TGeheimsache Windkraft im Kreis Stade: Das ist bislang bekannt

Diese Warnschilder stehen im Windpark Agathenburg im Grenzgebiet zum Alten Land. Foto: Vasel
Die Zeit drängt: Niedersachsen fordert eine Verdoppelung der Windkraft. Sicher ist, dass es im Alten Land keine Anlagen geben wird. Und es gibt weitere Gewissheiten.
Landkreis. Die Arbeiten am Regionalen Raumordnungsprogramm Teilabschnitt Wind werden von vielen Menschen mit Interesse beobachtet. Besonders in den Kommunen und bei den Entwicklern und Investoren wird darauf geschaut, wo und wann im Landkreis Stade neue Windparks gebaut werden dürfen.
So viel Windkraft soll es im Landkreis Stade geben
Das Ziel ist gesetzlich vorgegeben - zur Stärkung der erneuerbaren Energien: Bis 2027 soll sich die Fläche für Windkraft-Vorranggebiete im Landkreis Stade verdoppeln. Aktuell sind etwa zwei Prozent in 14 Vorranggebieten für die Windkraft reserviert. Bis 2027 muss diese Fläche auf 3,67 Prozent oder 4432 Hektar anwachsen. Das fordern Bundes- und Landesgesetzgebung. Um auf der sicheren Seite zu sein, will die Kreisverwaltung sogar vier Prozent oder 4830 Hektar ausweisen.
Zwölf Windgebiete sortiert die Verwaltung aus
Die Kreisverwaltung hat jetzt 61 sogenannte Potenzialflächenkomplexe gefunden, die theoretisch infrage kommen. Zwölf davon hat sie selbst sofort wieder aussortiert. Diese sollen aufgrund ihrer Einzellage und der Größe als ungeeignet eingestuft werden. Die verbleibenden 49 werden derzeit untersucht. Dabei geht es um sechs Prozent der Kreisfläche oder 7322 Hektar.
Erneuerbare Energien
T Abstände und Schutzgebiete: Bei Windkraftanlagen gelten neue Regeln
Um welche Flächen es sich im Detail handelt, macht die Kreisverwaltung nicht öffentlich. Grund ist die Angst, dass die Diskussionen vor Ort zu früh beginnen. Ein Drittel der jetzt untersuchten Flächen werde schließlich noch aussortiert.
Umzingelung von Gemeinden soll verhindert werden
Gerade in Gebieten, in denen es schon Windkraftanlagen gibt, gibt es in der Bevölkerung Widerstand. Die am Ende ausgewählten Gebiete sollen der Politik und der Öffentlichkeit im Herbst vorgestellt werden. Zum Abwägungsprozess gehört es auch, die Umzingelung von Ortschaften zu verhindern. Das gilt zum Beispiel für die Gemeinde Apensen.
Aber auch ohne Windkraftflächen-Liste gibt es erste Gewissheiten. Alle vorhandenen Vorranggebiete wurden bei der neuen Untersuchung wiedergefunden. Damit ist die Ausweisung der Flächen mit Bestandsanlagen sehr wahrscheinlich.
Diese drei Gebiete werden nicht ausgewählt
Drei Potenzialflächenkomplexe sind außerdem vom Tisch: Die größte Diskussion gab es um die Windkraft im Alten Land. Hier gab es Versuche, zumindest in den Randbereichen der Gemeinde Jork und der Samtgemeinde Lühe Flächen auszuweisen. Das ist jetzt vom Tisch. Das Obstanbaugebiet gilt wegen seiner historischen Bedeutung und seines Status als Welterbe-Kandidat als kulturelles Sachgut.

Eine Windkraftanlage auf der Stader Geest. Foto: Wisser
Es gibt ein vom Landkreis Stade beauftragtes Gutachten, das dieses Vorgehen empfohlen hatte. Auch Windkraftanlagen in Sichtweite des Alten Landes waren in den Gutachten infrage gestellt worden. So weit geht die Kreisverwaltung nicht. Neue Flächen werden nur zwischen der Autobahn A26 und den Gemeindegrenzen des Alten Landes betrachtet. Das sind Flächen, die zur Stadt Stade und Agathenburg und Dollern gehören. Der dort bestehende Windpark könnte dabei durchaus erweitert werden.
Militärflugplatz stoppt den Windpark Balje
Abgehakt ist eine Erweiterung des Forschungswindparks in Oederquart. Eine Erweiterung mit konventionellen Anlagen hätte negative Auswirkungen auf die Forschung. Auch eine Erweiterung des Windparks Balje kann es nicht geben. Dort gibt es aufgrund der Nähe zum Militärflugplatz Nordholz eine Höhenbegrenzung. Deshalb würden dort neue Flächen nicht auf das vorgegebene Ziel der Landesregierung einzahlen. Ein Repowering ist dort laut Kreisverwaltung aufgrund der neuen gesetzlichen Vorgaben aber auch ohne Vorranggebiet möglich.
Neue Anlagen: So viel Geld bleibt jetzt vor Ort
Um die Akzeptanz für die Windkraft zu stärken, soll mehr Geld in der Region bleiben. Im Schnitt spült jedes Windrad in Niedersachsen pro Jahr rund 30.000 Euro in die Gemeindekasse, schätzt das niedersächsische Umweltministerium. Hintergrund ist das neue Beteiligungsgesetz, wonach die Anlagen-Betreiber pro Kilowattstunde erzeugtem Strom 0,2 Cent an die Gemeinden und Städte ausschütten müssen. Das Gesetz ist seit einem Jahr in Kraft, alle neuen Anlagen fallen darunter.
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