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Norddeutschland

TGewalt im Amateurfußball: Vereine sollen für Sicherheitsdienst zahlen

Sicherheitsmitarbeiter beim Fußball

Auf Vereine, bei denen Fußballspiele aus dem Ruder laufen, könnten zusätzliche Kosten zukommen. Foto: Marijan Murat/dpa

Die Gewalt auf den Plätzen hat in den vergangenen Jahren zugenommen, oft sind Schiedsrichter die Opfer. Erste Verbände wollen das nicht länger hinnehmen. Für Vereine, die auffällig geworden sind, könnte es teuer werden.

Von Dietmar Rose Mittwoch, 06.12.2023, 22:50 Uhr

Landkreis. Der DFB und seine Landesverbände sehen die zunehmende Gewalt auf den Plätzen entsprechend mit Sorge und möchten diese Entwicklung nicht weiter hinnehmen.

961 Amateur-Spiele abgebrochen

In der vergangenen Spielzeit sind im Amateurfußball 961 Spiele wegen Gewalt und Diskriminierung abgebrochen worden, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Sommer mit.

Im Bremer Fußball-Verband (BFV) haben sich die Angriffe auf Schiedsrichter seit der Saison 2016/2017 verdoppelt, ergänzte Christoph Schlobohm kürzlich im Ausschuss für Sport und Freizeit. Schlobohm ist Referent für Gesellschaftliche Verantwortung beim BFV.

Faustschlag in Bremerhaven

Auch in Bremerhaven hat es in dieser Saison bereits einen Spielabbruch gegeben, weil beim Landesligaspiel TSV Wulsdorf gegen ATS Buntentor ein Spieler der Heimmannschaft den Unparteiischen geschlagen hatte. Der Täter ist vom Sportgericht für zwei Jahre gesperrt worden, das ist momentan die Höchststrafe.

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Dunkelziffer deutlich höher

In der Saison 2022/2023 fanden laut Schlobohm mehr als 6.000 Spiele im Land Bremen statt. Bei 69 Partien habe es Vorkommnisse wie Gewalt oder Diskriminierung gegeben. Das entspricht einem Anteil von 1,11 Prozent der Spiele. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Wir müssen mehr Licht in das Dunkelfeld werfen“, sagte Schlobohm.

Schon bei den D-Junioren gab es Spielabbrüche

Beunruhigend sei auch die Tendenz, dass sogar im Jugendbereich schon aus dem Ruder laufen. Von den zwölf Spielabbrüchen im Land Bremen in der abgelaufenen Spielzeit fanden zwei in der Altersklasse der D-Junioren - also bei zwölf- und dreizehnjährigen Nachwuchskickern - statt.

Gewalt an der Tagesordnung

„Wir beschäftigen uns fast jeden Tag damit. Bei den wenigen Mitarbeitern, die wir haben, ist das eine Herausforderung“, macht BFV-Vizepräsident Holger Franz ebenfalls deutlich, dass das Thema Gewalt auf der Prioritätenliste ganz oben steht.

Franz hat kürzlich selbst den Schiedsrichterschein erworben, um seine Solidarität mit den Unparteiischen zu zeigen: „Unsere Schiedsrichter sollen als 23. Mann wieder ohne Sorgen zum Spiel fahren können.“

Die Spielberichte werden am Montag geprüft

Neben Angeboten zur Gewaltprävention wie Deeskalationstrainings plant der BFV auch Sanktionen, um das Problem in den Griff zu bekommen. So werden jeweils am Montag die Spielberichte auf Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle geprüft. „Es sind häufig einzelne Mannschaften, die immer wieder auffallen“, sagte Schlobohm auch mit Blick auf Bremerhaven.

Spiele nur mit Sicherheitsdienst?

Eine Maßnahme, um „auffällige“ Vereine an ihre Verantwortung für Spieler, Schiedsrichter und Zuschauer zu erinnern, ist der Einsatz eines externen Sicherheitsdienstes, den der BFV per Strafbescheid anordnen könnte.

Die Kosten für den Einsatz des Sicherheitsdienstes müssten die betroffenen Vereine tragen. „Ich denke, zur Rückrunde werden wir das machen“, kündigte Franz an.

Maßnahmen sollen wehtun

Der BFV-Vizepräsident hat nach jahrelangen Appellen an die Vereine, der Gewalt entschlossen entgegenzutreten, in gewisser Hinsicht seine Illusionen verloren: „Es geht nur über Geld oder Punktabzüge.“

Für die TSV Wulsdorf gab es jedoch auch ein Lob von Franz - Mitspieler hatten sich schützend vor den Schiedsrichter gestellt und Schlimmeres verhindert, der Täter sei umgehend aus dem Verein ausgeschlossen worden.

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