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Stadeum

THerr Schröder in Stade: Bei diesem Lehrer wird Schule zur Lachnummer

Der „Frontal-Unterricht“ von Herrn Schröder vergeht ganz ohne „Schnarchmichtot“-Momente.

Der „Frontal-Unterricht“ von Herrn Schröder vergeht ganz ohne „Schnarchmichtot“-Momente. Foto: Weselmann

Im Stadeum mit Herrn Schröder ist Schule alles andere als langweilig. So war der neue „Unterrichtsstoff“ des Comedy-Stars - von den größten Lachern bis zum taktlosen Finale.

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Von Fenna Weselmann
Donnerstag, 30.10.2025, 19:20 Uhr

Stade. Premiere im Stadeum: Herr Schröder ist erstmals zu Gast in Stade und macht den Schulalltag - zur Freude des Publikums - zu einer einzigen Lachnummer. An dieser Stelle eine Kritik der anderen Art.

Rückkehr ins Klassenzimmer

Der Showmaster: Herr Schröder - mit Vornamen Johannes und bekannt als dienstältester Junglehrer und Mensch gewordener Overhead-Projektor - ist mit seiner neuen Doppelstunde „Der Rest ist Hausaufgabe“ zu Gast im Stadeum. In seinen Shows wirft der 51-jährige Comedian, Kabarettist, Autor und ehemalige Gymnasiallehrer einen heiteren Blick auf den Alltag an einer Schule aus Sicht eines Lehrers.

Bevor Herr Schröder vor sein Publikum tritt, werden heitere Häppchen von seinem Social-Media-Kanal auf der Leinwand serviert.

Bevor Herr Schröder vor sein Publikum tritt, werden heitere Häppchen von seinem Social-Media-Kanal auf der Leinwand serviert. Foto: Weselmann

Das Setting: Auf der Bühne sind typische Schul-Attribute versammelt: ein Stuhl mit beigefarbenem Polster im Lehrerzimmer-Look, ein Cordjackett mit Ellenbogenpatches auf dem Garderobenständer, drei Schülertische mit hoch gestellten Stühlen, dazu Duden, Diercke-Atlas und Aktenordner. Im Zentrum steht Schröders Markenzeichen: der Overhead-Projektor. Zum Einsatz kommt der „für niedersächsische Unterrichtsverhältnisse hochmoderne Lehr-Apparat“ zwar nicht, rückt aber auf andere Weise ins Bild.

Herr Schröder ist beliebt bei Lehrern

Der Auftakt: Bevor Herr Schröder ins Rampenlicht kommt, serviert der „Korrekturensohn“ heitere Häppchen von seinem Social-Media-Kanal auf der Leinwand. Zum Auftakt flimmert eine Filmsequenz, in der Schröder den Overhead-Projektor über Stock und Stein bis zum Schiefen Turm von Pisa rattert. Dann legt Herr Schröder einen lässigen Auftritt hin und läutet den Schulgong zu einem wahrhaft abendfüllenden Programm.

Vor der Kulisse typsciher Schul-Attribute ist Herr Schröder ständig in Bewegung und im Dialog mit dem Publikum.

Vor der Kulisse typsciher Schul-Attribute ist Herr Schröder ständig in Bewegung und im Dialog mit dem Publikum. Foto: Weselmann

Das Publikum: Selbstverständlich checkt der jubelnd empfangene Herr Schröder erst mal ab, wie viele Kollegen vor ihm sitzen. Ergebnis: Der Stadeum-Saal gleicht einem einzigen Lehrerzimmer, in das sich noch ein paar Schüler, Eltern und Lehrerkinder geschummelt haben. Es sind also jede Menge Opfer am Start, die der Comedian an diesem Abend immer wieder zur Zielscheibe seiner Gags machen wird. Schließlich ist klar: Schule strotzt von Verhaltensauffälligkeiten.

„9. Klasse ist wie Gassigehen mit einem Mops“

Die lustigsten Momente: Fächerübergreifend und bis hin zu den Schülern bezieht er das Publikum in seinen Galopp durch die Absurditäten des Lehreralltags ein. Wie er die Leute auf sympathische Weise vorzuführen versteht, bringt die lautesten Lacher. Nach zehn Minuten ist die Menge in Höchstform, und selbst die Opfer haben ihren Spaß.

Lehrerzimmer, Elternabend, Abschlussfahrt: Im Galopp geht es zu den Spielorten von Absurditäten des Lehrerdaseins.

Lehrerzimmer, Elternabend, Abschlussfahrt: Im Galopp geht es zu den Spielorten von Absurditäten des Lehrerdaseins. Foto: Weselmann

Schröder lobt, dass Pascal sich in die hochbegabte erste Reihe getraut hat und versucht, den Stader IGS-Lehrer für Bio, Informatik und Darstellendes Spiel zu einer Tanzeinlage zu bewegen. Bei Sportlehrer Jannik wirft er die Frage nach der Unterrichtsvorbereitung in den Raum, und Grundschullehrerin Cecilia und ihr „Cholerikum“ aus Oldendorf erfahren, warum er ihren Job nie machen könnte. 9. Klasse - das sei wie Gassi gehen mit einem Mops. „Aber Grundschüler sind wie eine Horde Schlittenhunde. Stehenbleiben ist Lava.“

Poetischer Sprachwitz und emotionale Pointen

Die Themen: Der Schulalltag bietet ein Füllhorn an Anknüpfungspunkten. Klassenkonferenz, Lehrerzimmer, Elternabend, Abschlussfahrt - eine Doppelstunde lässt sich leicht füllen. Deshalb dauert sein „Frontal-Unterricht“ im Stadeum auch weit länger als 90 Minuten - es sind am Ende drei Stunden - und vergeht ganz ohne „Schnarchmichtot“-Momente. „Der Zauber liegt im Unperfekten - deshalb fahre ich so gerne mit der Bahn“: So simple wie heitere Sprüche sind Garant für gute Laune.

Das Überraschende: Die Live-Show ist mehr als eine Aneinanderreihung der aus den Youtube-Shorts bekannten Humorsalven. Herr Schröder treibt seine Betrachtung gekonnt auf die Spitze, überspannt den Bogen bis zum Schenkelklopfer, nur um diesen mit poetischem Sprachwitz und feinsinnigen Wahrheiten in emotionale Pointen aufzulösen, die zielsicher ins Mark treffen.

Das Beste sind nicht die großen Brüller. Es ist der warmherzige Blick auf Erlebnisse wie die Abschlussfahrt mit Bus nach Barcelona oder herrlich überzeichnete Typen wie Kunstlehrerin Jutta als „wandelnder Hundertwasser“.

Bestnote für den Comedian

Der leise Lerneffekt: Herr Schröder zeigt, warum Schule als analoger Ort von Miteinander und Auseinandersetzung so wichtig ist. Und er bricht eine Lanze für den alles andere als langweiligen und „unschätzbar wertvollen“ Lehrerberuf.

Die taktlose Krönung: Das Finale macht ein „Gedicht in weiter Hose“ - so Schröders gelungene Metapher für Hip-Hop. Doch mit dem Rhythmus hapert‘s. „Ich habe den Rap noch nie so verkackt“, gesteht Schröder. Der Saal feiert ihn trotzdem, sodass er der Aufforderung zu „The Real Slam Schrödi“ auch noch nachkommt.

Das Zeugnis für Schröder: Bei der Beobachtungsgabe hat Herr Schröder die 1 sicher, in Storytelling und Präsenz verdient er besondere Anerkennung und bei den fetten Reimen muss er noch seine Hausaufgaben machen.

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