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Gipfeltreffen

TFinanzieller Absturz droht: Stades und Rotenburgs Landräte fordern Hilfe

Kai Seefried (links) und Marco Prietz beim Treffen der Landräte aus Stade und Rotenburg. Kulisse ist der Bahnhof in Bremervörde. Hier sollen in zwei bis drei Jahren auch Züge nach Stade abfahren.

Kai Seefried (links) und Marco Prietz beim Treffen der Landräte aus Stade und Rotenburg. Kulisse ist der Bahnhof in Bremervörde. Hier sollen in zwei bis drei Jahren auch Züge nach Stade abfahren. Foto: Wisser

Die Geldprobleme der niedersächsischen Landkreise können zu Einschnitte für Krankenhäuser, Straßen und Schulen in den Kreisen Stade und Rotenburg führen. Aber es gibt auch Optimismus.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 16.09.2025, 19:20 Uhr

Landkreis. Den Landkreisen in Niedersachsen droht der finanzielle Kollaps. Beim Treffen des Stader Landrats Kai Seefried und seines Rotenburger Kollegen Marco Prietz (beide CDU) standen die Geldsorgen der Landkreise im Mittelpunkt. Beide Nachbarkreise können ihre Haushalte nicht mehr ausgleichen und müssen den laufenden Betrieb der Verwaltung über Kassenkredite finanzieren.

Hohe Defizite: Absturz der kommunalen Finanzen

„Der Absturz der kommunalen Finanzen ist einmalig. Das geht an die Substanz“, sagt Prietz beim gemeinsamen Treffen in Bremervörde. Er und Seefried treffen sich einmal im Jahr zu einem intensiven Austausch, seit sie 2021 während der Corona-Zeit im Wahlkampf um ihre jetzigen Jobs waren. Die beiden benachbarten Landkreise haben viele Gemeinsamkeiten. „Wir werden Investitionen verschieben oder ganz streichen müssen“, sagt Seefried. Prietz ist Präsident des Niedersächsischen Landkreistages.

Die Landkreise in Niedersachsen und die Region Hannover planen für 2025 mit einem Haushaltsdefizit von 1,2 Milliarden Euro. Alle 37 Haushalte schreiben damit zum zweiten Mal in Folge rote Zahlen. Während im Jahr 2023 die Kreise noch leichte Überschüsse erwirtschaftet hatten, ist für das Jahr 2024 ein Defizit von rund 760 Millionen Euro erwartet worden.

Kliniken: Kreise sichern Gesundheitsversorgung

Packt man in die Rechnung noch die Städte und Gemeinden dazu, erhöht sich das kommunale Defizit sogar auf 3,7 Milliarden Euro für 2024. Rotenburg rechnet im laufenden Jahr mit einem Defizit von 26 Millionen Euro, Stade mit 40 Millionen Euro minus. Prietz und Seefried fordern Bund und Land auf, die Talfahrt der kommunalen Finanzen zu stoppen.

Ein Beispiel, warum die Landkreise nicht mehr mit ihrem Geld auskommen, betrifft jeden Menschen. Alle müssen in der Regel irgendwann einmal in ein Krankenhaus. Dass dies im Landkreis Stade und im ehemaligen Altkreis Bremervörde funktioniert, stellen die Landkreise Stade und Rotenburg gemeinsam sicher - obwohl das gesetzlich nicht ihre Aufgabe ist. Die Kreise sind aber auch für Schulen und Kreisstraßennetz verantwortlich.

Millionen für den Betrieb der Krankenhäuser

Der Kreis Stade ist Träger der Elbe Kliniken in Buxtehude und Stade und über die Kliniken GmbH auch an Ostemed, dem Träger des Krankenhauses in Bremervörde beteiligt. Die Krankenhäuser sind auch als Arbeitgeber wichtig. In Stade und Buxtehude arbeiten 3000 Menschen.

„Unser Anteil für die Sanierung des Elbe Klinikums in Stade liegt in diesem Jahr bei 25 Millionen Euro, im nächsten Jahr werden es 32 Millionen Euro sein“, sagt Seefried. Rotenburg gibt aktuell pro Jahr 5 bis 10 Millionen Euro für Investitionen und Betrieb des Bremervörder Krankenhaus aus.

Eigentlich müssten Länder und Kassen zahlen

In Niedersachsen haben die Kommunen 2024 insgesamt 600 Millionen Euro ausgegeben, um nur die laufenden Kosten für den Betrieb der Kliniken sicherzustellen. Der laufende Betrieb von Krankenhäusern wird eigentlich durch die Krankenkassen finanziert. Die Bundesländer sind hingegen für die Finanzierung von Investitionskosten wie Neubauten oder Geräte zuständig.

Kai Seefried und Marco Prietz beim jährlichen Treffen der beiden Landräte aus Stade und Rotenburg.

Kai Seefried und Marco Prietz beim jährlichen Treffen der beiden Landräte aus Stade und Rotenburg. Foto: Wisser

Mehr Hoffnung auf Besserung gibt es bei der Reaktivierung der Bahnlinie zwischen Bremervörde und Stade. Die Strecke soll eine der ersten sein, die in Niedersachsen wieder zur Personenbeförderung genutzt werden sollen. Die Voraussetzungen sind gut, weil die Strecke immer noch im Betrieb ist. Die Investitionskosten für die einfache Variante und die Durchfahrt von Himmelpforten bis Stade und Bremervörde soll zwölf Millionen Euro kosten.

Mit dem Zug von Bremervörde nach Stade

„Wir wollen erst einmal mit der fahrbaren Variante bis nach Stade starten“, sagt Seefried. Die Erweiterung nach Himmelpforten mit einer zusätzlichen Haltestelle in der Nähe des Stader Elbe Klinikums soll später folgen. Dafür braucht es in Stade eine neue Weiche und ein neues Gleis. Das gab es früher einmal, ist aber zurückgebaut worden. „Man sollte nie Infrastruktur zurückbauen“, zieht Seefried eine Lehre daraus. Er schätzt, dass die Personenzüge 2027 oder 2028 zwischen Stade und Bremervörde fahren werden.

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