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Stromausbau

THier erreicht die Suedlink-Trasse den nächsten Meilenstein

NKT-Baustellenleiter Florian Thon steht in der Tür des Containers mit dem Namen Gernot. In dem Container werden die Muffenverbindungen hergestellt.

NKT-Baustellenleiter Florian Thon steht in der Tür des Containers mit dem Namen Gernot. In dem Container werden die Muffenverbindungen hergestellt. Foto: Kratzmann

Zehn Kilometer Suedlink-Kabel liegen im Graben: Jetzt sind die ersten beiden Kabelabschnitte im Kreis Rotenburg miteinander verbunden worden. Eine Premiere.

Von Thorsten Kratzmann Samstag, 22.02.2025, 13:15 Uhr

Zeven. Jeder macht seins. Das ist die erste Botschaft, die Florian Thon am Freitagvormittag loswerden möchte. Thon ist Baustellenleiter der Firma NKT. Der schwedische Kabelhersteller ist mit dem französischen Unternehmen Prysmian Garant dafür, dass ab 2028 Windstrom durch den Suedlink aus dem Norden in den Süden der Republik fließt.

Die NKT-Ingenieure sorgen gemeinsam mit ihren Kollegen von Prysmian vom Kabelzwischenlager in Zeven aus dafür, dass die Höchstspannungstrasse zwischen Farven und Lauenbrück fristgerecht fertig wird, dass die Arbeiten reibungslos vonstatten gehen, dass die Kabelgräben in den 22 Segmenten entsprechend der Planung ausgehoben werden, dafür, dass die bis zu 100 Tonnen schweren Trommeln mit 1,8 Kilometer Kabel rechtzeitig zu den Abspulstationen geliefert werden.

In den zu würfelartigen Gebäuden zusammengestellten Containern lässt der Übertragungsnetzbetreiber Tennet seine Auftragnehmer schalten und walten. Die NKT-Experten sitzen in einem Würfel, die Prysmian-Leute in dem daneben. Jeder macht seins. Das gilt auch auf den Baustellen. Zwei der Suedlink-Kabelstränge zieht NKT durchs Land, zwei legt Prysmian im Graben daneben.

Montagnacht lässt Thon in Zeven wieder Kabeltrommeln aufladen und zur Baustelle liefern. Jede der auf dem Zwischenlagerplatz an der Straße Zur Reege stehende Trommel ist einem bestimmten Trassensegment zugeordnet. Das Kabel auf der Trommel ist exakt dafür zugeschnitten.

Acht NKT-Kabeltrommeln sind bereits abgerollt

Acht NKT-Trommeln sind bereits abgerollt. Das heißt, rund zehn Kilometer Kabel liegen unter der Erde. 2420 Kilometer sind es, wenn der Suedlink fertig ist. Mit anderen Worten: Der Anfang ist gemacht. Mehr aber auch nicht. Und doch gibt es für Thon und seine Kollegen an diesem Wochenende etwas zu feiern. NKT hat die ersten beiden Kabelabschnitte miteinander verbunden. Das klingt trivial.

Doch das Herstellen einer solchen Muffenverbindung ist ein aufwendiges und komplexes Unternehmen. Es handelt sich um ein speziell für das Suedlink-Kabel entwickeltes Verfahren. Es ist noch nirgendwo zum Einsatz gekommen. Die Verbindung der ersten beiden Kabelabschnitte ist also in mehrfacher Hinsicht eine Premiere. „Für uns ist das ein Meilenstein“, frohlockt Florian Thon.

Demonstrieren, wie es geht, das darf er nicht. Jeder macht seins. Und wie NKT seins macht, das ist geheim und das soll es bleiben. Die Muffen bleiben unter Verschluss. Auf die Muffenhülle darf der Reporter einen Blick werfen, mehr nicht. Weder Fotoapparat noch Handy dürfen in der verschließbaren Lagerhalle auf dem überwachten Gelände gezückt werden.

Die schwarzen, rund 1,80 Meter langen, bauchigen Muffenhüllen sehen aus wie ein kurzer Torpedo. Sie dienen dem Schutz der Muffe. Eine jede wiegt 200 Kilogramm. 42 Kabelverbindungen müssen Thon und seine NKT- Kollegen auf dem 37 Kilometer langen Abschnitt zwischen Farven und Lauenbrück herstellen.

Florian Thon zeigt anhand eines Kabelabschnitts den Aufbau. Alle Ebenen müssen in einer Muffe miteinander verbunden werden.

Florian Thon zeigt anhand eines Kabelabschnitts den Aufbau. Alle Ebenen müssen in einer Muffe miteinander verbunden werden. Foto: Kratzmann

Bis die Muffe montiert ist, vergeht eine Woche

Für diesen Vorgang sind eigens Container entwickelt und gebaut worden. Sie haben Namen erhalten. Thon öffnet eine der drei Türen von Gernot und bittet herein. Keine Fotos - nur gucken. Der Ingenieur erklärt das Procedere: Der Container, dem die Mitte des Fußbodens fehlt, wird per Kran in den Graben über die vier Enden zweier Kabelpaare gestellt. Kleine Kräne im Inneren heben die Kabel an. Böcke werden unter die Kabel gestellt. Die mit blickdichten Aussparungen versehenen Türen an den schmalen Seiten des Containers werden verschlossen, die Werkbank eingerichtet. Dann beginnt die Muffenmontage. Eine Woche benötigen die Experten, im Fachjargon Jointer genannt, für die Montage einer Muffe. „Die Jointer haben das lange trainiert und sie machen nichts anderes“, unterstreicht Florian Thon.

Die Litzen des handgelenkdicken Kupferkerns, durch den ab 2028 dann 525.000 Volt fließen, werden in der Muffe verschraubt. Darüber liegt die fünf Zentimeter dicke Ummantelung. Darüber legen sich dicht an dicht kupferne Erdungsdrähte, ein jeder so dünn wie eine Kugelschreibermine. Dann kommen vier filigrane Glasfaserkabel und mehrere Mäntel. Zum Schluss eine metallene Kabelabschirmung.

Sind nach rund zwei Wochen alle Ebenen miteinander verbunden, ziehen die Jointer ab und Gernot oder Torsten, wie sein Zwilling heißt, wird abtransportiert - zur nächsten Muffengrube.

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