TGemeinde setzt sich durch: Umstrittenes Wohngebiet wird gebaut

Wo am Nottensdorfer Ortsrand noch eine Pferdewiese ist, sollen bald neue Wohnhäuser stehen. Foto: Buchmann
Auf der Pferdewiese zwischen Brümmerkamp und B73 in Nottensdorf werden bald Häuser stehen. Damit das so kommt, muss aber noch einmal umgeplant werden.
Nottensdorf. Nottensdorf will wachsen. Bis 2030 sollen rund 200 mehr Menschen in der Gemeinde leben. Schon jetzt ist die Nachfrage nach Wohnbauplätzen vorhanden. Doch es fehlt an passenden Bauflächen.
Ein umstrittenes Wohnbaugebiet sorgt seit Jahren für Unmut zwischen Behörden und Naturschützern. Jetzt hat der Horneburger Samtgemeinderat durch die Änderung des Flächennutzungsplans den Weg freigemacht.
Bereits im Dezember 2023 hatte der Nottensdorfer Gemeinderat beschlossen, den Bebauungsplan Nr. 26A „In den Stücken - Nördlich Brümmerkamp“ aufzustellen. Auf knapp einem Hektar Land sollten im Norden der Gemeinde Baugebiete für Wohnhäuser entstehen.
Das Problem: Zum Zeitpunkt des Beschlusses war das Gebiet als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Daher musste der Samtgemeinderat parallel den Flächennutzungsplan ändern, damit auf dem Ackerland Häuser gebaut werden dürfen.
Landkreis bremst Baupläne für Nottensdorf aus
Ursprünglich sollten die Grundstücke für Einzelhäuser 1000 Quadratmeter umfassen, für Doppelhäuser 500 Quadratmeter pro Haushälfte. Kritik daran äußerte der Landkreis Stade im Dezember in einer Stellungnahme zur Planänderung. Diese Festsetzungen entsprächen nicht den städtebaulichen Verdichtungsmaßstäben der Gemeinde aus den vergangenen 20 Jahren, begründet der Landkreis.
Denn um dem Umweltschutz gerecht zu bleiben, sollen Gemeinden beim Planen neuer Baugebiete „sparsam und schonend“ mit dem Boden umgehen. Es sollen also besser bereits vorhandene Flächen wieder nutzbar gemacht werden als neue zu verbauen. So schreibt es das Baugesetzbuch vor.
Naturschützer sehen Lebensräume seltener Tiere bedroht
Doch über Reserveflächen oder Baulücken „zur Deckung des kurzfristigen Bedarfes“ verfügt Nottensdorf nicht, wie aus der schriftlichen Begründung für die 13. Änderung des Flächennutzungsplans hervorgeht. Um weitere Wohnhäuser zu schaffen, hält die Gemeinde an der Neuerschließung im Norden fest - aber mit Abstrichen.
Das beauftragte Planungsbüro Cappel + Kranzhof aus Hamburg hat die geplanten Grundstücke entsprechend der Stellungnahme des Landkreises auf 600 Quadratmeter (Einzelhaus) und 300 Quadratmeter (je Doppelhaushälfte) reduziert.

Im Biotopverbund zwischen Auetal und Neukloster Forst leben auch bedrohte Rebhühner. Foto: Sina Schuldt/dpa
Die größte Kritik an der geplanten Bebauung kommt von den Naturschutzverbänden Nabu und BUND. So kritisierte der Nabu-Kreisverband in einer schriftlichen Stellungnahme vom 29. Dezember, dass der Lebensraum geschützter Tierarten wie Rebhühner und Feldlerchen durch die Bebauung gefährdet wird.
Dem entgegnen die Planer: „Es ist anzunehmen, dass das Rebhuhn den Ortsrand aufgrund freilaufender Katzen und Hunde [...] meiden wird.“ Feldlerchen würden erfahrungsgemäß einen sogenannten „Scheuchabstand“ zum Ortsrand oder Gehölz halten, argumentiert das Planungsbüro weiter. Der neue Ortsrand soll hierfür fünfreihig mit heimischem Gehölz bepflanzt werden.
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Auch der naturschutzrechtliche Status des Gebiets ist strittig. Nabu und BUND kritisieren die Beeinträchtigung des Biotopverbundkorridors durch das Wohngebiet. Der Landkreis hat diesen etwa 103 Hektar großen Bereich in seinem Raumordnungsplan besonders gekennzeichnet, da ihn etwa Tiere als sicheren Verbindungsweg nutzen und er der Artenvielfalt dient.
Im Baugebiet wurden zudem 0,18 Hektar Plaggenesch-Boden entdeckt, also ein besonders fruchtbarer landwirtschaftlicher Boden etwa für den Anbau von Getreide und Kartoffeln.
Die Planer argumentieren unter anderem dagegen, dass es sich bei dem Baugebiet von 0,9 Hektar um eine vergleichsweise geringe Fläche handele und für die „Lückenschließung im Waldbiotopverbund“ nur eine geringe Bedeutung habe. Außerdem sei etwa eine bepflanzte Ausgleichsfläche von knapp 1800 Quadratmetern angedacht, um dem Naturschutz gerecht zu werden.