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Nachruf

T„Wird nie wieder einen wie ihn geben“: Fußballszene trauert um Michael Koch

Michael Koch ist am 30. Juni gestorben.

Michael Koch ist am 30. Juni gestorben. Foto: Berlin

An dieser Stelle sollte eigentlich das Porträt über einen über die Maßen ehrenamtlich engagierten Menschen stehen. Dass es ein Nachruf wird, erschüttert die Fußballszene.

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Von Daniel Berlin
Mittwoch, 02.07.2025, 17:50 Uhr

Buxtehude. Ein Tag im Mai: Michael Koch kredenzt in seiner Wohnung in Buxtehude Kaffee und Kuchen. Nach dem Gespräch mit dem TAGEBLATT soll ein Porträt über ihn entstehen. Die Geschichte über einen Fußballfunktionär mit Leib und Seele, mit Ecken und Kanten.

Bis zu seinem Tod arbeitete Michael Koch ehrenamtlich und akribisch für die Amateurfußballer und -fußballerinnen in der Region. Koch war stellvertretender Kreisvorsitzender des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) Kreis Stade, Spielausschussvorsitzender und Ehrenamtsbeauftragter.

Koch ließ sich für das Porträt breitschlagen. Er will eigentlich nicht im Mittelpunkt stehen. So war er eben gestrickt. Er sagte, das sollte normal sein für Funktionäre. Die, die auf dem Platz kicken, verdienen die Lorbeeren. Die, die den Fußballern das Kicken ermöglichen. Nicht er. „Ich bin ein Dienstleister der Vereine“, sagte Koch. Es war sein Credo.

Koch zeigt den Ehrenamtlichen Wertschätzung

Die drei Posten füllten den ehemaligen Mitarbeiter einer Justizvollzugsanstalt aus. Als stellvertretender Kreisvorsitzender hinter Helmut Willuhn agierte Koch als stellvertretender Repräsentant. Als Spielausschussvorsitzender war er „Malocher“ (Koch), als Ehrenamtsbeauftragter konnte er sich austoben. Jedes Jahr zeichneten Koch und der NFV ein Dutzend Menschen aus. Bevorzugt nahm er Menschen, „die keiner auf dem Radar hat“, aber Menschen, die den Verein mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit zusammenhalten.

„Wir verlieren einen tollen Funktionär, einen fantastischen Menschen“, sagt Helmut Willuhn. Koch sei ein Mann der klaren Ansagen gewesen, einer, der die Basis nicht vergessen habe. Er werde ein riesiges Loch reißen.

„Es wird nie wieder einen wie ihn geben“, sagt Willuhn. Er selbst zeichnete Michael Koch vor gut einem Jahr mit der Goldenen Ehrennadel des NFV aus. Viel mehr geht nicht. Die Menschen im Saal erhoben sich und applaudierten dem gerührten Michael Koch.

Als junger Funktionär krempelt er ganze Ligen um

Mehr als drei Jahrzehnte engagierte sich Koch in der Fußballszene. Sein Heimatverein ist der TSV Eintracht Immenbeck. Als 32-Jähriger strukturierte er bei der Ü40 sofort ganze Ligen um. Seine erste Amtshandlung galt eher als Handstreich, der nicht überall gut ankam. Ein paar Jahre später klopften ihm die Kritiker von einst auf die Schulter.

Koch wollte damals ein Zeichen setzen, die Ligen nicht geografisch, sondern nach Qualität aufstellen. Er erzählte, er habe bei einem Spiel erlebt, dass für den Schützen des zehnten Tores lautstark eine Flasche Bacardi ausgelobt wurde. Er fand das respektlos gegenüber dem Gegner.

Koch setzt auf die Basisdemokratie

Später holte sich Koch vor jeder weitreichenden Entscheidung die Meinung der Vereinsvertreter ein. Die der Obleute, der Trainer, der Teams. Koch wollte eine Zweidrittelmehrheit. Er wollte Basisdemokratie. Er konnte hart sein. Er musste sich an die Gesetze halten, an Statuten, Ausschreibungen. Manchmal reizte er sie aus. „Ich behaupte, ein beliebter Funktionär zu sein, der sich auch mal unbeliebt macht. Ich bin berechenbar“, sagte Koch.

Michael Koch hat vor einigen Wochen erzählt, dass er die ganze Arbeit macht, weil er als Fußballer einst selbst von solchen Leuten profitiert hat. Außerdem gebe es immer mehr Egoisten in der Welt, die nur forderten. „Der Mensch braucht eine Aufgabe. Fußball ist mein Hobby.“ Sein Leben.

Michael Koch ist am 30. Juni im Alter von 64 Jahren völlig überraschend gestorben.

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