THunderte Notrufe: Darum hielt sich das Gewitter so lange

Nach dem Starkregen standen die Straßen in der Samtgemeinde Zeven teilweise unter Wasser. Feuerwehrleute pumpten das Wasser ab. Foto: Feuerwehr
Die B73 überspült, vollgelaufene Keller: Im Nordwesten fielen teils rekordverdächtige Regenmengen. Es war ein ungewöhnliches Gewitter.
Am Mittwochabend zog ein heftiges Gewitter über den Nordwesten, das regional bis in die frühen Morgenstunden des Donnerstags anhielt. Das Gewitter, das nicht nur durch seine kräftigen Blitze und den unaufhörlichen Donner auffiel, beeindruckte aber vor allem durch massive Regenmengen.
Schnell stießen Kanalisationen und Keller an ihre Grenzen und die Straßen wurden überflutet. In Bremerhaven und dem nördlichen Kreis Cuxhaven sei das Fahren teilweise nur noch in der Straßenmitte möglich gewesen, berichteten Autofahrer. Andere hielten auf der B73 am Straßenrand, um die heftigen Regenschauer abzuwarten.
Augenzeugen berichten, dass die Sichtweite teilweise auf unter 20 Meter sank. Auch in den sozialen Medien kursieren zahlreiche Videos und Bilder, die die enormen Wassermassen auf den Straßen und die Folgen des Starkregens zeigen.
Fast 60 Liter Regen pro Quadratmeter
Meteorologin Annika Brieber aus dem Klimahaus Bremerhaven erläutert die außergewöhnliche Wetterlage und zeigt sich selbst beeindruckt. „Was den Niederschlag angeht, war das Gewitter tatsächlich ziemlich heftig“, so Brieber. Mit fast 60 Litern Regen pro Quadratmeter verzeichnete etwa Cuxhaven am Mittwoch die dritthöchste Tagesniederschlagsmenge, die jemals in der Stadt gemessen wurde. „Das ist normalerweise eigentlich das, was in einem Monat herunterkommt“, fügt sie hinzu.
Die Niederschlagsmenge eines Tages wird immer ab 6 Uhr morgens über 24 Stunden gemessen. Obwohl der Rekordwert für Cuxhaven nicht geknackt wurde, markiert diese Menge dennoch ein außergewöhnliches Wetterereignis.
Ein langsamer Gewitterkomplex
Das Gewitter, das in den späten Abendstunden vom Süden her über Cuxhaven unterscheidete sich klar von typischen Sommergewittern. „Das Besondere ist, dass es nicht nur eine Gewitterzelle war, die kam und sich dann relativ schnell wieder auflöste, sondern es war ein Komplex von vielen Gewitterzellen“, erklärt Brieber.
Dieser Komplex bewegte sich langsam von Süden nach Norden und verharrte dadurch auch einige Zeit über Cuxhaven. Über Bremen sei das Gewitter noch eher weniger heftig gewesen, beschreibt die Meteorologin, habe sich dann aber nördlich von Bremen „noch einmal richtig aufgebaut“ und sei dann deutlich größer geworden.
Starkregen
Unfälle und Schäden nach Unwetter
„Es waberte eher herum und zog gar nicht so richtig weg“, beschreibt Brieber das ungewöhnliche Verhalten des Gewitters. Gewöhnlicher seien kleine, lokale Gewitterzellen, die plötzlich auf der Karte erscheinen, aber ebenso schnell wieder verschwinden. „Oder eine Gewitterfront, die recht schnell von Westen nach Osten durchzieht, hinter der dann aber auch wieder Schluss ist“, weiß die Klimahaus-Mitarbeiterin.
Trotz zwischenzeitlicher Regenpausen hörten Blitz und Donner die ganze Nacht über nicht auf. Erst zwischen drei und vier Uhr morgens zog das Gewitter schließlich vollständig ab und die Wetterlage beruhigte sich.

Auch in Otterndorf kündigte sich der Starkregen mit grauen Wolken an. Foto: Lütt Foto: Lütt
Starkregen: Über 100 Notrufe in Cuxhaven
Frank Switala, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr Cuxhaven und Einsatzleiter für das Stadtgebiet, erklärte, dass insgesamt 96 Notrufe eingingen. „Wir haben daraus 56 Einsätze generiert, die wir bis etwa 23 Uhr abgearbeitet haben“, so Switala.
Zu den Einsätzen gehörten vor allem vollgelaufene Keller, umgestürzte Äste auf Straßen und Gullydeckel, die aufgrund des Wasserdrucks aus ihren Verankerungen auf die Straßen gedrückt wurden. Personenschäden wurden erfreulicherweise keine gemeldet.
Auch am Mittwochabend konnten Anwohner Sirenen hören. Switala erklärt, dass diese aktiviert werden, wenn die Freiwilligen Feuerwehren im Außenbereich mobilisiert werden - insbesondere dann, wenn die betroffenen Einsatzkräfte keine digitalen Meldeempfänger besitzen.
Zehn Einsätze durch Starkregen in Zeven
In der Samtgemeinde Zeven im Kreis Rotenburg sorgte der Starkregen mit knapp 40 Litern Wasser pro Quadratmeter für zahlreiche Feuerwehreinsätze.

Das Wasser dringt in der Samtgemeinde Zeven aus dem Gully. Foto: Feuerwehr
Allein im Zevener Stadtgebiet wurden durch die Freiwillige Feuerwehr Zeven acht Einsatzstellen angefahren. Durch die enormen Wassermassen konnten die Entwässerungsleitungen nicht schnell genug für das Abfließen des Regenwassers sorgen. So kam es zu voll gelaufenen Kellern und kleinen Seen auf den Straßen. „In Zeven war die Feuerwehr zeitweise mit sechs Einsatzfahrzeugen im Stadtgebiet unterwegs, um den Bürgerinnen und Bürgern zu helfen“, sagt Christian Müller, Sprecher der Zevener Samtgemeindefeuerwehr. Die Einsatzkräfte öffneten Abwasserschächte, um das Abfließen zu beschleunigen, pumpten Keller aus oder unterstützen beim Entwässern von Kellerräumen. Da die Pegel ähnlich schnell wieder fielen, wie sie auch gestiegen waren, mussten die rund 25 Einsatzkräfte nur stellenweise tätig werden.
Zwei weitere Einsätze hatte die Freiwillige Feuerwehr Elsdorf zu bewältigen. Auch hier waren die Ablaufschächte der Kanalisation mit den Wassermassen überfordert und es kam an zwei Stellen im Ort zu erheblichen Überschwemmungen. Durch das Öffnen der Gullydeckel und das Ableiten des Regenwassers in angrenzende Entwässerungsgraben konnte auch in Elsdorf schnell wieder Entwarnung gegeben. (lk/set)

Nach dem Starkregen standen die Straßen in der Samtgemeinde Zeven teilweise unter Wasser. Feuerwehrleute pumpten das Wasser ab. Foto: Feuerwehr