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Stromtrassenbau

TGraues Oste-Wasser: Ergebnisse nach Havarie sind da

Die Oste bei Weertzen am 13. August. Bentonit trübt das Wasser. Zwischen 100 und 300 Kilogramm des Tonminerals sollen aus dem Bohrloch für den Suedlink-Tunnel ausgetreten und ins Wasser gelangt sein.

Die Oste bei Weertzen am 13. August. Bentonit trübt das Wasser. Zwischen 100 und 300 Kilogramm des Tonminerals sollen aus dem Bohrloch für den Suedlink-Tunnel ausgetreten und ins Wasser gelangt sein. Foto: Gerken

Vor einer Woche glich der Fluss bei Weertzen einer besorgniserregenden Brühe. Die Folge: Baustopp und Analyse von Wasserproben. Der Landkreis äußert sich.

Von Thorsten Kratzmann Donnerstag, 22.08.2024, 10:35 Uhr

Rotenburg. Was war passiert? In der Nacht zu Dienstag vergangener Woche schlugen Angler Alarm, weil die Oste bei Osterheeslingen gräulich eingefärbt war. Ein Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde machte sich auf den Weg zum Tatort. Er zog Wasserproben und stellte eine Sedimentablagerung im Flussbett fest. Erste Tests ergaben keine Hinweise darauf, dass wassergefährdende Stoffe in die Oste gelangt seien.

Gleichwohl verhängte der Landkreis einen Baustopp an der Suedlink-Bohrstelle. Das mit dem Bohren von Tunneln, die das Erdstromkabel Suedlink unter Straßen, Bahngleisen und Fließgewässern hindurchführen sollen, beauftragte Unternehmen musste die Bohrmaschine ausschalten. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen fahrlässiger Gewässerverunreinigung ein.

Es dauerte Stunden, bis die Stelle ausfindig gemacht war, von der die Verunreinigung der Oste ausging. Laut Angaben von Suedlink-Bauherr TenneT war es etwa 60 Meter flussabwärts der Bohrstelle zu einem sogenannten Ausblasen von Spülflüssigkeit gekommen. Dabei handelt es sich nach Angaben von TenneT um ein natürliches Tonmineral namens Bentonit.

Die weiße Verunreinigung der Oste ist ersten Untersuchungen zufolge nicht gefährlich.

Die weiße Verunreinigung der Oste ist ersten Untersuchungen zufolge nicht gefährlich. Foto: Privat

Bentonit gilt für die Landwirtschaft als ökologisch unbedenklich

Der Tonschlamm wird bei Horizontalbohrungen unter Druck in das Bohrloch gepumpt und dient dem Zweck, den Bohrkopf zu kühlen. Zum Austritt der Spülflüssigkeit aus dem Tunnel könne es kommen, erläutert TenneT-Pressesprecher Mathias Fischer, wenn der Bohrkopf auf Hindernisse oder besonders lockere Bodenstrukturen trifft. Dann bahnt sich das Gemisch einen eigenen Weg. Kommt es zum Austritt der Flüssigkeit, so spricht man von Ausblasen.

Dienstagmorgen war der Tunnel mit einem Rohr abgedichtet worden, so dass kein Bentonit mehr austreten konnte. Das eingesetzte Tonmineral sei, darauf weist Mathias Fischer ausdrücklich hin, für die landwirtschaftliche Nutzung als ökologisch unbedenklich zertifiziert und komme auch in Schutzgebieten beim Brunnenbohren zum Einsatz.

Nunmehr liegen detaillierte Ergebnisse der Laboruntersuchungen des verunreinigten Oste-Wassers vor. Demnach ergeben sich keine Anzeichen dafür, dass wassergefährdende Stoffe eingetragen wurden. Laut Kreisverwaltung sind Kohlenstoff-, Phosphor- und Stickstoffuntersuchungen unauffällig.

Bleigehalt liegt unter jedem Grenz-, Prüf- und Vorsorgewert

Auch das von TenneT eingesetzte Bentonit hat der Kreis untersucht. Die Trockenmasse enthält laut Kreis-Sprecherin Christine Huchzermeier „sehr geringe Mengen Blei. Dieser Wert ist als vernachlässigbar einzustufen und liegt weit unter jedem Grenz-, Prüf- und Vorsorgewert. Als Suspension, also gemischt mit einer Flüssigkeit, sind die Gehalte als noch unkritischer einzustufen.“

Ob es infolge des Ausbläsers beim Einpressen des Bentonits in das Bohrloch zu einem Druckabfall gekommen ist, wird laut Huchzermeier noch geprüft. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der Masseverlust beim Pumpen ausgeglichen wurde. Damit ließe sich erklären, dass den Arbeitern am Bohrloch keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen sind, obgleich zwischen 100 und 300 Kilogramm Bentonit entwichen sind.

Was bleibt, ist die Trübung des Oste-Wassers und der Eintrag von Sink-, Schweb- und Schwimmstoffen. „Somit bestätigt sich der Verdacht einer rein physikalischen Gewässerverunreinigung“, teilt der Landkreis mit. Die Bundesnetzagentur stimme sich mit TenneT und dem Kreis ab, wie die Bohrung schadlos fortgesetzt werden kann. Im Anschluss daran hebt der Kreis den Baustopp auf.

Ungeachtet dessen fürchtet der Anglerverband um Jungfische und Fischbrut in der Oste. Anlass zu Befürchtungen geben die Bentonit-Ablagerungen auf Fischkörpern und Laichgrund.

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