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TGiftspinnen auf Schiff: Welche Krabbler noch als blinde Passagiere einreisen

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) gehört zu den Holzschädlingen, die über den internationalen Warenverkehr eingeschleppt werden könnten. Für sie gibt es Kontrollen im Hafen.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) gehört zu den Holzschädlingen, die über den internationalen Warenverkehr eingeschleppt werden könnten. Für sie gibt es Kontrollen im Hafen. Foto: Daniel Karmann

In Bremerhaven sorgte der Fund von „Schwarzen Witwen“ auf einem Containerschiff für Aufregung. Noch liegt der Frachter still und wird begast. Doch es sind nicht nur Giftspinnen, die eingeschleppt werden.

Von Ursel Kikker Freitag, 02.08.2024, 08:00 Uhr

Bremerhaven. Der US-Militärfrachter „Arc Commitment“ hat seinen Spitznamen schon weg: Spinnen-Schiff. An Bord befinden sich „Schwarze Witwen“, eine giftige Spinnenart, die niemand haben will. Bereits im polnischen Danzig waren die blinden Passagiere entdeckt und bekämpft worden. „Einige Spinnen haben das offenbar überlebt“, berichtete Hafenkapitän Stephan Berger. Nun wollen die Behörden in Bremerhaven auf Nummer sicher gehen. Zwei Decks sind abgedichtet worden. Sie werden für drei Wochen begast. Danach sollten auch die letzten Tiere tot sein.

Arten werden verschleppt: Einsatz für den Käfer-Spürhund

Doch nicht nur Spinnentiere landen ungewollt in Laderäumen von Frachtschiffen. Über die Häfen in Bremerhaven und Bremen werden Tag für Tag unzählige Warensendungen verbracht. Mit den verschiedenen Gütern können Schädlinge von einem Land ins andere verschleppt werden.

Der Veterinärdienst des Landes Bremen in der Grenzkontrollstelle an der Senator-Borttscheller-Straße in Bremerhaven sucht unter anderem nach bestimmten Holzkäfern. Nach Auskunft des Gesundheitsressorts werden stichprobenartig Container überprüft und Ladungsholz untersucht - Otto, der Spürhund, schnüffelt.

Zwei Holzkäfer im Visier der Inspekteure

Die Inspekteure fahnden nach dem Asiatischen Laubholzbockkäfer Anoplophora glabripennis (ALB) und dem Citrus-(Laubholz)Bockkäfer Anoplophora chinensis (CLB). Beide sehen sich ähnlich. Die dunklen Käfer sind 2,5 bis 3,5 Zentimeter groß und haben lange Antennen.

Diese Krabbeltiere wären eine Gefährdung für heimische Baumarten. Die Käfer sind sie nicht wählerisch: Die Larven stecken zum Beispiel in Ahorn, Kastanie, Birke, Esche, Pappel, Weide oder Linde. Die ursprünglich aus Asien stammenden Tiere haben in Europa keine natürlichen Feinde und überstehen die Winter in Europa problemlos.

Käfer-Spürhund Otto im Einsatz: Er schnüffelt nach Käfern, die in Palettenholz stecken könnten.

Käfer-Spürhund Otto im Einsatz: Er schnüffelt nach Käfern, die in Palettenholz stecken könnten. Foto: LMTVet

Asiatische Käfer richten großen Schaden an

Die Europäische Kommission stuft sie als Unions-Quarantäneschädlinge mit einem extrem hohen Schadrisiko ein. Chemische oder biologische Bekämpfungsmaßnahmen gibt es nicht. Befallene Bäume müssen gefällt und sofort an Ort und Stelle vernichtet werden, damit sich die Käfer nicht verbreiten. Auch gesunde Bäume innerhalb der Befallszone müssen abgesägt werden. Der Schaden wäre immens.

Stauholz und Paletten werden gerne genommen

„Ein lange unterschätztes Verschleppungsrisiko von Schädlingen stellen Holzverpackungen dar. Erst nach der Jahrtausendwende sind hölzerne Verpackungen und andere Transporthilfen aus massivem Holz in die Kontrollroutine der Pflanzen-Gesundheitsdienste mit aufgenommen worden“, heißt es im jüngsten Jahresbericht.

Viele Güter werden für den Transport auf Paletten gestellt, in Kisten verpackt oder mit Stauholz gegen das Verrutschen in Container oder LKW gesichert. „Oftmals bestehen diese Verpackungen aus Holz von minderer Qualität und damit steigt die Gefahr, dass unerkannt Schädlinge mittransportiert werden.“

Weitere Holzschädlinge im Palettenholz

„Es gibt auch kleinere Käfer, die einen großen Schaden anrichten können“, sagt Käfer-Experte Axel Bellmann, der regelmäßig Proben aus Häfen untersucht und mehrmals für Kartierungsarbeiten in Bremerhavener Naturschutzgebieten war. Sinoxylon anale kommt ihm oft unter. Dieser asiatische Bursche bohrt sich ebenfalls gern ins Palettenholz. Übrigens: Die viel zitierte Spinne, die mit Bananen aus den Tropen mit importiert wird, soll sich eher selten finden.

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