TGequält und misshandelt: Schicksal von Hund Egon soll sich nicht wiederholen
Als er gefunden wurde, war der Hund in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Foto: Tierschutz
Halb verhungert und schwer krank wurde Yorkie-Mix Egon von einem Tierquäler ausgesetzt. Der Fall hat Tierfreunde in der Region erschüttert - jetzt soll sich seine Rettung auf das Wohl aller Tiere in Bremerhaven und Bremen auswirken.
Bremerhaven. Der Bremerhavener Tierschutzverein hat im Petitionsausschuss der Bürgerschaft seine Forderungen vorgestellt, wie die Landesregierung mehr für das Tierwohl im Land Bremen tun kann. Die Petition fand im Internet 4.466 Unterstützer. Das sollen so viele sein, wie noch keine Eingabe zuvor erreicht hatte.
So erbärmlich sah Egon noch im März aus. Foto: privat
„Der Zustand dieses Hundes war erschreckend und zeigt die gravierenden Mängel im Tierschutz“, klagt Stefanie Rogal, die Vorsitzende des Tierschutzvereins. Leider sei Egon kein Einzelfall. „Die Anzahl der Tierschutzanzeigen und der schlecht versorgten Tiere ist alarmierend gestiegen.“
Im Tierheim ist bald kein Platz mehr
Die steigende Zahl von Qualzuchten, illegaler Welpenhandel und die Aufnahme schwer vermittelbarer Tiere strapazierten die Kapazitäten der Tierheime erheblich, klagt Rogal. „Unsere Kapazitäten sind nahezu erschöpft, und wir stehen kurz davor, keine weiteren Tiere mehr aufnehmen zu können“, sagte Tierheimleiterin Amelie Bensch den Abgeordneten.
Das Tierheim spiele eine zentrale Rolle bei der Aufnahme und Versorgung von Fundtieren, Sicherstellungen und Beschlagnahmen und könne die gar nicht mehr wahrnehmen, sollte sich die Situation weiter verschlechtern.

Hätten Sie ihn erkannt? In seinem neuen Zuhause geht es Yorkshire-Terrier-Mischling Egon richtig gut. Foto: privat
Um den Tierschutz in Bremerhaven zu stärken, fordert der Verein, das Landesveterinäramt personell und finanziell besser auszustatten. Geradezu alarmierend seien immer mehr Anzeigen wegen Tiermisshandlungen. „Diese Taten zeigen gravierende Missstände“, so Bensch. Tierquälerei müsse konsequenter verfolgt und bestraft werden.
Absage für eine der Forderungen
Bernd Freemann erläuterte die Forderung, in Bremerhaven und Bremen von Hundehaltern einen Nachweis zu verlangen, dass sie überhaupt in der Lage sind, einen Hund zu halten.
Mit Einführung des „Hundeführerschein“ könne gleichzeitig die Rasseliste gefährlicher Hunde abgeschafft werden. „Diese Liste führt zu ungerechtfertigten Vorurteilen und zusätzlichen Belastungen für bestimmte Hunderassen, was die Vermittlung der Tiere erschwert“, so Freemann. Der Ausschussvorsitzende Claas Rohmeyer (CDU) machte jedoch deutlich, dass die Liste bestehen bleiben soll, Bürgerschaft und Landesregierung seien sich da einig.

Der Yorkie-Mischling Egon hatte Glück - kuschelig eingepackt fährt er mit seiner neuen Besitzerin nach Hause. Foto: privat
Staatsrätin Silke Stroth stellte in einer Stellungnahme in Aussicht, die Tierschutzbehörden zu stärken und illegalen Tierhandel stärker bekämpfen zu wollen. Der Petitionsausschuss will sich auch in einer der nächsten Sitzungen erneut mit dem Thema befassen.
Die Tierschützer jedoch vermissen „klare Zusagen und detaillierte Zeitpläne“, ob und wann ihre Forderungen umgesetzt werden.
Abgemagert, ausgetrocknet und verfilzt: Egon kämpft ums Überleben
Das traurige Schicksal des Yorkie-Mischlings Egon berührte die Leser. Anfang März machte das Tierheim Bremerhaven seinen Fall öffentlich.
Egon sei von Unbekannten auf einem Spielplatz in Lehe regelrecht „entsorgt“ worden, berichtete die Tierheimleiterin Amelie Bensch damals: „Wie der letzte Dreck“. Das Tier habe kaum noch Lebenszeichen von sich gegeben, sodass die Feuerwehrbeamten sich nicht einmal mehr sicher waren, ob der Yorkshire-Terriermix überhaupt noch lebte.
„Der Hund war vollkommen abgemagert, ausgetrocknet und verfilzt und hatte zusätzlich diverse Verletzungen“, so Amelie Bensch. Zudem war Egon mit einem lebensbedrohlichen Virus infiziert.
Junger Yorkshire-Mix wurde grausam gequält
Der Hund muss einiges in seinem erst wenige Monate dauernden Leben erlitten haben. Die Tierärzte glauben, dass er sehr lange nichts zu fressen bekommen hat und dann aber geradezu mit Futter vollgestopft wurde. In der Klinik wurde der Gesundheitszustand des gequälten Tieres so bedrohlich, dass Egon zwischenzeitlich eingeschläfert werden sollte. Doch er kämpfte sich zurück ins Leben.
Das Tierheim erstattete Anzeige, nachdem sich dort Zeugen mit Hinweisen auf den Halter des Hundes gemeldet hatten. „Da wir Tierschutzanzeigen sehr ernst nehmen, haben wir sofort Strafanzeige erstattet und eine Meldung beim Veterinäramt in Bremerhaven gemacht“, sagt Tierheimleiterin Amelie Bensch. Nach Angaben der Zeugen soll der Tierquäler bereits einen neuen Hund besitzen, auch er soll bereits leiden.
Für Tierquälerei drohen in Deutschland bis zu drei Jahre Gefängnis. Diese Höchststrafe können Gerichte verhängen, wenn jemand vorsätzlich Tiere quält und seine Tat vollendet, es also nicht „nur“ vorhat. Auch eine Geldstrafe ist möglich, ebenso wie ein lebenslanges Verbot, Tiere zu halten.