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Post am Pranger

THelgoland bangt um Weihnachtspakete – 1650 Sendungen im Hafen

Am Donnerstag sind die nächsten Seesäcke mit Post auf Helgoland angekommen: Die Schiffsbesatzung sorgt dafür, dass die Fracht mit dem Bordkran vorsichtig in die Postwagen gesetzt wird.

Am Donnerstag sind die nächsten Seesäcke mit Post auf Helgoland angekommen: Die Schiffsbesatzung sorgt dafür, dass die Fracht mit dem Bordkran vorsichtig in die Postwagen gesetzt wird. Foto: Bebber

Die Deutsche Post nennt schlechtes Wetter und Fährausfälle als Gründe für die Verzögerungen. Mitarbeiter der Reederei Cassen Eils wundern sich, denn ihr Schiff hat noch viel Platz.

Von Tim Larschow und Tamina Francke Samstag, 21.12.2024, 05:50 Uhr

Helgoland. Ein technischer Defekt, Zeitdruck und schlechtes Wetter sorgten bereits dafür, dass die traditionelle Weihnachtsbaumlieferung nach Helgoland auf der Kippe stand.

Bei der Weihnachtspost seien laut der Deutschen Post das schlechte Wetter und Fährausfälle Grund für die Verzögerungen bei der Zustellung - aber das ist nur die halbe Wahrheit.

In der Regel erreicht die „Helgoland“ gegen Mittag die Insel. Neben den Tagesgästen und Urlaubern sind auch die Post- und Paketsendungen für die Inselbewohner an Bord, sicher verstaut in gelben Seesäcken und großen orangefarbenen XXL-Behältern. Gut zugänglich und für den Bordkran erreichbar stehen sie auf Paletten im Laderaum am Bug der „Helgoland“. Doch wenn das Schiff wetterbedingt nicht fahren kann, wie zu Beginn der Woche, kann auch keine Post auf die Insel.

„An den Schiffskapazitäten liegt es definitiv nicht“

„Tatsächlich konnten wir einen Teil der vorgefertigten Transportbehälter aufgrund der witterungsbedingten Fährausfälle nicht nach Helgoland liefern. Aktuell handelt es sich um rund 1650 Sendungen für die Insel, die nun sukzessive abgearbeitet und zugestellt werden“, erklärte Maike Wintjen, eine Sprecherin der Deutschen Post auf Nachfrage am Mittwoch.

„Aufgrund der Schiffskapazitäten wird die Lieferung voraussichtlich noch einige Tage in Anspruch nehmen. Wir bedauern, dass es hier zu Verzögerungen gekommen ist und hoffen auf das Verständnis unserer Kunden, die die Situation vor Ort sicher gut einschätzen können“, sagte die Post-Sprecherin.

Fragt man jedoch bei der Reederei Cassen Eils nach, stellt sich die Situation etwas anders dar. Kapitän der Helgoland Ewald Bebber betont: „Es ist richtig und logisch, dass wenn wir nicht fahren können, auch keine Post auf die Insel kommt, aber an unseren Kapazitäten liegt es definitiv nicht, dass die Post eventuell nicht rechtzeitig auf der Insel ankommt.“

Zusätzliche Container könnten eingesetzt werden

Die Reederei habe der Post bereits angeboten, zusätzliche Container einzusetzen, um das derzeit besonders hohe Postaufkommen zu bewältigen. Dieses Angebot wurde von der Post zunächst nicht in Anspruch genommen. In den vergangenen Tagen konnte sogar beobachtet werden, dass nur ein Lkw der Post vor dem Schiff stand und lediglich fünf Seesäcke angeliefert wurden.

„Am Donnerstag waren es zwei Post-Lkw, und wir hatten dennoch weitere Kapazitäten für bis zu drei Container“, sagt Bebber und fügt hinzu: „Es ist zwar nicht der klassische Weg, die Post in Containern zu transportieren, aber in so einem Fall kann man auch mal improvisieren.“

Die Deutsche Post soll der Reederei mittlerweile mitgeteilt haben, bei der nächsten Fahrt zusätzlich zu den Seesäcken zwei 10-Fuß-Container mit Paketen für die Insel beladen zu wollen. Kapitän Bebber kündigte an, dass man seitens der Reederei alles tun wolle, damit die Pakete rechtzeitig zum Fest auf der Insel ankommen.

Im Jahresdurchschnitt werden pro Tag innerhalb Deutschlands rund 6,3 Millionen Pakete bearbeitet, berichtet die Post. Auch im Dezember rechnet das Unternehmen - ähnlich wie im Vorjahr - an einzelnen Tagen mit über elf Millionen Paketen. „In der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember hatten wir mehr als 12 Millionen Pakete in unserem bundesweiten Logistiknetz“, berichtet Wintjen.

Tannenbäume: Karl Meyer Gruppe hilft aus

Zuvor hatten technische Probleme die alljährliche Weihnachtsbaum-Lieferung auf die Insel gefährdet. Der ursprünglich geplante Frachter für den Tannenbaum-Transport fiel wegen eines Defekts aus.

„Wir mussten improvisieren und haben die Bäume kurzerhand von Wischhafen per Lkw nach Cuxhaven gebracht“, erklärt Lars Koch, Pressesprecher der Karl Meyer Gruppe. „Dort wurden sie verladen und werden am Mittwoch mit dem Versorgungsschiff, der MS ‚Helgoland’, zur Insel transportiert.“ Das Schiff sollte vor den Feiertagen ohnehin zweimal fahren, um die benötigten Güter auf die Insel zu bringen. Da zwei volle Ladungen nicht notwendig waren, fand sich glücklicherweise noch genügend Platz für die über 100 bestellten Tannenbäume.

„Schon leichte Schweißperlen auf der Stirn“

Für Rudolf Antony, der seit Jahren dafür sorgt, dass die Bäume ihren Weg auf die Hochseeinsel und in die Wohnzimmer der Insulaner finden, war die Situation alles andere als einfach. „Ich hatte schon leichte Schweißperlen auf der Stirn“, gesteht der Händler. „Wären die Bäume tatsächlich erst verspätet angekommen, hätte das übel ausgehen können, weil das Wetter dann schlechter aussieht.“

Dank der schnellen und effizienten Koordination der Karl Meyer Gruppe werden die Tannenbäume nun bereits am Mittwoch erwartet - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. „Es ist großartig, dass so unkompliziert eine Lösung gefunden wurde“, lobt Antony.

Eine unverzichtbare Verbindung zur Insel

Der Grundstein für die Verbindung zwischen Helgoland und dem Festland wurde bereits 1978 gelegt, als Firmengründer Karl Meyer sein erstes Schiff erwarb. Damals entwickelte er ein innovatives Entsorgungskonzept für die Hochseeinsel und benötigte ein Schiff, um Abfälle abzutransportieren.

Heute sind die Schiffe der Meyer-Flotte für die Versorgung Helgolands unverzichtbar. Sie pendeln regelmäßig zwischen der Insel und dem Festland und bringen alles, was die Bewohner benötigen - von Lebensmitteln und Baumaterialien bis hin zu den traditionellen Weihnachtsbäumen.

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