ein Klinikarzt. „Das ist ein ziemlich wichtiges Thema für mich, wenn ich an die eigene Familienplanung denke – überhaupt wäre es toll, dann auf dem Land in der Nähe einer Großstadt zu arbeiten. Aber das ist erst mal reine Zukunftsmusik für mich“, lacht Christian Niebuhr.

Nachwuchsmedizinern Vorteile einer Landarztpraxis zeigen

Durch die „Landpartie“ konnte bisher noch kein neuer Arzt gewonnen werden, doch das ist für Ulf zum Felde auch nicht das Wichtigste. „In erster Linie wollen wir den jungen Nachwuchsmedizinern zeigen, dass Arbeit und Leben auf dem Land attraktiv sein können. Vielleicht bewirkt das etwas, und sie gehen dann später tatsächlich in eine ländliche Region – ganz gleich wohin, Landärzte werden schließlich überall dringend gebraucht“, so der Allgemeinmediziner.

Praktikant Christian Niebuhr scheint jedenfalls ziemlich angetan und kann sich vorstellen, wieder nach Selsingen zu kommen – schließlich muss er noch sein praktisches Jahr absolvieren. „Und in der Praxis zum Felde hat man mich ganz schön umworben“, schmunzelt der Medizinstudent.

Behlke Mohrmann freut sich, dass Christian Niebuhr sein Praktikum in Selsingen macht. Vielleicht wird er ja ein zukünftiger Landarztkollege.

Behlke Mohrmann freut sich, dass Christian Niebuhr sein Praktikum in Selsingen macht. Vielleicht wird er ja ein zukünftiger Landarztkollege. Foto: Matthiesen

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