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Kulturkampf

TGender-Verbot sorgt für Diskussionen unter den TAGEBLATT-Lesern

So sehen die DRK-Notarztwagen mit der neuen Beschriftung aus. Frauen und Männer können sich angesprochen fühlen.

So sehen die DRK-Notarztwagen mit der neuen Beschriftung aus. Frauen und Männer können sich angesprochen fühlen. Foto: DRK

Gender-Verbot für Notarztwagen: Der Streit um die richtige Beschriftung der neuen Fahrzeuge hat eine Vielzahl von Leser-Kommentaren ausgelöst. Hier einige Beispiele.

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Von Karsten Wisser
Freitag, 08.08.2025, 05:50 Uhr

Landkreis. Das Gender-Verbot für die neuen Notarztwagen beim Deutschen Roten Kreuz in Stade passt in die Zeit. Der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass seine Mitarbeiter im Bundeskanzleramt künftig in offizieller Kommunikation nicht mehr gendern dürfen. Bundesweit läuft das alles unter dem Begriff Kulturkampf.

Kulturkampf jetzt auch beim TAGEBLATT

„Der Landkreis Stade bevorzugt im Sinne der Lesbarkeit und im Hinblick auf die Regeln der deutschen Rechtschreibung Formulierungen ohne den Lesefluss störende Sonderzeichen wie Doppelpunkte, Sternchen, Striche“, hatte Kreissprecher Daniel Beneke begründet, wieso die beiden DRK-Fahrzeuge neu beschriftet worden sind. Der Kreis ist Träger des Notdienstes und schreibt diese Leistung aus. Aus „NOTÄRZT:IN“ wurde Notärztin / Notarzt.

Wie emotional und offensichtlich wichtig das Thema geschlechtergerechte Sprache ist, zeigt die rekordverdächtige Vielzahl von Kommentaren auf TAGEBLATT-Online unter dem Text. Erfreulich: Im Gegensatz zu Debatten in den sozialen Medien diskutieren die Leser sachlich.

Gendern: Linkspolitisches Lager outet sich

„Keine Sorge, ich bin überzeugt, die meisten Männer stehen über solchen Kinkerlitzchen. Ich verstehe beide Formen (‚Notärztin‘ und ‚Notarzt‘) so, dass das jeweils andere Geschlecht mit gemeint ist ? ohne dass sich irgendwer übersehen oder zu kurz gekommen fühlen muss. Nur gegen Sprachverhunzung mit mathematischen Sonderzeichen, dagegen habe ich etwas“, schreibt Stefan Klein zum Beispiel. Er vermutet aber auch, dass derjenige, der Gendersprache benutzt, ein politisches Bekenntnis abgibt und sich als Anhänger des linkspolitischen Lagers outet.

Ein Foto mit dem kontroversen Aufdruck „NOTÄRZT:IN" auf der Heckscheibe postete der Hersteller auf seiner Facebook-Seite. Der Aufdruck stand auch vorne auf der Motorhaube.

Ein Foto mit dem kontroversen Aufdruck „NOTÄRZT:IN" auf der Heckscheibe postete der Hersteller auf seiner Facebook-Seite. Der Aufdruck stand auch vorne auf der Motorhaube. Foto: Screenshot Facebook

Die Bedeutung der Gendersprache so weit zu verbiegen, dass daraus ein „politisches Bekenntnis“ hergeleitet werden könne, sei unredlich, reagierte Michael Bowe. Alle Mitarbeitenden der DRK-Rettungsdienste arbeiteten im Geiste Henry Dunants „zu unser aller Wohl“.

Kreisverwaltung nicht aufgeschlossen und modern

Michael Bowe kritisiert die Rolle der Kreisverwaltung: „Die Landkreisverwaltung, die sich gerne als fortschrittlich, modern und aufgeschlossen in der Öffentlichkeit präsentiert, sorgt sich um Lesbarkeit und ungestörten Lesefluss.“

Erstens sei das alles andere als fortschrittlich, modern und aufgeschlossen, auf eine andere Folierung hinzudrängen, wenn sie ja nun schon einmal aufgebracht und auch unmissverständlich sei. Zweitens solle sich die Verwaltung besonders selbst mal an die Nase fassen, wenn es um Lesbarkeit und ungestörten Lesefluss bei ihren eigenen das Haus verlassenden Bescheiden geht.

„Sternchen, Striche und Doppelpunkte in einem Wort sind missverständlich“, schreibt dagegen Heiko Söhl.

Ironie an: So geht richtiges Gendern

Anja Bartsch geht das Thema nach eigener Aussage ironisch an: „Ich bin der Meinung, dass in diesem Falle grundsätzlich falsch gegendert wurde - und das ist doch vor allem die Peinlichkeit. Notärzt:in ist ja Notärztin (weiblich, so fehlt wiederum der Notarzt (männlich)! Richtig gegendert hieße es Notarzt:in (OHNE ä-Punkte)!“ Ein solches Wort habe weggemusst, „so kostspielig es auch sein mag“.

„Noch mal zusammenfassend“, schreibt Alexander Schöcke: „Gezeigt wurde die auch wissenschaftlich bereits erwiesene Tatsache: Dass das generische Maskulinum eher männliche Assoziationen weckt, während entgenderte Sprache alle Geschlechter berücksichtigt - interessanterweise, aber nicht überraschend sogar bei der KI.“

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