THarsefelder Straße: Leben mit der Dauerbaustelle und rücksichtlosen Autofahrern

Zwischen Sachsenstraße und der Straße Beim Exerzierplatz, wo es zum Schwimmbad Solemio geht, erstreckt sich aktuell die Baustelle. Foto: Richter
Von der Stadtmitte bis nach Riensförde radeln: Das soll nach dem Ausbau des Radweges in vier Jahren möglich sein. Verkehrspolitisch eine wichtige Maßnahme - für die Anwohner aber nur schwer auszuhalten.
Stade. Stadtauswärts läuft der Verkehr zäh, stadteinwärts gar nicht mehr: Entlang der Baustelle an der Harsefelder Straße ist nur eine Spur befahrbar - stadtauswärts. Wer von der B73 oder aus Harsefeld kommt und zum Freibad möchte, muss zurzeit weite Umwege in Kauf nehmen.
Jens Maurus wohnt in der Gräfin-Richardis-Straße, die in die Harsefelder Straße mündet. Um in seine Stammkneipe zu kommen, die Brauer Stube an der Ecke Harsefelder Straße/Brauerstraße, muss er seit Mai weit fahren: „2,3 Kilometer Umweg sind das mit dem Auto.“ Der Verkehr wird großräumig umgeleitet. Eine Karte dazu gibt es auf www.stadt-stade.info/harsefelderstrasse.
Auch die Müllabfuhr kann nicht so fahren, wie sonst. „Wir haben jetzt eine Sammelstelle bei der Kirche“, berichtet Jens Maurus. Die ist 100 Meter weit entfernt. Für seine älteren Nachbarn sei das schwierig, weshalb er die Tonnen für sie dorthin zieht.

Jens Maurus und Gastwirtin Barbara Hackl sitzen in der Brauer Stube direkt an der Baustelle. Foto: Richter
Die Baustelle wandert bald weiter Richtung Innenstadt
Zum Glück für ihn wandert die etwa 300 Meter lange Baustelle bald weiter: Ab 11. September, sollen nach derzeitigem Stand der Planung der Hansestadt Stade die Arbeiten im nächsten Bauabschnitt beginnen, also bei der Kreuzung am Exerzierplatz, wo es zum Solemio geht, in Richtung Thuner Straße. Dann ist der Weg zu seinem Lieblingslokal wieder frei.
Ein anderer Gast in der Brauer Stube ist Rollstuhlfahrer und kommt mit seinem Elektro-Scooter aus Riensförde. Seinen Namen will er lieber nicht nennen. Der Grund: „Ich habe einen inoffiziellen Weg gefunden, um hierher zu kommen, sonst ist es für mich zu weit.“
Das Parken in der Nähe ist auch schwierig geworden, sagt Gastwirtin Barbara Hackl. Damit die Busse durchkommen, wurde es in der Brauerstraße verboten. Sie selbst stört es vor allem, dass viele Autofahrer in der engen Spur neben der Baustelle wenig Rücksicht auf Radfahrer nehmen: „Ich bin dort gestern fast überfahren worden, es war schon mehrmals haarscharf.“
Straßenverkehr
T So kompliziert ist der Radwege-Bau in der Harsefelder Straße
Polizei erwischt viele beim Fahren in falscher Richtung
Es kommt auch vor, dass Autofahrer die halbseitige Sperrung ignorieren und einfach trotzdem stadteinwärts fahren. Die Polizei hat dabei allerdings schon etliche erwischt. Das Befahren trotz Verbotsschilds kostet 50 Euro. Parken wird mit 55 Euro geahndet, bei Behinderung wird es noch teurer, teilt die Polizei mit. Weitere Kontrollen seien geplant.
„Wir wissen sehr genau, dass wir den Menschen in Stade mit den Bauarbeiten in den kommenden Jahren viel abverlangen“, hatte Stades Bürgermeister Sönke Hartlef schon vor Beginn des Bauprojekts gesagt. Gastwirtin Barbara Hackl nimmt die Sache gelassen: „Unsere Kunden finden immer noch hierher. Und wenn nicht, holen wir sie ab.“
Stades Verkehrspolitik der Zukunft: Fußgänger und Radler im Fokus
Die Radwegeverbindung vom Stadtzentrum zum Bildungscampus Riensförde entlang der Harsefelder Straße ist ein wichtiger Schulweg. Sie ist auch eine der großen Tangenten, die in Zukunft Radfahrer sternenförmig in die Stader City leiten sollen und zentraler Bestandteil der neuen Verkehrspolitik der Stadt: Anstelle des jahrzehntelang bevorzugten Autos sollen öffentliche Verkehrsmittel sowie Radler und Fußgänger vermehrt im Fokus stehen.
Gebuddelt wird dafür an der Harsefelder Straße noch bis ins Jahr 2028. In Riensförde, zwischen den Kreisverkehren zum Bildungscampus und zum Stadtweg, sollen die Arbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Gleise wurden nahe des Bildungscampus in diesem Zuge bereits erneuert.
Autofahrer sollen stadteinwärts weiträumige Umleitungen nutzen
Zurzeit sind Fußgänger und Radfahrer gebeten, zur Sachsenstraße über die Gräfin-Richardis-Straße, Udonenstraße, Sachsenstraße und Timm-Kröger-Straße zu fahren. Die betroffenen Anwohner werden von der Stadtverwaltung auch direkt über den aktuellen Stand informiert. Autofahrer sollten stadteinwärts weiträumige Umleitungen nutzen: von der B73 über die Buxtehuder Straße (L111), die Altländer Straße und Innenstadt (U3) oder von der B73 über die Bremervörder Straße und Innenstadt.
*Der Planungsstand der Bauarbeiten wurde zwischenzeitlich vom 9. Spetember auf den 11. September aktualisiert. Die endgültige Zeitplanung für die nächsten Schritte legt die Hansestadt Stade gerade fest und wird sie kommende Woche bekannt geben.