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TGesundheitscampus: Leuchtturmprojekt für den Landkreis Stade

Das kommunale Projekt Gesundheitscampus soll sich nicht nur an Ärzte, sondern alle gesundheitlichen Versorger der Samtgemeinde richten (Symbolbild).

Das kommunale Projekt Gesundheitscampus soll sich nicht nur an Ärzte, sondern alle gesundheitlichen Versorger der Samtgemeinde richten (Symbolbild). Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn

Der Ärztemangel und seine Folgen: In Fredenbeck sollten sechs Monate lang neue Maßstäbe gesetzt und innovative Wege aufgezeigt werden. Ist das gelungen?

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Von Alexandra Bisping
Dienstag, 31.12.2024, 15:50 Uhr

Fredenbeck. Es ist ein komplexes Projekt für eine Kommune: Die circa 13.000 Einwohner große Samtgemeinde hatte den Gesundheitscampus Fredenbeck initiiert. Der demografische Wandel war einer der Gründe, neue Wege für die medizinische Versorgung vor Ort zu suchen.

Die Bevölkerung wird älter und häufig immobiler. Viele der auf dem Land praktizierenden Ärzte werden in wenigen Jahren aufhören, Nachfolger sind häufig nicht in Sicht. Mit dem Projekt Gesundheitscampus will die Kommune gegensteuern und Ärzte, Therapeuten, Pflege und weitere Gesundheitsdienstleister miteinander vernetzen.

Unter anderem sollen damit Ärzte motiviert werden, hier zu praktizieren. Sie könnten sich mit anderen Kollegen vernetzen und austauschen - gerade die jüngeren scheinen zu befürchten, mit ihrer Praxis auf dem Land alleine dazustehen.

Christine Becker (links), Dr. Stephan Brune und Professorin Dr. Barbara Zimmermann bei der finalen Veranstaltung des Projekts, dem Erlebnistag.

Christine Becker (links), Dr. Stephan Brune und Professorin Dr. Barbara Zimmermann bei der finalen Veranstaltung des Projekts, dem Erlebnistag. Foto: Bisping

Fredenbeck wollte mit dem Projekt einen „innovativen Prozess gestalten, der am Ende modellhaft für andere Kommunen sein kann“. So hatte es Liane Knabbe, Fredenbecks Fördermittel-Beauftragte, 2021 gegenüber dem TAGEBLATT erklärt. Damals wurden der Samtgemeinde im Rahmen des Programms „Zukunftsräume Niedersachsen“ Fördermittel in 60-prozentiger Höhe für die 190.000 Euro teure Kampagne zugesagt.

Fredenbeck also als Vorbild und attraktiver Standort. Obwohl Gesundheitsversorgung eigentlich nicht zu kommunalen Aufgaben gehört. „Wir sind eigentlich nicht zuständig, aber irgendwie auch doch über unsere Aufgabe der Daseinsvorsorge“, erläutert Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef bei einer Veranstaltung im Mai.

Kommune bringt in sechs Monaten Tempo ins Projekt

Die Kommune brachte mit zwei Personalien Tempo in das Projekt. Mit Christine Becker von Salutoconsult holte sie sich eine externe Beraterin ins Boot. Eine neue Kollegin zog mit Nadine Sahr ins Rathaus ein - im Juli richtete sie die Geschäftsstelle Gesundheitscampus ein, als Schnittstelle und Ansprechpartnerin.

Der Auftaktveranstaltung im Juni in der Geestlandschule mit circa 300 Teilnehmern folgten weitere. Ein ehrenamtliches Redaktionsteam bildete sich. Auch Workshops und ein Webinar wurden angeboten. Es ging um Ideensammlungen und anschließend um Auswertungen.

Lösungsansätze kamen zur Sprache, dabei fielen wiederholt die Begriffe Telemedizin und Digitalisierung. Immer dabei waren Bürgerinnen und Bürger der Samtgemeinde, die sich einbringen konnten - und Christine Becker: Sie lenkte und wiederholte, korrigierte und fasste zusammen.

Die von ihr auf der Abschlussveranstaltung formulierten Ziele beinhalten unter anderem Erhalt und Förderung der Lebensqualität und der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung, die Stärkung der Attraktivität der Samtgemeinde und Ärztinnen und Ärzte sowie Menschen in Pflege- und anderen Gesundheitsberufen, zu unterstützen und zu entlasten.

Drei Erkenntnisse seien außerdem gewonnen worden, so Becker: Die Bevölkerung sei sensibilisiert, das fachliche Netzwerk stehe. Und: „Wir haben Strukturen für die Verstetigung in der Samtgemeinde geschaffen.“ Zum Beispiel die Geschäftsstelle im Rathaus oder die Gründung eines fachlichen Beirats.

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Die Öffentlichkeit, Verbände, Landfrauen, Vereine, Feuerwehr und Dorfentwicklung sollen in den Gesundheitscampus mit einbezogen werden. Außerdem die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN), deren Vorsitzender des Stader Bezirksausschusses, Dr. Stephan Brune, nahm regelmäßig an den Veranstaltungen teil.

So geht es in Fredenbeck weiter

Florian Rau, ein Arzt aus Harsefeld, will sich ebenfalls zukünftig in das Projekt einbringen (das TAGEBLATT berichtete). Unter anderem sieht der digitalaffine Allgemeinmediziner die Telemedizin als wichtigen Sektor in der Gesundheitsversorgung.

Florian Rau, Allgemeinmediziner aus Harsefeld, will beim Gesundheitscampus mitwirken.

Florian Rau, Allgemeinmediziner aus Harsefeld, will beim Gesundheitscampus mitwirken. Foto: Bisping

Prof. Dr. Barbara Zimmermann, Vizepräsidentin und Fachbereichsleiterin Gesundheit an der Hochschule 21 in Buxtehude, bot die externe wissenschaftliche Evaluierung des Gesundheitscampus Fredenbeck zum Ende des Förderzeitraums an.

Die Sterne für eine Fortsetzung des Projekts stehen demnach gut. Ein fachlicher Beirat soll im kommenden Jahr die Arbeit aufnehmen. Und im Haushalt 2025 wurden Planungs- und Personalmittel von 50.000 Euro zur befristeten Weiterbeschäftigung der Beschäftigten im Geschäftszimmer Gesundheitscampus eingestellt.

Das kommunale Projekt Gesundheitscampus soll sich nicht nur an Ärzte, sondern alle gesundheitlichen Versorger der Samtgemeinde richten (Symbolbild).

Das kommunale Projekt Gesundheitscampus soll sich nicht nur an Ärzte, sondern alle gesundheitlichen Versorger der Samtgemeinde richten (Symbolbild). Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn

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