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Tag des Baumes

THier pflanzen Kinder mit dem Förster Buxtehudes Wald der Zukunft

Fleißige Helfer: Die Kinder des Waldkindergartens Ottensen helfen beim Pflanzen neuer Bäume im ehemaligen Bundeswehrwald in Buxtehude.

Fleißige Helfer: Die Kinder des Waldkindergartens Ottensen helfen beim Pflanzen neuer Bäume im ehemaligen Bundeswehrwald in Buxtehude. Foto: Richter

„Es war schwer. Aber ich habe ganz viele Bäume gepflanzt“, sagt Elias. Er und die anderen Kinder vom Waldkindergarten Ottensen haben dem Förster im früheren Bundeswehrwald beim Aufforsten geholfen. Hinter ihrem Einsatz steckt ein tieferer Sinn.

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Von Anping Richter
Donnerstag, 25.04.2024, 14:20 Uhr

Buxtehude. Im ehemaligen Bundeswehrwald sind die Kinder vom Waldkindergarten Ottensen zu Hause. Heute haben sie ihre Schaufeln dabei. Sie stützen sich auf sie, während sie konzentriert dem Förster zuhören, mit dem sie ihr Revier teilen. Uwe Fürst - die Kinder nennen ihn Uwe - erklärt Spannendes: Das Bündel in seiner Hand sieht auf den ersten Blick aus wie Äste mit trockenen Blättern, doch es sind Bäume, die sie heute pflanzen wollen, Rotbuchen und Roteichen. Riesengroß sollen sie später werden.

Der Förster hält einen Setzling hoch und zeigt, bis wohin sie ihn eingraben sollen. Möglichst gerade natürlich. Damit auch die Baumreihen gerade werden, spannt der Förster eine Schnur. Mit der Spraydose sprüht er pinke Kreuze auf den Boden. Dort sollen sie Pflanzlöcher graben.

Förster Uwe Fürst zeigt, wie die Kinder die Stecklinge einpflanzen sollen.

Förster Uwe Fürst zeigt, wie die Kinder die Stecklinge einpflanzen sollen. Foto: Anping Richter

„Auf die Plätze, fertig, los!“ Die Kinder stürmen mit ihren Schaufeln zu den Markierungen, Erde und Laub fliegen hoch. Die Pflanzlöcher tief genug zu graben, ist gar nicht so einfach. Uwe Fürst, Waldbesitzer Christoph Augustin, Erzieherinnen und Erzieher helfen und zeigen: Bei sehr festem Boden kann man sich auch auf den Spaten stellen.

Sie pflanzen die letzten 100 Setzlinge in einem 2,9 Hektar großen Waldstück, das gerade durchforstet wurde - ein Projekt, das die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Volksbank Stade-Cuxhaven aufgrund seiner ökologischen Bedeutung unterstützen. Der etwa 50 Hektar große ehemalige Bundeswehrwald wurde vor mehr als 20 Jahren verkauft. Heute gehört er der Familie Augustin. „Unsere Hofstelle ist seit mehr als 500 Jahren in Familienbesitz. Es war schon immer etwas Wald dabei“, erzählt Christoph Augustin.

Nachhaltiger Wald ist artenreich - aber nichts zum Reichwerden

Früher wuchsen fast nur Kiefern in dem als Truppenübungsplatz genutzten Wald. Die Augustins betreiben einen Reiterhof und kauften ihn vor allem als Ausreitgelände. Von den hohen Holzpreisen komme beim Waldbesitzer wenig an, sagt Christoph Augustin: „Einen Wald nachhaltig zu bewirtschaften, ist nicht besonders lukrativ. Es liegt mir aber am Herzen.“ Deshalb pflanze er jetzt 7000 Bäume: Roteichen, Rotbuchen und Douglasien, die mit den vorhandenen Kiefern zu einem robusten, artenreichen Mischwald werden sollen.

Die fachkundige Auswahl der Bäume und die Bewirtschaftung begleitet Uwe Fürst als Bezirksförster der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Forstbetriebsgemeinschaft Harsefeld. Entlang der Este gibt es Bereiche, die ganz sich selbst überlassen werden. Das Estetal ist seit 2018 Naturschutzgebiet, der Wald ein beliebtes Naherholungsgebiet, das die Augustins bewusst für alle zugänglich halten.

Waldbesitzer Christoph Augustin hilft einem Kind beim Einpflanzen.

Waldbesitzer Christoph Augustin hilft einem Kind beim Einpflanzen. Foto: Richter

„Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, haben mehr als 100 Jahre Bestand. Da muss man sich schon Gedanken machen“, sagt Uwe Fürst. Zum Beispiel über den Klimawandel. Deshalb pflanzen die Kinder neben Rotbuche vor allem Roteiche. Letztere ist eigentlich in Nordamerika beheimatet und besonders trockenheitsresistent. Mit ihrer prächtigen herbstlichen Blattfärbung hat sie den Indian Summer berühmt gemacht.

Mühsamer Kampf gegen nicht einheimische Baumarten

Nebenan ist zu sehen, wie die Fläche, die die Kinder aufforsten, in acht, neun Jahren aussehen wird: Die Douglasien erreichen schon fünf bis sechs Meter, Roteichen sind mit sieben bis acht Metern fast doppelt so hoch wie die Buchen nebenan. Daneben haben sich Birke und Faulbaum angesiedelt - und eine beim Förster weniger beliebte Art.

„Die spätblühende Traubenkirsche hatte sich hier ausgebreitet“, erklärt Uwe Fürst. Dieser Neophyt, eine nicht einheimische Art, stammt aus Nordamerika und drängt andere, heimische Pflanzenarten zurück. Auf der durchforsteten Fläche ist sie nirgends mehr zu sehen, doch einige werden wohl wieder hoch kommen: „Die nehmen wir dann raus. Der Pflegeaufwand ist hoch.“

Warum sich der Rehbock am Baum schubbert

„Guck mal, hier hat der Bock gefegt“, ruft Jan. Der Förster geht zu ihm und sieht gleich, was er meint: Die Rinde eines jungen Baums fehlt an einer Stelle. Die männlichen Rehe bekommen jedes Jahr ein neues Gehörn, das von einer Fellhaut bedeckt ist. Wenn das Wachstum abgeschlossen ist, stirbt sie ab. Der Bock will sie loswerden und schubbert sein Gehörn deshalb an den Bäumen. So etwa erklärt es Jan. Als älteres Waldkindergartenkind weiß er so etwas.

Wenn der Bock zu viel Rinde abschubbert, kann ein junger Baum daran sterben. Die Fläche, auf der die Kinder inzwischen viele Setzlinge in frisch gegrabenen Löchern versenkt haben, wird zum Schutz vor Wild umzäunt. Vor allem die Roteiche schätzen Rehe. „Die würde ohne Zaun viel zu schnell verbissen. So kann sie schön hochkommen“, erklärt der Förster. Nach ein paar Jahren kann der Zaun entfernt werden.

Bäume pflanzen ist anstrengend

Inzwischen ist es Zeit für eine Frühstückspause geworden. Augustin hat Quarkbällchen und Kakao für seine jungen Forsthelfer dabei. Sie setzen sich zum Essen auf einen Baumstamm. Den jüngsten fallen schon fast die Augen zu.

Bäume pflanzen ist anstrengend, macht aber stolz. Später, wenn sie nicht mehr im Kindergarten sind, können sie immer zurückkommen und gucken, was aus ihren Bäumen geworden ist, sagt Uwe Fürst. Und ihre Kinder und Enkelkinder auch.

Erschöpft, aber zufrieden: Die Kinder vom Waldkindergarten Ottensen mit Erziehern, Förster Uwe Fürst (2. v. l.) und Waldbesitzer Christoph Augustin (ganz links).

Die Kinder vom Waldkindergarten Ottensen mit Erziehern, Förster Uwe Fürst (2. v. l.) und Waldbesitzer Christoph Augustin (ganz links). Foto: Anping Richter

Internationaler Tag des Baumes

Der internationale Tag des Baumes soll die Bedeutung des Waldes für den Menschen und die Wirtschaft im Bewusstsein halten. Am 25. April 1952 hat die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ihn in Deutschland eingeführt. Seit Jahrzehnten ist er einer der größten Mitmachaktionen im Baum- und Waldschutz.

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