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Medizin

TÄrzte, Pflege und mehr: Fredenbeck startet Gesundheitsoffensive

Das kommunale Projekt Gesundheitscampus soll sich nicht nur an Ärzte, sondern alle gesundheitlichen Versorger der Samtgemeinde richten. (Symbolbild)

Das kommunale Projekt Gesundheitscampus soll sich nicht nur an Ärzte, sondern alle gesundheitlichen Versorger der Samtgemeinde richten. (Symbolbild) Foto: Benjamin Nolte/dpa

Die Gesundheitsversorgung gehört eigentlich nicht zu den kommunalen Aufgaben. Die Samtgemeinde Fredenbeck nimmt sich des Themas jetzt trotzdem an - und hat eine Beraterin engagiert. Wie das der Versorgung vor Ort helfen soll.

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Von Sophia Ahrens
Samstag, 04.05.2024, 19:20 Uhr

Fredenbeck. Das Thema Gesundheit ist Christine Beckers Fachgebiet. Viele Jahre arbeitete sie für fachärztliche Landesverbände, außerdem in der Geschäftsstelle für Ärztenetze. Seit 2017 hilft und berät sie Kommunen bei der Gesundheitsversorgung. Ihr neustes Einsatzgebiet: die Samtgemeinde Fredenbeck.

Die Ärzteversorgung ist eigentlich Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung, stellt Gemeindedirektor Matthias Hartlef klar. Nach seinem Amtsantritt standen vor allem Schulen und Kitas im Fokus. Doch jetzt wird ein Thema Schwerpunkt, das schon seit 2021 auf die Agenda rücken sollte: die Gesundheitsversorgung.

Gesundheitsversorgung umfasst nicht nur Ärzte

„Wir sind eigentlich nicht zuständig, aber irgendwie auch doch über unsere Aufgabe der Daseinsvorsorge“, erklärt Hartlef die Situation. Bei der Gesundheitsversorgung geht es ausdrücklich nicht nur im Ärzte, sondern um eine ganze Branche: Pflege, Apotheken, Zahnärzte, Physiotherapeuten und Co. sind ebenso gemeint wie Praxen. Das ist auch Beraterin Christine Becker besonders wichtig zu betonen.

Liane Knabbe, Christine Becker und Matthias Hartlef (v.l.) stellen das neue Gesundheitsprojekt für Fredenbeck vor.

Liane Knabbe, Christine Becker und Matthias Hartlef (v.l.) stellen das neue Gesundheitsprojekt für Fredenbeck vor. Foto: Ahrens

Gemeinsam mit ihr will die Verwaltung mit Liane Knabbe als Kraft aus dem Rathaus in den kommenden Monaten eine Strategie zur wohnortnahen Versorgung ausarbeiten. Denn, wie fast überall auf dem Land, besteht auch in Fredenbeck langfristig Handlungsbedarf. Viele Ärzte in der Kommune seien Mitte oder Ende 50.

Nachfolge für Kutenholzer Hausarzt schon 2016 schwierig

Problematisch wurde es sogar schon 2016: Der Hausarztsitz in Kutenholz war unbesetzt. „Die Suche gestaltete sich schwierig“, erinnert sich Knabbe. Am Ende gelang es, die Praxis mit Dr. Afzali zu besetzen. „Aber es blieb eine Nachdenklichkeit zurück.“

Das Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ will die Kommune deshalb für einen eher ungewöhnlichen Zweck nutzen - und bekam dafür auch 2021 schon den Förderbescheid. Von den 190.000 Euro, die die Samtgemeinde dafür einplant, gibt es 60 Prozent vom Ministerium für Regionale Entwicklung.

„Wie wird sich um Nachfolger gekümmert? Welche Organisationsformen gibt es? Wie haben es andere gemacht?“ Diese Fragen will Christine Becker für Fredenbeck beantworten. Der wichtigste Ansatz ihrer Arbeit: Sie will alle Akteure der Gesundheitsbranche an einen Tisch bringen. Auch die Bürger bekämen die Möglichkeit, Sorgen und Wünsche zu äußern. Denn ein gut funktionierendes Gesundheitsnetzwerk vor Ort sei schlussendlich auch ein Grund für Ärzte, sich für eine Kommune zu entscheiden. „Ärzte wollen nicht alleine auf dem Land sitzen und Entscheidungen ohne kollegialen Austausch treffen.“

Fredenbecker Gesundheitsprojekt läuft für den Rest des Jahres

„Es ist innovativ, wenn eine Kommune in unserer Größenordnung so etwas angeht“, freut sich Liane Knabbe auf die bevorstehenden Monate. Das Projekt läuft erst einmal bis Ende des Jahres, bald soll in der Verwaltung auch noch eine Teilzeitstelle für das Thema ausgeschrieben werden.

Christine Becker verschafft sich aktuell ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort. „Wir müssen von der Basis aus gucken.“ Wenn das analysiert ist, könne geschaut werden, was künftig möglich ist. Eine große Rollen soll auch die Digitalisierung spielen, um die Effizienz der Akteure vor Ort zu steigern. „Der Weg ist ein großer Teil des Ziels“, so Becker.

Dafür müsse der Blick nicht nur auf Fredenbeck, sondern auf die ganze Region gerichtet werden. Die medizinischen Angebote und Kooperationen im ganzen Landkreis bis ins Oberzentrum Hamburg spielen in Beckers Projektarbeit hinein. Prävention sei ebenso ein wichtiger Punkt in der Gesundheitsversorgung.

Kooperationen für Nachwuchs schließen

Das Projekt hat es sich auch zum Ziel gesetzt, Nachwuchspersonal in allen Bereichen zu gewinnen. Mit „Landgang“ hat der Landkreis bereits ein Programm für Ärzte-Nachwuchs initiiert. Zusätzlich kann sich Christine Becker Kooperationen mit Schulen und Hochschulen wie der HAW Hamburg vorstellen. Auch in den bestehenden Einrichtungen von Fredenbeck werde es Angebote geben, um die Prozesse zu analysieren und zu verbessern - um schlussendlich attraktiv für Mitarbeiter zu bleiben.

Der Name „Gesundheitscampus“ darf dabei aber nicht in die irre führen. Der Campus sei die ganze Gemeinde und vorerst kein fester Ort oder ein Gebäude - auch wenn das für die Zukunft nicht ausgeschlossen sei. Zunächst sollen aber die Anbieter vor Ort unterstützt, optimiert und miteinander in Kontakt gebracht werden. Im Mai wird es eine Auftaktveranstaltung für die Öffentlichkeit geben, Workshops und Bürgerbeteiligungen sollen folgen.

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