TSchwangere sollen nach Stade reisen – So reagiert das Elbe Klinikum

Die Pädiatrie in der Helios-Klinik wird erneut geschlossen. Foto: David Farcas/Archiv
Weil das Personal fehlt, hat die Cuxhavener Helios-Klinik die Geburtshilfe vorübergehend geschlossen. Werdende Mütter müssen ausweichen.
Stade/Cuxhaven. Die Helios-Klinik in Cuxhaven zieht die Reißleine: Aufgrund „anhaltender personeller Engpässe im Fachärztebereich“ sind der Kreißsaal und die dazugehörige Station seit dem vergangenen Donnerstag bis Mittwoch, 19. März, 8 Uhr, sowie in der Zeit von Sonntag, 23. März, bis Mittwoch, 26. März, 8 Uhr, von der geburtshilflichen Versorgung abgemeldet. Gleiches gilt für die Pädiatrie, also die Kinder- und Jugendmedizin.
Nicht zum ersten Mal kommt es im Cuxhavener Krankenhaus zu einem Engpass: Bereits im Januar musste die Helios-Klinik die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin für mehrere Tage schließen.
So groß ist die Personalnot
Aktuell fehlen zwei Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin, um die Versorgung dauerhaft sicherstellen zu können. „Die langfristige Sicherstellung der Versorgungsqualität hat für uns oberste Priorität“, versichert Helios-Pressesprecherin Katharina Recht. Die temporären Schließungen werden sich laut Klinik-Sprecherin nur auf wenige Tage pro Monat beschränken.
Um die Versorgung weiter zu stabilisieren und kurzfristige Engpässe zu überbrücken, will Helios auch zukünftig Honorarärzte einsetzen. Zur langfristigen Sicherung der personellen Lage in der Pädiatrie habe die Klinik ein umfassendes Maßnahmenpaket entwickelt, erklärt Katharina Recht. „Dazu gehört eine aktive Rekrutierung über spezialisierte Agenturen, die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen, die Förderung der Weiterbildung in der Pädiatrie sowie die Ausbildung junger Nachwuchskräfte“, so die Pressesprecherin.
Gesundheit
Wie Rot-Grün den Ärztemangel stoppen will
Elbe Klinikum sieht sich gewappnet
In den umliegenden Kliniken sieht man sich für einen möglichen Zustrom Cuxhavener Patienten gewappnet. „Das Elbe Klinikum Stade ist sowohl in der Kinderklinik als auch in der Geburtshilfe vollumfänglich einsatzfähig und hat genügend Kapazitäten, um auch mit kurzfristig steigenden Patientenzahlen umgehen zu können“, sagt Daniel Hajduk, Sprecher der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude, auf Nachfrage.
Klinikensterben
T Elbe-Kliniken-Betriebsrat: Krankenhaus-Reform ist „brandgefährlich“
Im Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide gibt es derzeit zwar auch einige krankheitsbedingte Personalausfälle, aber „gemeinsam mit den weiteren Krankenhäusern in der Region stehen wir mit unserer Geburtshilfe und Pädiatrie zur Aufnahme von Patientinnen und Patienten aus Cuxhaven bereit“, sagt Pressesprecher Henning Meyer.
Auch das Geburtshaus Cuxhaven steht „abrufbereit“, um schwangere Frauen zu versorgen. „Aktuell bemerken wir den Engpass bei Helios aber noch nicht“, sagen die Hebammen Stefanie Keller und Dorothea Kruft, die das Geburtshaus vor zwei Jahren gegründet haben. Gesunde Schwangere mit zu erwartendem gesunden Kind könnten hier auch „notfallmäßig“ entbinden, so Stefanie Keller. Die Hebammen stehen mit der geburtshilflichen Abteilung der Helios-Klinik in einem engen Kontakt und wollen „die Attraktivität des Geburtsortes Cuxhaven erhalten.“
Was längere Wege für Schwangere bedeuten
Die zeitweilige Schließung der Geburtshilfe in der Helios-Klinik bedeutet, dass schwangere Frauen aus dem Bereich Cuxhaven erheblich längere Fahrten in Kauf nehmen müssen, um ihr Kind gebären zu können. Der Verein „Mother Hood“, der sich für sichere Geburten und die Rechte von Frauen und Familien einsetzt, sieht dies sehr kritisch. „Je länger der Anfahrtsweg unter Wehen ist, desto unangenehmer ist das für die Frau“, erklärt Katharina Desery, Vorstandsmitglied und Pressesprecherin bei „Mother Hood“. Eine lange Fahrt zur Klinik bedeute unnötigen Stress in einer Situation, in der sich Frauen auf die Geburt einstellen, freuen und loslassen sollten. „Durch so eine Stresssituation kann sich eine Geburt unnötig hinziehen. Es kann zum Beispiel zu einem Stopp der Wehen kommen“, so Katharina Desery.
Die Helios-Klinik betont, dass eine schwangere Frau, die es nicht mehr in eine andere Klinik schafft, in Cuxhaven natürlich nicht abgewiesen werde. Auch erkrankte oder verletzte Kinder und Jugendliche, die fußläufig in die Notaufnahme gelangen, werden erstversorgt. „Unsere interdisziplinäre Notaufnahme ist für alle Patientinnen und Patienten da“, so Katharina Recht.