T„Gurt anlegen!“ – Jeder dritte Verkehrstote im Kreis Stade war nicht angeschnallt

Landrat Kai Seefried appelliert an Autofahrer, elementare Sicherheitsregeln wie das Anlegen der Sicherheitsgurte einzuhalten. Foto: cfarnsworth/Pixabay Foto: cfarnsworth/Pixabay
Anlässlich des Verkehrssicherheitstages beklagt Landrat Kai Seefried die steigende Zahl der tödlichen Unfälle im Landkreis Stade. Mehr als ein Drittel der bei Verkehrsunfällen verstorbenen Menschen hätte eine elementare Sicherheitsregel nicht beachtet.
Landkreis.
Verkehrssicherheit: Stader Landrat beklagt Zahl der tödlichen Unfälle
Landrat Kai Seefried appelliert an Autofahrerinnen und Autofahrer, elementare Sicherheitsregeln wie das Anlegen der Sicherheitsgurte einzuhalten. Mehr als ein Drittel der Todesfälle im Straßenverkehr sind 2023 im Landkreis Stade darauf zurückzuführen gewesen, dass Autoinsassen nicht angeschnallt waren.
Erstmals seit langem sei die Zahl der Todesopfer auf den hiesigen Straßen 2023 wieder gestiegen, so der Landrat am Rande des vom Landkreis Stade veranstalteten Verkehrssicherheitstages in Drochtersen. Die Polizei Stade, Ehrenamtliche von drei Verkehrswachten sowie die Motorradstaffel der Polizei Hamburg informierten gemeinsam mit dem Kreis Stade über Sicherheit im Straßenverkehr.

Landrat Kai Seefried (3. v. li.) dankte den Beteiligten am Verkehrssicherheitstag und den Veranstaltern des Drochterser Blütenfestes. Foto: Christian C. Schmidt
Seefried weist Kritik an Radarkontrollen zurück
„Von den 17 Verkehrstoten im vergangenen waren sechs nicht angeschnallt“, so Seefried.
Der Landrat wies den Vorwurf zurück, Geschwindigkeitsmessungen würden von der Straßenverkehrsbehörde vor allem wegen der Einnahmen und nicht primär zum Schutz der Verkehrsteilnehmer erfolgen. „Uns erreicht keine Kritik von außen, dass wir zu häufig blitzen, sondern vor allem kommen Anregungen, an welchen Straßen wir stärker mit Radargeräten präsent sein sollten.“
650 Autos im Kreis Stade kontrolliert: Verstöße schockieren die Polizei
Im März dieses Jahres hatte die Stader Polizei im Rahmen einer länderübergreifenden Aktion rund 650 Autos kontrolliert.
Von den Kontrollierten waren 172 Erwachsene nicht vorschriftsgemäß angeschnallt oder gesichert, teilt die Polizei mit. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen nicht angeschnallt waren. Da waren wir überrascht“, sagte der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Rainer Bohmbach.
Zudem seien 18 Kinder nicht richtig gesichert gewesen. „Das ist noch verantwortungsloser“, so Bohmbach.
Auch auf kurzen Strecken Kinder im Auto richtig sichern
Och, ist doch nicht weit mit dem Auto zum Supermarkt oder zum Schwimmbad. Da kann man ja mal eben auf den erforderlichen Kindersitz verzichten, anschnallen reicht doch?
Falsch. Immer wenn Kinder im Auto mitfahren, müssen sie korrekt gesichert sein, natürlich auch auf vermeintlich kurzen Strecken, so die Expertenorganisation Dekra. Denn bei einer Kollision mit Tempo 50 treten Kräfte auf wie bei einem Sturz aus der vierten Etage.

So geht's richtig - und sogar der Kuschelaffe wurde ordnungsgemäß angeschnallt. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Auch das Anlegen eines normalen Sicherheitsgurtes allein stellt laut Dekra keine Alternative zum Kindersitz dar. Er sei für größere Personen ausgelegt. Kinder könnte er schon bei starken Bremsmanövern und erst recht bei einem Unfall schwer verletzen, etwa indem er am Hals einschneide und den Druck ungünstig verteile. So dürfen laut Straßenverkehrsordnung Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr oder bis zu einer Größe von 1,50 Meter nur mit Kindersitz im Auto mitfahren.
Ohne erforderlichen Kindersitz drohen auch Bußgelder
Daher sollten sich alle mit der Bedienung des Kindersitzes genau vertraut machen, damit die Handgriffe richtig sitzen. Und stets vor jedem Fahrtbeginn prüfen, dass der Sitz wirklich richtig montiert und das Kind korrekt angeschnallt ist.
Das gilt aber nicht nur für Eltern, sondern für alle, die auch nur gelegentlich den Nachwuchs mitnehmen wie etwa Großeltern, Freunde, Verwandte oder andere Eltern als Schultaxi.
Wer Kinder falsch oder gar nicht im Auto sichert, agiert nicht nur gefährlich, sondern muss zudem mit Bußgeldern und Punkteintragungen rechnen. Für alle, die einen neuen Kindersitz kaufen wollen, hält Dekra online eine Checkliste parat.
Innenministerin Behrens legt Verkehrsunfallstatistik vor
In der Coronapandemie sank die Zahl der Toten im niedersächsischen Straßenverkehr, danach stieg sie leicht. Wie war die Entwicklung 2023, wie viele Menschen wurden verletzt? Für das vergangene Jahr stellt die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Montag (10 Uhr) in Hannover die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik vor. 2022 starben in Niedersachsen 370 Menschen, das waren 18 mehr als ein Jahr zuvor. Damit wies die Zahl der Verkehrstoten wie 2020 den zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren aus. 2015 kamen beispielsweise noch 457 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Am Montag stellt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens die Verkehrsunfallstatistik 2023 vor. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Insgesamt kam es nach früheren Angaben des Ministeriums 2022 zu knapp 200 000 Verkehrsunfällen in dem Bundesland - somit mehr als 500 pro Tag. 2021 wurden noch knapp 8000 Unfälle weniger erfasst. (set/dpa/lw)