THandwerksbetriebe: Das sind die Gewinner und Verlierer in der Region

Junge Menschen werden im Handwerk gesucht. Foto: Merle Busch
„Dramatisch schlecht“ – mit diesen Worten schlug Wirtschaftsminister Robert Habeck mit Blick auf die Konjunkturprognose zu Beginn des Jahres Alarm. Jetzt liefern die Betriebe zwischen Elbe und Weser weitere Antworten. So ist die Stimmung im Handwerk.
Stade. Die Konjunkturentwicklung im Handwerk hat sich im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten die Handwerksbetriebe etwas schlechter, die Zukunftserwartungen sind jedoch leicht positiv. Das ergab die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
Beide Bewertungen gehen zu gleichen Teilen in den Geschäftsklimaindex ein, den die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade aus den Antworten von 527 Betrieben der diesjährigen Frühjahrskonjunkturumfrage ermittelt hat.
„Wie im Vorjahr erreicht der Geschäftsklimaindex im gesamten Kammerbezirk 113 Punkte. Für eine deutliche Belebung fehlen noch immer die Wachstumsimpulse“, sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.
Gut 80 Prozent mit Lage zumindest zufrieden
Aktuell bezeichnen 44 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, weitere 38 Prozent als zufriedenstellend. Mit einem Anstieg von 15 Prozent im Vorjahr auf jetzt 18 Prozent bewerten etwas mehr Betriebe die wirtschaftliche Lage inzwischen als schlecht. Bei den Zukunftserwartungen herrscht hingegen vorsichtiger Optimismus.
Obwohl 21 Prozent eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage erwarten, gehen immerhin 23 Prozent von einer Verbesserung in den kommenden Monaten aus. 56 Prozent erwarten keine nennenswerten Veränderungen.
Umsatzrückgänge meldeten 36 Prozent der befragten Betriebe. Lediglich 18 Prozent konnten ihren Umsatz im ersten Quartal steigern. Auch der Auftragsbestand verringerte sich bei 40 Prozent der Betriebe. Diese Entwicklung blieb nicht ohne Folgen für den Arbeitsmarkt.
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Fast jeder vierte Betrieb reduziert Jobs
Während 14 Prozent einen Beschäftigungszuwachs meldeten, mussten 23 Prozent der Betriebe die Zahl der Mitarbeitenden reduzieren. Jeweils rund ein Drittel der Betriebe hat außerdem seine Investitionen zurückgefahren oder plant dies für die nahe Zukunft. „Gerade für die kleinen und mittleren Betriebe hätte die Anhebung der Grenze für die Sofortabschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter Investitionen erleichtert. Stattdessen wurde diese Maßnahme aus dem Wachstumschancengesetz wieder gestrichen“, kritisiert Sudmeyer.
Positiv bewertet der Hauptgeschäftsführer hingegen die im Gesetz verabschiedeten verbesserten Abschreibungsbedingungen im Wohnungsbau. Wie dringend in diesem Bereich Impulse sind, zeigen die aktuellen Umfrageergebnisse.
Bauhandwerk ist das Sorgenkind
„Wir hatten schon im vergangenen Jahr davor gewarnt, dass die Ausbaubetriebe den Einbruch am Bau mit etwas Verzögerung zu spüren bekommen werden“, sagt Sudmeyer. Tatsächlich ist der Geschäftsklimaindex im Ausbauhandwerk im ersten Quartal 2024 nun um neun Punkte auf 114 Punkte zurückgegangen. Im Bauhauptgewerbe geht der Klimaindex ebenfalls nochmals um zwei Punkte zurück und erreicht nur noch 102 Punkte.
In den anderen Handwerksgruppen hat sich die Stimmung verbessert, am deutlichsten im Kraftfahrzeughandwerk, das mit einem Plus von 24 auf 135 Punkte den höchsten Wert beim Geschäftsklimaindex erreicht. Ebenfalls eine Aufhellung gibt es in den persönlichen Dienstleistungshandwerken.
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Darunter fallen zum Beispiel Friseure, Kosmetiker und Fotografen, wo der Geschäftsklimaindex um 22 auf 122 Punkte anzieht, in den Nahrungsmittelhandwerken (plus 12 auf 118 Punkte) und in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, die oft als Zulieferer für die Industrie tätig sind (plus 7 auf 114 Punkte).
Im Gesundheitshandwerk gibt es einen Rückgang des Geschäftsklimaindex um 30 auf 94 Punkte, für ein wirklich valides Ergebnis ist die Datenbasis in dieser Gruppe allerdings zu gering.
In der Region Stade mit den Landkreisen Osterholz, Cuxhaven, Rotenburg, Verden und Stade beurteilen 48 Prozent der Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2024 als gut, weitere 36 Prozent als befriedigend.
Für die kommenden Monate erwarten 24 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 55 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 21 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex, so die Handwerkskammer in ihrer Auswertung, liegt mit aktuell 117 Punkten um einen Punkt über dem Vorjahreswert von 116 Punkten.
Zukunftstag bietet Einblicke ins Handwerk
Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade bietet am Zukunftstag, 25. April, Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 9 Einblicke in Berufe. So gibt es auch im Technologiezentrum Stade-Ottenbeck von 9 bis 13 Uhr eine Rallye durch die Werkstätten, um handwerkliche Tätigkeiten auszuprobieren. Hierfür sind noch Plätze frei. Zudem laden viele Arbeitgeber zu Aktionen ein: Anmeldung bei Ute Wehling, 0531/ 1201-211, nachwuchs@hwk-bls.de.